Der Problemmann (German Edition)
wollte.
--
„Was ist eigentlich aus dir und Michael geworden?“, wollte Jennifer eines Mittags wissen.
Anna war überrascht, dass Jennifer sich erstens tatsächlich für Anna interessierte und das sie zweitens seinen Namen nicht vergessen hatte.
„Nichts weiter.“
„Wie, nichts weiter? Der war doch aber so nett zu dir. Er hat dich doch noch vor Weihnachten immer abgeholt.“
„Ja das stimmt. Aber nun tut er das nicht mehr.“
„Möchtest du darüber reden?“
„Eigentlich nicht.“
„Es würde dir bestimmt helfen. Dann kann man irgendwie besser mit der Trauer umgehen und sie verarbeiten.“
Überrascht sah Anna sie an. Hatte das gerade Jennifer gesagt? Um sicher zu gehen drehte sich Anna zu allen Seiten um.
„Ich glaube kaum, dass ich das mit dir besprechen möchte.“
„Aber warum nicht? Wir sind doch Freundinnen.“
„Nein, Jennifer, wir sind Kolleginnen.“
„Wieso sagst du immer so etwas Gemeines zu mir? Hab ich dir etwas getan?“
„Das ist nicht böse gemeint. Wir haben lediglich den gleichen Arbeitgeber.“
„Ich dachte du bist meine Freundin.“
„Wie kommst du nur darauf? Weißt du eigentlich was eine Freundschaft bedeutet?“
„Selbstverständlich. Man ist für einander da, man hat Spaß zusammen, redet, geht Kaffee trinken. Was soll das? Du weißt doch selbst ganz genau was Freundinnen tun.“
„Ja, ich weiß das. Aber alles von dem du eben gesprochen hast, tun wir nicht. Wir verbringen unsere Zeit zwangsläufig gemeinsam.“
„Was meinst du damit? Würdest du sonst nicht mit mir zu Mittag essen?“
Anna fühlte sich in die Ecke gedrängt. Warum kapierte Jennifer nicht, dass Anna niemals ihre Freundin werden würde?
„Jennifer, wir sind doch völlig unterschiedlich.“
„Das ist keine Antwort.“
„Sag mal, willst du das nicht begreifen? “
„Ich hatte gehofft, dass du mich magst. Du musst das nicht tun, wenn du mich so ätzend findest.“
„Na ja, so schlimm ist es nun auch wieder nicht“, log Anna und dachte, dass sie für ihr Verhalten Jennifer gegenüber, sicher in der Hölle schmoren würde.
Irgendwie tat Jennifer ihr leid. Ganz bestimmt war sie ein liebenswerter Mensch, das konnte Anna nur nicht an ihr entdecken. Oder wollte sie es lediglich nicht? Sollte sie Jennifer doch eine Chance geben?
„Was ist denn nun mit Michael? Ich dachte der wäre der Richtige für dich.“
Anna wusste nicht mehr was sie dazu hätte sagen sollen.
„Du hast auch immer eher Pech mit den Männern, stimmt’s?“
Jennifer gab so schnell nicht auf und Anna kapitulierte.
„Ja, das scheint so zu sein. Für mich wird es wohl nie den einen geben.“
„Das ist doch quatsch. Für jeden gibt es da draußen einen Gegenspieler. Ich dachte für einen Moment, dass es Tom hätte für dich sein können. Aber du warst ja mit Michael zusammen.“
Was genau spielte sich hier ab?
„Wie kommst du auf so etwas?“
„Weiß nicht, du und Tom ihr gebt so ein schönes Paar ab. Alle denken immer du bist nicht hübsch und viel zu unscheinbar für so einen tollen Mann wie Tom. Aber ich denke das nicht. Du kannst bestimmt gut aussehen. Du machst nur viel zu wenig aus dir.“
Anna wusste nicht ob sie lachen oder weinen sollte.
„Ehrlich, ich verstehe nicht, warum du dir nicht den Tom greifst. Der scheint dich doch auch sehr zu mögen und ihr verbringt abgesehen davon doch auch viel Zeit miteinander.“
„Wir sind nur Freunde“, Anna war zu schwach für Emotionen.
„Ich könnte das nicht. Tom ist doch ein wahres Schnuckelchen. Von dem könnte ich nicht die Finger lassen. Hat ja irgendwie mit ihm und mir nicht geklappt, da ich gemerkt hatte, dass ich viel zu sehr an Dennis hänge.“
Als ob dies das Stichwort für Jennifer gewesen wäre, fing sie erneut an von Dennis zu berichten. Anna war die Rolle als stummer Zuhörer zugedacht worden und sie war nicht traurig darüber.
--
Ein Lächeln huschte über Annas Gesicht, als sie an dieses Essen mittags in der Kantine dachte. Es war ihr wie eine Ewigkeit vorgekommen, dabei war sie gerade 24 Stunden von einer Welt entfernt in der sie sich bestens auskannte. Sie öffnete ihre Augen in der Hoffnung endlich erkennen zu können, wie die Landschaft um sie herum beschaffen war. Was sich ihr bot, verschlug ihr den Atem. Es war in der Tat wunderschön. Noch nie zuvor hatte sie so etwas gesehen. Hier würde ihre Kreativität voller Elan sicher nicht nur ihr mitgebrachtes Skizzenbuch füllen. Das glaubte sie jedenfalls an diesem
Weitere Kostenlose Bücher