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Der Problemmann (German Edition)

Der Problemmann (German Edition)

Titel: Der Problemmann (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sigrun Misselhorn
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wollte sie verstehen was gesagt wurde. Sehr langsam gewöhnte sie sich an die fremd klingende Sprache. Wenn sie nicht in den tiefen ihres Herzens eine Abneigung gegen alles verspüren würde, hätte sie sich sogar darauf einlassen können und sich wenigstens bemüht sich zu verständigen.
    Zum wiederholten Male drehte und wendete sich Anna in ihrem Bett. Sie war müde und konnte dennoch nicht mehr schlafen. Es nützte alles nichts. Ruckartig öffnete sie ihre Augen und sah an die Decke. Keine Überraschung erwartete sie. Die sah noch genauso schäbig und renovierungsbedürftig wie jeden Tag aus. Im Zeitlupentempo krabbelte sie aus dem Bett, stieg in ihre Flip Flops und ging hinüber zum Fenster, um dessen Vorhang zu öffnen. Sie erinnerte sich, wie sie dies vor zwei Wochen das erst Mal getan hatte und wie groß die Enttäuschung war, nichts zu sehen. Nicht einmal Licht drang in das Zimmer. Was daran lag, dass von Außen Fensterläden den Blick versperrten. Umständlich entriegelte sie erst das Fenster und dann dessen Läden. Darin hatte sie nun Übung und es ging ihr verhältnismäßig schnell von der Hand, dauerte jedoch noch immer einige Minuten. Am Morgen nach der ersten Nacht hatte sie eine geschlagene Halbe Stunde davor gestanden, daran gerüttelt, gezerrt, zwischendurch angefangen zu weinen, wieder gerüttelt und gerissen, bis ihr auffiel dass sich ein winziger Haken in einer Ecke befand, den sie als erstes lösen musste. Plötzlich erklärte sich der Mechanismus von selbst. Sie entdeckte einen Haken nach dem anderen und löste jeden einzelnen, bis sich die Läden behäbig aufschieben ließen. Sonne hatte sie geblendet. War es im Inneren des Hauses eher kühl, schlug ihr nun ungewohnte Wärme entgegen. Sie hatte eine Hand gehoben, sich vor ihre Augen gehalten und versucht hindurch zu linsen. Langsam begannen Gegenstände Umrisse zu erhalten. Sie sah eine Bank an einem Baum lehnen. Um weiter in die Ferne blicken zu können blendete sie die Sonne viel zu sehr und ihre Augen schmerzten. Sie sah zu der Bank und den Baum, dessen Blätter ein saftiges Grün hervorbrachten. Es kam ihr vor, als wäre sie durch ein Zeitportal geschritten. In Deutschland war die Natur noch lange nicht so weit sich Grün an den Bäumen zu leisten. Sie war vor ihrer Abreise völlig begeistert gewesen, dass immerhin die ersten Frühlingsboten in Form von Krokussen sich hatten blicken lassen. Während sie noch immer versuchte zu erkennen, was sich am Horizont vor ihr auftun würde, wehte ihr ein lauer Wind ins Gesicht und bewegte ihr Haare, als ob ein Geist seine Hand durch sie hindurch gestrichen hätte. Ein Schauer lief ihr den Rücken herunter. Sie schloss die Augen, legte die Hand auf die Fensterbank, wo bereits ihre andere lag und genoss die Wärme. Für einen kurzen Moment war sie zufrieden. Keine Gedanken an Einsamkeit oder an verloren gegangene Liebschaften quälten sie. Die Ruhe die sie umgab war gespenstisch. Irgendwo zwitscherte ein Vogel, worauf ihm ein anderer zu antworten schien. Erst als sie einen Hund bellen hörte bemerkte sie, dass sie tatsächlich nicht allein auf der Welt war. Sie löste sich vom Fenster und ging zur Tür. Als ob diese sich nicht von ihr bändigen lassen wollte, gab sie unter lauten Knarren nach und ließ sich durch drücken ihres gesamten Körpergewichts öffnen. Lediglich im T-Shirt, in dem sie geschlafen hatte und mit ihre Flip Flops bekleidet, setzte sie sich auf die Bank. Das Holz war gewärmt von der Sonne. Mit geschlossenen Augen lehnte sie am Baum und wäre beinahe wieder eingeschlafen, so friedlich war es. Sie wusste nicht wie lange sie auf der Bank gesessen hatte, es war ihr vollkommen gleich. Niemand würde ihr hier sagen was sie zu tun und zu lassen hatte. Endlich würde sie frei entscheiden können, wie sie ihre Tage verbringen würde. Das war die ganze Plackerei in der Antragsabteilung der Versicherung wert.
    Sie dachte an ihre unfreundlichen Kolleginnen und an Jennifer, die noch immer darum bemüht war ihre Freundin zu werden. Oft verbrachte Anna ihre Mittagspause mit ihr, da Anna sich dachte es sei besser mit Jennifer die Zeit zu verbringen, als auf ein Telefon zu starren, was niemals klingelte. Ob Anna es hätte wissen wollen oder nicht, hielt Jennifer sie über Dennis und sein Verhalten ihr gegenüber auf dem Laufenden. Nichts von dem wollte Anna hören. Es erinnerte sie schmerzlich an die letzte misslungene Beziehung zu einem Mann, der sich einfach nicht bei ihr melden

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