Der Problemmann (German Edition)
es gestatten.
Endlich hielt das Taxi in seiner Straße. Er zahlte, so wie er es bereits im Restaurant getan hatte und sie verließen die Sicherheit des Wagens. Nun war es soweit. Es gab kein zurück mehr. Ohne ein Wort zu wechseln, gingen sie in seine Wohnung, die in einem Altbau und einer angenehmen Gegend gelegen war. Als Marion die Wohnung betrat, fühlte sie sich augenblicklich wohl. Es roch wie bei ihren Eltern zu Hause. So, als ob sie heimgekommen wäre. Stumm sah sie sich um, während Walter ihr den Mantel abnahm.
„Möchtest du etwas trinken?“
„Gern.“
Er verschwand in die Küche.
„Sieh dich nur um, es wird bald dein zu Hause sein“, sagte er aus der Küche heraus.
Zögerlich betrat Marion den ersten großen Raum. Es war ganz anders, als sie es von Menschen in seinem alter gewohnt war. Die gesamte Einrichtung hatte etwas Altmodisches. Ein wilder Mix der Stile aus den 1960er bis in die 1980er Jahren war zu erkennen. Obwohl es eigentümlich auf sie wirkte, störte es sie in keiner Weise. Sie fühlte sich wohl. Sie war zu Hause. Jeder hätte schreiend spätestens beim Anblick der gemusterten Tapete das Weite gesucht, so wie beinahe jede Frau es getan hatte, die Walter bisher überzeugen konnte seine Behausung zu betreten. Über Marion legte sich eine kaum gekannte Gelassenheit. Hier würde ihr nichts Schlimmes passieren. Hier wäre sie sicher. Walter kam mit zwei Gläsern gefüllt mit Wein aus der Küche.
„Möchtest du gern das Zimmer sehen, in dem du wohnen kannst?“
Er reichte ihr ein Glas, augenblicklich tranken beide daraus. Marion hatte bereits viel zu viel getrunken, obwohl sie glaubte dieses eine Mal den Ekel nicht durch Alkohol betäuben zu müssen. Sie fühlte sich unglaublich erwachsen. Sie war in der Wohnung eines fremden Mannes, mit dem sie bald Sex haben würde. Ihr Pulsschlag erhöhte sich. Ein Gefühl der Euphorie legte sich über sie, als ob sie jeden Moment ihre Jungfräulichkeit verlieren und nicht ahnte was auf sie zukommen würde. Walter führte sie durch die Wohnung, relativ emotionslos zeigte er ihr die Räume, als sei sie eine Studentin, der er ein Zimmer untervermieten wollte. Die Wohnung war riesig und komplett verwinkelt, Marion glaubte bereits sich verlaufen zu können. Wo war noch mal der Eingang? Vor einer verschlossenen Tür blieben sie stehen. Walter öffnete ihr und gab ihr den Blick auf einen verhältnismäßig leeren Raum frei.
„Das wäre es“, sagte Walter, „das war früher mal mein Kinderzimmer.“
Marion trat einen Schritt hinein. Walter schaltete die Deckenleuchte ein. Sie sah sich um und versuchte sich Walter als Kind vorzustellen, wie er auf dem Fußboden saß und mit kleinen Autos spielte. Er war bestimmt ein einsames Kind, ganz so wie sie selbst. Erst als sie älter wurde, eigentlich erst seitdem sie erwachsen war, hatte sie tatsächlich so etwas wie Freunde. Hier würde sie nun also ihre Zukunft beginnen. Sie würde das Haus verlassen in dem sie sich eigentlich immer wohl gefühlt hatte. Christian hatte alles nach ihren Wünschen realisiert. Die Kacheln im Badezimmer hatte sie ebenso ausgesucht, wie die Tapete im Schlafzimmer. Die gesamte Inneneinrichtung hatte er ihr überlassen. Abgesehen davon wusste sie nicht, wie es sein würde in einer Etagenwohnung zu leben. Bis sie mit Christian in das gemeinsame Haus gezogen war, wohnte sie bei ihren Eltern. Erst bei Fertigstellung des Hauses zog sie mit Christian zusammen. Sie konnte sich ein anderes Leben nicht vorstellen. Und nun würde sie bald in einem Zimmer in einer Wohnung leben müssen. Oder würde sie doch gleich richtig mit Sack und Pack hier einziehen und alle Zimmer mit ihrem Leben füllen?
Ohne mit Walter zu sprechen, lächelte sie ihn an. Er nahm sie bei der Hand und zog sie zurück in den Flur, um ihr den Rest der Wohnung zu zeigen. Im Grunde blieb lediglich ein Zimmer übrig. Er öffnete die Tür. Abgestandene, kühle Luft schlug ihnen entgegen.
„Entschuldige, ich mag es gern im kalten zu schlafen. Ich mach gleich die Heizung an.“
Zuvor öffnete er ein Fenster und ließ frische Luft hinein. Auf einem kleinen Tisch schaltete er eine Lampe ein. Spärlich beleuchtete sie das Zimmer. Marion stand in der Mitte, nahm einen Schluck Wein und sah sich um. Hier war es ebenso karg eingerichtet, wie in dem Zimmer, was künftig ihr gehören sollte. Erleichtert stellte sie fest, dass er ein neues modernes Bett besaß. Sie fürchtete bereits, dass er im elterlichen Ehebett schlafen könnte.
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