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Der Problemmann (German Edition)

Der Problemmann (German Edition)

Titel: Der Problemmann (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sigrun Misselhorn
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Anna sog die Landschaft in sich auf. Langsam entfernten sie sich der hügeligen Landschaft. Statt Weinreben, so weit das Auge reichte, sah sie nun Felder auf denen sich Maispflanzen daran machten in einer immer scheinenden Sonne heranwachsen zu wollen. Merkwürdige Landstriche in denen Bäume in Reih und Glied gepflanzt worden waren, zogen an ihnen vorbei. Sie hatte Tom gebeten die Klimaanlage abzuschalten, sie würde gern mit geöffnetem Fenster fahren wollen. Mit dem Kopf zu Seite lehnend atmete sie tief die nach Kräutern und Blumen duftenden Aromen der Gegend in sich ein. Der Fahrtwind wirbelte ihre kurzen Haare durcheinander, sie glaubte den Frühling in ihnen wahrnehmen zu können. Nach einem mageren Frühstück, ihr war noch immer ein wenig schlecht gewesen, ging es ihr inzwischen zwar deutlich besser, die frische Luft tat den Rest, damit sie sich endlich wieder stabilisiert fühlte.
    Beim hineinfahren in die kleine Stadt stellte sie fest, dass sie hier bereits gewesen war. Bei ihrer Ankunft hatte sie hier zwei Stunden auf dem Busbahnhof verbracht. Tom parkte den Wagen nahe der Altstadt und sie schlenderten durch kleine Gassen, vorbei an vielen kleinen Geschäften, bis sie auf einem Platz zum stehen kamen. Kein Auto fuhr hier. Eine merkwürdige Atmosphäre lag über der Stadt. Ruhig und doch geschäftig.
    „Zur Zeit sind die meisten Geschäfte geschlossen“, sagte Tom, „lass uns etwas zum Mittag essen.“
    Ohne sich wehren zu können, trottete sie ihm hinterher. Er schien genau zu wissen wo er hin wollte. Wieder gingen sie vorbei an mehreren Geschäften und Restaurants, bis sie in einem kleinem, weit ab von den breiteren Straßen ankamen. Tom sprach mit dem Kellner, der ihn offenkundig kannte und sich freute ihn wieder zu sehen. Sie setzen sich an eine kleinen ruhigen Tisch im Innenhof. Hier war es kühl, die Sonne hatte keine Möglichkeit ihre mittlerweile heißen Strahlen zu senden. Anna hatte Angst vor der Zweisamkeit mit Tom. Früher oder später würde zur Sprache kommen, was sie getrieben hatten. Was hätte sie darauf sagen sollen? Sorry, Tom, du warst ein super Liebhaber, aber ich kann dich nicht lieben, ich warte auf Christian. Hätte sie ihm das sagen können? Die Stimmung zwischen ihnen war anders. Die Leichtigkeit war verschwunden. Machte Sex tatsächlich alles kaputt? Hatte sie mit dieser einen Nacht alles aufs Spiel gesetzt?
    Während des Essens versuchte Tom eine Konversation in Gang zu bringen. Er erzählte von seinem Studium, von seiner Diplomarbeit und dass er in den letzten Zügen damit war. Nur noch wenige Wochen waren ihm bis zur Abgabe geblieben. Er machte sich keine Sorgen mit einer guten Note abzuschließen. Einen anständigen Job hätte er bereits in Aussicht. Die Versicherung würde ihn weiterhin beschäftigen. Zukünftig allerdings als Leiter der IT-Abteilung und er sei dann lediglich dem Vorstand unterstellt. Damit hätte er endlich mit Anfang 30 geschafft, wovon er lange geträumt hatte. Anerkennend sah Anna ihn an. Bisher war ihr nicht aufgefallen wie zielorientiert er war.
    „Es freut mich für dich. Was erwartest du als nächstes von deinem Leben?“
    „Ich weiß nicht. Ich wollte das erst einmal schaffen.“
    „Willst du nicht irgendwann heiraten und Kinder?“
    „Keine Ahnung. Darüber habe ich bisher nicht nachgedacht. Eigentlich wollte ich das nie.“
    „Du willst keine Familie, kein Haus in der Vorstadt, keine Frau?“
    „Na ja, eine Frau wäre schon nicht schlecht. Ein Haus in der Vorstadt kann ich mir nicht vorstellen. Ich weiß es wirklich nicht, das wird sich finden. Abgesehen davon bräuchte ich zuerst eine Frau.“
    „Stimmt, ohne Frau wird es schwierig.“
    Das Gespräch nahm einen Verlauf, den Anna nicht gewollt hatte. Es hätte die Frage aufkommen können, ob sie sich ein Leben mit ihm vorstellen könnte und ob sie nicht eventuell die Mutter seiner Kinder hätte sein wollen.
    „Sag mal“, versuchte sie abzulenken, „wann machen denn die Geschäfte wieder auf?“
     
    Glücklicherweise war es bereits nach drei am Nachmittag und die Stadt füllte sich wieder mit Leben. Kaum betraten sie die Straße, kamen die Menschen wie Ameisen nach einem langen Regen aus ihrem Bau. Die engen Gassen bevölkerten sich zusehend. Die kleinen Bars waren plötzlich gefüllt und auf dem Platz trafen sich nun Menschen, Kinder tobten herum. Anna war beeindruckt und genoss die Atmosphäre. Immer mehr fing sie an dieses Leben zu lieben. Wenn es nach ihr gegangen wäre, hätte

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