Der Problemmann (German Edition)
sie für immer an diesem Ort bleiben können, dabei sprach sie noch immer kein Wort Italienisch. Tom schlug vor in einer Bar noch einen Espresso zu trinken. Anna nickte stumm mit dem Kopf und war froh, dass Tom vergessen hatte mit ihr shoppen zu gehen. Wie zuvor trottete sie ihm stoisch hinterher, immerhin kannte er sich aus. Auf einmal blieb er vor dem Schaufenster eines Ladens stehen, nahm ihre Hand und zog sie hinter sich her in das Geschäft. Im Inneren griff er zielsicher nach einem Kleid, schob sie zu einer Kabine und steckte sie quasi hinein. Ohne Widerworte zog sie das Kleid an. Überraschender Weise passte es. Wie konnte er ihre Größe wissen? Und glaubte er tatsächlich, dass sie jemals ein solches Kleid tragen würde? Es hatte einen klassischen Schnitt. Es hätte ohne weiteres aus den 1950er Jahren entstammen können, abgesehen davon, dass es ein wenig zu kurz war und der Ausschnitt zu viel preisgab. Es saß wie angegossen. Anna war selbst erstaunt über das Bild, was der Spiegel ihr bot.
„Und, passt es?“
„Ja, bestens.“
Sie hatte kein Interesse aus der Kabine zu kommen und fragte sich warum sie ihn nicht angelogen hatte.
„Komm schon, zeig dich.“
Ohne zu fragen zog er den Vorhang zurück. Sie konnte das Staunen in seinem Gesicht erkennen.
„Warum zum Henker trägst du nie solche Kleider?“
„Das ist albern.“
„Nein, du siehst phantastisch aus. Du solltest immer so was anziehen.“
„Du spinnst. Das sieht lächerlich aus.“
„Das behältst du jedenfalls gleich an. Es steht dir unglaublich gut.“
„Das kann ich mir nicht leisten.“
„Es ist ein Geschenk. Und da widerspricht man nicht.“
Anna gab nach, da sie sich auf keine Diskussion mit ihm einlassen wollte. Dann sollte er das verdammte Kleid eben kaufen, sie würde es mit Sicherheit nicht noch einmal tragen.
Kaum betraten sie die Straße bemerkte Anna, wie sie von diversen Männern angesehen wurde. War es das Kleid oder sie? Sicher würden alle das wundervoll geschnittene Kleid bewundern. Und doch fühlte Anna sich sehr wohl. Auf diese Weise von fremden Männern begehrt zu werden, kannte sie nicht. Vor einer Bar kamen sie zum stehen. Tom sah sich nach eine freien Platz um. Die Blicke der Männer lagen auf ihr und sie fühlte sich unglaublich gut. Noch nie war sie so sehr Frau, wie an diesem Tag. Sie reckte sich zu Tom, um ihn einen Kuss zu geben, als sie aus dem Augenwinkel einen Mann sah, der ihr bekannt vorkam. Das konnte nicht sein. An diesem Ort konnte er nicht sein. Tom griff in dem Moment nach ihr, als sie ihm einen Kuss gegeben hatte und zog sie an sich. Er strahlte sie an und drückte ihr einen Kuss auf den Mund. Wie paralysiert ließ sie es über sich ergehen. Stocksteif stand sie neben ihm. Tom blieb nicht unbemerkt was in Anna vorging, konnte nur nicht ahnen, was der Grund dafür hätte sein können. Er sah sie fragend an, sie dabei noch immer fest im Arm haltend.
„Was ist los?“
„Da, da drüben sitzt er.“
„Wer?“
Tom blickte sich um. Er konnte nicht sehen was sie meinte, bis ihm ein Mann mit blonden Haaren auffiel. In Norditalien gab es durchaus blonde Männer, trotzdem sah Tom sofort, dass dieser Mann ein Deutscher war. Da er ihn nicht kannte, sein Aussehen aber in das Beuteschema von Anna passte, konnte es nur Michael sein. In dem Moment, als Tom ihn ansah, bemerkte Michael, dass er die Frau in Toms Armen kannte. Sie sah demonstrativ in die andere Richtung.
„Hat er mich erkannt?“
„Ich denke schon. Er starrt hier her.“
„Und, ist er mit einer Frau zusammen?“
„Wie es aussieht nicht, da sitzen ausschließlich Kerle am Tisch. Willst du nicht rüber gehen und ihn begrüßen?“
„Spinnst du. Bring mich hier sofort weg.“
„Aber es wäre eine unglaubliche Demütigung, wenn du ihn in meiner Gegenwart ansprechen würdest. Vor allem da du gerade umwerfend aussiehst. So eine Chance bekommst du nie wieder.“
Erstaunt sah sie Tom an. Was hatte er gerade gesagt? Sie glaubte sich verhört zu haben. Aber auf der anderen Seite hatte er Recht. Nie wieder würde sich eine derart günstige Gelegenheit bieten.
„Okay“, sagte sie, „ich mach es.“
Tom ließ sie nicht los während sie auf direktem Weg auf Michael zu steuerte, der sie mit leicht geöffnetem Mund anstarrte.
„Hallo Michael, das ist ja ein Zufall dich hier zu treffen, was machst du, bist du im Urlaub?“
„Äh, ja oder nein. Wir sind zum Fußball hier. Heute Abend ist ein Spiel.“
„Wie schön. Darf ich
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