Der Problemmann (German Edition)
blonden Haare mochte sie an ihm besonders. Mittlerweile trug er sie jedoch kurz, da es in seinem Beruf als Unternehmensberater seriöser wirkte und insgesamt besser zu seinem Auftreten in Anzügen passte, als die jugendlichen längeren Haare, die er damals sogar gern als Zopf getragen hatte. Sein freundliches Wesen und seine Art seine weißen Zähne beim Lächeln aufblitzen zu lassen hatte sie sofort für ihn einnehmen lassen. Ihr wäre es egal gewesen, wenn auch er nicht mehr in seinen Hochzeitsanzug gepasst hätte. Er gehörte ihr. Zum Zeichen dessen trug er einen Ehering und nahm diesen nicht einmal unter der Dusche ab. Zu ihrem Glück fehlte ausschließlich ein Kind.
Mittlerweile war sie über 30. Seit sechs Jahren versuchten sie eine richtige Familie zu werden. Beinahe alle ihre Freundinnen hatten ihr Ziel erreicht. Marion kam sich minderwertig vor, da sie ihre Bestimmung noch nicht erfüllt hatte. Für sie bedeutete es unter anderem, seit sechs Jahre mit Christian regelmäßig schlafen zu müssen. Das alles frustrierte sie sehr. Es konnte nur an ihm liegen, denn sie gab nun wirklich alles, um endlich schwanger zu werden. Mehr konnte sie ihrer Meinung nach nicht tun. Für sie war es eindeutig, dass es an seinem Unvermögen lag. Zumal er selten zur Stelle war, wenn sie bereit dazu gewesen wäre, ihn zu empfangen. Wie oft hatte sie ihm gesagt, an welchen Tagen er mit ihr schlafen dürfte. Und was machte er? Er fuhr auf Geschäftsreise. Das konnte nur einen Grund haben, er wollte nicht, dass sie ein Kind von ihm bekam. Sicher wollte er mit der anderen Frau eine Familie gründen. Warum sonst war er so oft fort?
Sie hatte angefangen seine Kontoauszüge heimlich zu studieren. Immerhin hatte sie nachmittags viel Zeit, sein Büro zu durchwühlen. Er hatte sich in einem kleinen Zimmer, was einer Abstellkammer gleich kam, eingerichtet, um zur Not auch am Wochenende arbeiten zu können. Irgendeinen Beweis seiner Untreue musste es doch geben. Nachdem sie nichts Auffälliges gefunden hatte, fing sie an sein Handy regelmäßig zu untersuchen. Wenn er das Haus verließ, um zu joggen, kramte sie in seinen Sachen nach seinem Telefon, was er ausschließlich für diesen Moment unbeaufsichtigt ließ. Aber auch hier fand sie nichts, was auf eine andere Frau schließen ließ. Dennoch war sie davon nicht abzubringen. Marion war überzeugt, dass früher oder später alle Männer ihre Frauen betrügen würden.
An diesem Freitagabend saß sie auf dem Sofa, sah eine ihrer liebsten Serien im Fernsehen und wartete auf ihn. Das wundervolle Gerät, was sie richtig lieb gewonnen hatte, signalisierte ihr für den heutigen Tag, dass Christian seinen ehelichen Pflichten nachkommen sollte. Ausnahmsweise war sie sogar dazu bereit gewesen auf ihre Serie zu verzichten, um sich ihm hinzugeben. Man musste eben ab und zu Opfer bringen. Bereits Mitte der Woche hatte sie Christian darauf aufmerksam gemacht, dass es am Freitag wohl soweit sein würde und er in sie eindringen durfte, er könnte sich freuen. Das sagte sie ihm mit einem bitterbösen sarkastischen Unterton, da sie davon ausging, dass er sich keineswegs freuen würde, ein Besuch bei seiner Geliebten wäre ihm bestimmt angenehmer gewesen. Voller Wut, über ihn und seine Untreue, saß sie im Wohnzimmer und stierte in den Fernseher, ohne zu begreifen was sich dort abspielte. Die Abstände in denen sie auf die Uhr sah wurden immer kürzer. Ganz sicher war er bei seiner Freundin und würde später zu erschöpft sein, um mit ihr das zu tun, was seine Pflicht gewesen wäre. Die Vorstellung, dass er in sie dringen würde, nachdem er sich in einer anderen vergnügt hatte, ekelte sie beinahe mehr, als der eigentliche Akt selbst.
Sie ahnte nichts von dem, was sie Christian mit ihrer Art und ihrem Misstrauen antat. Natürlich wollte er ihr nah sein, selbstverständlich wollte er auch Sex mit ihr. Aber nicht auf diese Weise. Nicht auf Bestellung. Schließlich war er keine Besamungsmaschine. Er wollte Zärtlichkeiten mit ihr tauschen, ihr sagen wie sehr er sie liebte, dass sie für ihn noch immer attraktiv war. Er wollte ihre Haut spüren, sie nackt sehen und vor allem ihr dabei zusehen, wenn sie erregt war. In diesen Genuss kam er jedoch nie. Was zum einen daran lag, dass sie nie Spaß am Sex hatte. Ihr Körper funktionierte, wie man es von ihm erwarten konnte, aber andere Empfindungen hatte sie nicht.
Für Christian wäre es ausreichend gewesen, neben ihr liegen zu dürfen und sie in seinen Armen
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