Der Problemmann (German Edition)
zu halten. An Sex wagte er kaum zu denken, das erregte ihn unnütz und er war gezwungen es sich irgendwann in der Nacht selbst auf der Toilette zu besorgen. Das war fast noch schlimmer, als von ihr abgewiesen zu werden. Er schämte sich, wenn er auf dem Toilettendeckel saß und versuchte sich auf sie zu konzentrieren. Nie dachte er dabei an eine andere Frau. Er liebte Marion. Sie war die Frau seiner Begierde. Schade nur, dass sie das offensichtlich nicht zu bemerken schien, obwohl er sich viel Mühe gab, ihr zu zeigen, wie sehr er sie liebte. Wenn er auf Bestellung bereit sein sollte, versetzte ihn das beinahe in Panik. Er hatte Angst zu versagen, denn er fand das alles andere als erotisch. Um in Stimmung zu kommen, hätte er sie gern mit einem Vorspiel verwöhnt, was sie in den meisten Fällen zu verhindern wusste. Sie erlaubte es ihm ausschließlich, wenn sie merkte, dass er sonst nicht in sie eindringen konnte. Marion ließ das alles über sich ergehen. Wenn er nicht in der Lage war mit ihr zu schlafen, dann glaubte sie erst recht, dass er eine andere Frau lieben würde. Sie drehten sich im Kreis und es schien kaum einen Ausweg aus dieser Situation zu geben.
Mit jeder Minute die verging wurde sie unruhiger. Darauf, was im Fernseher passierte, konnte sie sich nicht mehr konzentrieren. Dabei war diese heutige Folge sehr wichtig. Wenn sie jetzt nicht aufmerksam blieb, würde sie den Anschluss verpassen. In wenigen Minuten entschied sich, ob es Marten oder Jannik gelingen würde, das Herz der erfolglosen Krankenschwester zu erobern und somit ihr Leben für immer zu verändern. Die Wut in Marion schien übermächtig zu werden und sie von innen zu zerfressen. Selbst das schaffte Christian ihr zu vermiesen und das, obwohl er nicht bei ihr war und sie mit seiner Anwesenheit belästigte. Anstatt auf die Dialoge zu hören, malte sich Marion aus, wie Christian bei einer anderen Frau war und diese nach allen Regeln der Kunst verführte. Ganz bestimmt würde er danach kein Interesse mehr an ihr haben.
Marion wusste, wie romantisch veranlagt er war und wollte dass er sich wohlfühlte. Aus diesem Grund hatte sie ihm sogar sein Lieblingsessen zubereitet, was nun seit Stunden verkocht in der Küche stand. Warum hatte sie sich soviel Mühe mit ihm gemacht, wenn er es vorzog in einer Anderen zu stecken?
Um kurz nach 21 Uhr hörte sie die Tür klappen. Unmittelbar danach stand er im Wohnzimmer und entschuldigte sich bei ihr für sein spätes Erscheinen.
„War’s schön?“, wollte sie wissen, ohne ihren Blick vom Fernseher zu nehmen.
„Fang nicht schon wieder damit an, bitte.“
Er wusste genau, was jetzt kommen würde. Schon lange hatte er darüber nachgedacht, tatsächlich eine Affäre zu beginnen, dann hätten ihre Vorwürfe immerhin eine Berechtigung. Warum konnte sie nicht verstehen, dass er einen anspruchsvollen Job hatte?
„Wieso? Ich wollte doch nur wissen, ob du Spaß hattest?“
An ihrem Tonfall erkannte er sofort, dass sie es keinesfalls ernst meinte.
„Du weißt, dass ich bei einem Kunden war. Es hat leider wieder länger gedauert, als angenommen. Das tut mir ehrlich leid.“
Entnervt setzte er sich neben sie auf das Sofa und sah ebenfalls in den Fernseher. Er hasste diese endlosen Werbesendungen, die seiner Meinung nach von schwachsinnigen Serien unterbrochen wurden.
„War sie denn wenigsten hübsch?“
„Ja, er war gut aussehend. Leider für mich ein Tick zu alt. Ich schätze ihn auf knapp über 50.“
„Wen glaubst du damit beeindrucken zu können? Du kannst mir ruhig die Wahrheit sagen. Ich bekomm es doch sowieso heraus.“
Jetzt sah sie ihn an. Sie war so wütend auf ihn, dass ihr nicht einmal auffiel, wie erschöpft er war. Unter seinen Augen lagen tiefe Schatten und er sah insgesamt müde aus. Die Woche, wie all die anderen davor, war voller Termine, endloser Telefonate und Verhandlungen gewesen. So manches Mal fragte er sich, ob es eine gute Idee gewesen sei, sich selbstständig zu machen. Er war zwar nun in der Lage deutlich mehr Geld zu verdienen, dass es jedoch für ihn bedeutete drei Mal so viel zu arbeiten, hatte er nicht geahnt. Eine nie enden wollende Müdigkeit hatte sich über ihn gelegt. Den täglichen Auseinandersetzungen mit seiner Frau schien er nicht mehr gewachsen zu sein.
„Könntest du bitte damit aufhören. Ich ertrage das nicht länger.“
„Du lässt es doch auch nicht. Warum also sollte ich es tun? Ich bin so enttäuscht von dir. Wie kannst du mir das nur immer
Weitere Kostenlose Bücher