Der Problemmann (German Edition)
ihre Verspätung, was Tom mit einem Lächeln zur Kenntnis nahm und ihr versicherte, dass sie ja noch immer ganz geschmeidig im akademischen Viertel geblieben sei und das es daher überhaupt kein Problem darstellte. Kaum hatte sich Anna zu ihm gesetzt, bestellte er ihr ein Bier. Anna war irritiert, dass er sie nicht fragte, was sie trinken wollte. Aber in einer Kneipe bot es sich an Bier zu trinken, denn der Wein, der in solchen Etablissements ausgeschenkt wurde, war meist ungenießbar. Zu ihrer Überraschung schmeckte das Bier recht gut und sie trank es zur Hälfte in einem Zug aus.
„Na, du scheinst aber mächtig Durst zu haben.“
Tom lachte sie an und nahm selbst einen Schluck von seinem Bier.
„Das auch. Du glaubst nicht, was mir gerade passiert ist.“
Anna hatte dringenden Redebedarf. Aus Zeitmangel konnte sie sich nicht mehr mit Melanie austauschen. Nachdem sie ihre Haare an den Beinen und der Bikinizone entfernt hatte, rannte sie hektisch durch ihre Wohnung, um ein wenig Ordnung zu machen. Sie stand eine gefühlte Ewigkeit vor ihrem Kleiderschrank und überlegte, was sie anziehen sollte, probierte mehrere Kombinationen aus, bis ein großer Teil ihres Kleiderschrankinhalts auf ihrem Bett verstreut lag. Panisch riss sie alles von ihm herunter und stopfte es zurück in den Schrank. Ein kurzer Blick auf die Uhr verriet ihr, dass sie nun tatsächlich einen Grund hatte in Panik zu verfallen. In einer halben Stunde würde sie sich mit Tom treffen. Wie sollte sie das schaffen? Ohne sich weiter mit ihrem Aussehen zu beschäftigen, schnappte sie sich ihren Mantel und zog ihn, während sie die Treppe hinunter rannte, an. Sie platzte geradezu ihr Erlebnis mit Jennifer jemanden zu erzählen. Und da war Tom ebenso gut als Zuhörer zu gebrauchen wie Melanie. Die Worte sprudelten aus Anna nur so heraus und Tom sah sie während sie erzählte belustigt an.
„Das ist nicht witzig“, beendete sie ihre Ausführungen.
„Doch, das ist es. Du musst doch zugeben, dass es eine gewisse Situationskomik in sich birgt.“
Anna musste anfangen zu lachen. Tom hatte Recht. Sie sah Jennifer vor sich, wie sie Anna perplex angesehen hatte, als diese unvermittelt aufgesprungen war, um den Bus zu verlassen.
„Und nun, erzähl mir deine Lebensgeschichte.“
Annas Lachen blieb ihr im Halse stecken und sie starrte Tom an, der sie noch immer freundlich anlächelte.
„Ich glaube kaum, dass wir dafür soviel Zeit haben.“
Wie aus einem Reflex sah sie auf ihre Uhr.
„Das werden wir dann feststellen.“
„Warum interessiert dich das?“
„Anna, ich sagte dir doch, dass ich dich gern kennenlernen möchte. Dazu gehört es auch zu wissen, was der andere so treibt und vor allem getrieben hat.“
„Okay, na gut. Was willst du wissen?“
„Alles.“
„Wie alles?“
„Ich möchte alles über dich wissen.“
„Wirklich alles? Das wird ein abendfüllendes Programm und soviel Zeit haben wir definitiv nicht.“
„Warum nicht?“
„Ich bin später noch verabredet.“
Spitzbübisch sah Tom sie an und auf seinen Wangen konnte sie wieder die kleinen Grübchen erkennen.
„Arbeitest du noch immer daran nicht mehr Single zu sein?“
„Ja. Was dagegen?“
„Nein, warum auch. Ist doch schön. Immer noch Michael?“
„Ja, immer noch.“
Anna nahm schnell einen Schluck Bier und fing an von ihrem Pech mit Männern zu berichten. Sie holte weit aus und erzählte von jedem einzelnen, der ihr das Herz gebrochen hatte. Angefangen mit einem Jungen aus ihrer Klasse. Damals war sie 12 Jahre alt gewesen und er war der erste Junge, in den sie sich richtig verliebt hatte. Zu ihrer Überraschung erhielt sie damals einen Zettel von dem Jungen, auf dem sie ankreuzen sollte, ob sie mit ihm gehen, vielleicht gehen würde oder nicht. Sie wurde knall rot als sie den Zettel öffnete, von dessen Existenz sie bereits gehört, jedoch selbst noch niemals so eine Nachricht erhalten hatte. Sie war unglaublich stolz und doch war es ihr wahnsinnig peinlich. Ein Freund des Jungen hatte ihr den Zettel überreicht und wartete auf ihre Antwort. Sie solle das entsprechende Kreuz machen und ihm den Zettel zurückgeben. Anna brauchte nicht lange nachzudenken. Selbstverständlich wollte sie mit ihm gehen, auch wenn sie keine Ahnung hatte was das eigentlich bedeutete und wie es nun weiter gehen würde. Ihr großer Schwarm stand ein wenig entfernt von ihr und beobachtete ihre Reaktion. Ein breites Grinsen legte sich über sein Gesicht, als er ihr Kreuz an der
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