Der Problemmann (German Edition)
Gefühle in Anna trugen einen ernsten Kampf aus. Auf der einen Seite war sie außer sich vor Freude endlich mit ihm zu sprechen und die Aussicht darauf ihn eventuell noch an diesem Abend wieder zu sehen, andererseits stieg sofort Wut in ihr auf, wenn sie daran dachte, wie er sich ständig ihr gegenüber aufführte.
„Ich wollte mich mit dir treffen.“
„Warum glaubst du, dass ich dich wiedersehen sollte?“
„Hast du denn meine SMS nicht erhalten? Es tut mir leid.“
„Das mein Freund, war keine Entschuldigung für das, was du neulich abgezogen hast. Und dann meldest du dich eine ganze Woche nicht bei mir.“
„Ich war viel unterwegs und überhaupt nicht in der Stadt. Warum bist du nur immer so kompliziert?“
„Fang nicht schon wieder so an.“
„Ich hab doch gesagt, dass es mir leid tut. Was soll ich denn noch machen? Hast du denn gar kein Verständnis für mich?“
„Das hätte ich, wenn du dich gemeldet hättest. Wo warst du, in Timbuktistan oder was? Gab’s da etwa keine Möglichkeit zu telefonieren?“
„Du weißt, dass ich einen anstrengenden Job habe und nicht ständig telefonieren kann.“
„So ein Quatsch. Irgendwann wirst du sicher auch mal Feierabend gehabt haben und da hättest du dich durchaus melden können.“
„Ich wollte dich dann so spät nicht mehr stören.“
„Hör auf damit. Eine SMS hätte gereicht.“
„Ich war abends dann auch echt müde und kaputt und bin sofort ins Bett gefallen.“
Das entsprach sogar den Tatsachen. Michael fiel im wahrsten Sinn in sein Bett oder schlief direkt auf dem Sofa ein, da er zu betrunken gewesen war, es bis in sein Schlafzimmer zu schaffen. Denn er war keineswegs in einer anderen Stadt. Dafür traf er sich jeden Abend mit seinen Freunden und feierte mit ihnen bis in die frühen Morgenstunden. Wie hätte er da an Anna denken sollen?
„Ich mach das wieder gut, versprochen. Ehrlich!“
„Das glaube ich erst, wenn ich es sehe.“
„Ich plane da was ganz Großes.“
Anna war sich nicht sicher ob sie nun lachen oder weinen sollte.
„Anna?“
„Ja.“
„Darf ich dich heute treffen?“
„Damit du mir was Großes zeigen kannst?“
Jetzt musste Anna anfangen zu kichern.
„Wenn du willst, dann zeige ich dir später auch was Großes. Wann können wir uns sehen?“
Anna erzählte ihm, dass sie bereits eine Verabredung hätte, die sie unter keinen Umständen absagen würde. Aber er dürfte gern später zu ihr in die Wohnung kommen. Um 23 Uhr sei sie sicher wieder zu Hause.
„Ich stehe pünktlich bei dir vor der Tür und kann es kaum erwarten.“
„Versprich nichts, was du nicht halten wirst.“
Sie stand im Supermarkt an der Kasse und wartete ungeduldig darauf, dass sich die Kassiererin einen Ruck geben und anfangen würde sich zu bewegen. Anna war es ein Rätsel, wie sie in dem Schneckentempo arbeiten konnte, ohne dabei einzuschlafen. Ihre Bewegungsabläufe hatten etwas hypnotisches, sodass Anna beinahe selbst vornüber in ihrem Einkaufswagen gefallen wäre. Aus lauter Langeweile überprüfte sie dessen Inhalt. Hatte sie an alles gedacht? Jetzt wäre es ohnehin zu spät und nochmals durch den Supermarkt zu toben, während sie darauf hoffen musste, dass der Mann hinter ihr den Einkaufswagen weiter schieben würde. Ein kleines Rinnsal aus Schweiß floss ihr den Nacken hinunter. Nachdem sie mit Michael telefoniert hatte war ihr aufgefallen, wie eisig kalt es war und ihr Körper bereits angefangen hatte zu zittern. Ein Blick auf ihre Armbanduhr verriet, dass sie sich beeilen sollte, wenn sie zu der Verabredung mit Tom rechtzeitig kommen wollte. Sie hasste Verspätungen. Wie angestochen rannte sie los, das Handy im Laufen in ihrer Handtasche verstauend. Völlig außer Atem kam sie beim Supermarkt an und stürmte geradezu durch die Regale. Sie wusste, dass sie sicher die Hälfte vergessen würde. Dann würde sie eben morgen nochmals einkaufen müssen. In Gedanken schlug sie sich mit der Hand an ihren Kopf. Morgen! Sie hätte diese ganze Prozedur auf Morgen schieben sollen. Heute Abend würde sie nichts mehr brauchen, da sie gleich ausgehen würde. Aber Bier sollte sie im Hause haben. Wieder der imaginäre Handklatscher an die Stirn und sie rannte durch den Supermarkt. Dem freundlichen Herrn hinter ihr bat sie ihren Wagen weiter zu schieben. Abgehetzt kam sie zurück an ihren Platz, der nur unmerklich weiter nach vorn gerückt schien. Sie schaute in das Regal neben sich, es lagen andere Schokoriegel darin. Immerhin etwas,
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