Der Problemmann (German Edition)
richtigen Stelle sah. Anna wurde wieder rot und glaubte, dass sie augenblicklich sterben müsste. Sie ahnte nicht, dass alles noch sehr viel schlimmer kommen würde. Angestrengt darüber nachdenkend, was als nächstes passieren würde, blieb Anna wie angewurzelt stehen. Sie hatte ihren ersten Freund. Jetzt war sie kein Kind mehr. Natürlich noch immer keine Frau, aber ihre Kindheit war mit diesem Tag abgeschlossen. Sie dachte darüber nach, gleich wenn sie nach Hause kommen würde ihre Barby-Puppensammlung im Keller zu verstauen. Nur Kinder spielten noch damit. Sie spürte, wie sich ihre Schultern spannten und wie sie zu wachsen begann. Sahen das alle anderen auch? Sie blickte sich um. Der gleiche Junge, der ihr den Zettel überreicht hatte ging zu ihrem Freund und steckte ihm etwas zu. Was war das? Wieder entblätterte ihr neuer Freund ein gefaltetes Stück Papier und wieder legte sich ein breites Grinsen über sein Gesicht. Was hatte das zu bedeuten? Anna war etwas irritiert. Sollte er nicht eigentlich zu ihr herüberkommen und mit ihr sprechen? Warum sah er sich um und beachtete sie überhaupt nicht. Endlich setzte er sich in Bewegung. Zur gleichen Zeit ertönte der Pausengong. Sie mussten zurück in ihre Klassenräume. Anna war sich sicher, dass ihr Freund sie bis zu ihrem Platz begleiten würde, so wie frisch Verliebte es taten. Wartend blieb sie stehen. Wo war er nur? Schüler gingen an ihr vorbei. Wie zu jedem Pausenende war ein unglaubliches Gewusel vor den Eingangstüren. Anna konnte ihren Freund in der Masse nicht ausmachen. Plötzlich blieb ihr Herz stehen und es war das erste Mal, dass Anna dieses Gefühl in sich spürte, was sie zukünftig in regelmäßigen Abständen begleiten würde. Imaginär hatte ihr jemand mit Anlauf in den Magen getreten und ihr wurde schlagartig schlecht. Ihre Beine schienen sich aufzulösen, als wären sie aus Pappmaschee beschaffen, die dummerweise im Wasser standen. Jeden Moment würden sie in sich zusammenfallen und wie ein Häufchen Elend aussehen lassen. Sie fing an zu schwanken und hielt sich an der Wand fest, die auf eigentümliche Weise nachzugeben schien. Mit einem tief zufriedenen Gesichtsausdruck ging ihr Freund an ihr vorbei, ohne sie jedoch zu beachten. In seinem Arm hatte er eine andere. Es war ein Mädchen aus der parallel Klasse. Sie war gut gebaut und sah mit ihren 12 Jahren bereits aus wie eine Frau. Zumindest kam es Anna so vor und den meisten anderen auch. Dieses Mädchen verfügte über richtige Brüste. Auch wenn dies lediglich daher rührte, da sie etwas pummeliger war. Dennoch verlieh ihr das ein unglaubliches Selbstbewusstsein. Sie ging grundsätzlich mit einem extremen Hohlkreuz, damit jeder sehen konnte, dass sie besser ausgestattet war. Der Junge, der eben noch ihr Freund gewesen war, schenkte Anna keinerlei Beachtung, während das andere Mädchen mit erhobenem Kopf an ihr vorbei stolzierte und sie mit einem abfälligen Blick bedachte. Am liebsten wäre Anna gestorben. Noch nie in ihrem bisherigen Leben war ihr eine derartige Demütigung widerfahren. Ganze fünf Minuten hatte sie einen Freund, der umgehend damit beschäftigt war ihr das Herz zu brechen.
Tom konnte sich ein Lachen nicht verkneifen, als Anna diese Geschichte erzählte. Stirnrunzelnd sah Anna ihn an und fuhr weiter damit fort ihre missglückten Beziehungen darzulegen. Nach dem dritten Bier, sie war inzwischen einigermaßen betrunken, kam sie zu dem Punkt an dem Michael in ihr Leben getreten war. Erstaunt hatte Tom ihr zugehört. So hässlich fand er Anna nicht, dass sie sich das von einem Typen gefallen lassen musste. Sie tat ihm Leid. Das hatte sie nicht verdient. Schade, dass sie überhaupt nicht sein Typ war. Ihm war danach, ihr zu beweisen, dass nicht alle Männer so waren und es durchaus welche gab, die es ernst mit einer Beziehung meinten. Aus diesem Grund war er Single, da ihm die passende Frau noch nicht über den Weg gelaufen war. Natürlich hatte er schon Beziehungen gehabt. Aber nach kurzer Zeit musste er feststellen, dass die Frauen nicht zu ihm passten und er sich in beiderseitigem Einverständnis getrennt hatte. Zumindest glaubte er das. Dass auch er Herzen gebrochen hatte, davon ahnte er nichts. Er glaubte gelernt zu haben, auf die Richtige zu warten und nicht sofort mit jeder Frau, die sich ihm anbot im Bett zu verschwinden.
Das vierte Bier wurde ihnen serviert. Ohne weiter zu sprechen erhoben sie die Gläser, stießen sie aneinander und tranken.
„Und diesen Kerl,
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