Der Problemmann (German Edition)
dachte sie, eine Schokoriegellänge bin ich der Kasse näher gekommen. Beinahe hätte sie laut angefangen zu lachen. Sie hätte sich nicht zu beeilen brauchen, sie würde noch Stunden im Supermarkt verbringen. Wahrscheinlich würde sie hier übernachten müssen. Um nicht völlig durchzudrehen, machte sie sich einen Plan, was sie als nächstes tun würde, sollte sie jemals nach Hause kommen. Erst das Bier in den Kühlschrank stellen, damit es auch wirklich kalt wäre, wenn Michael später kommen würde. Ach, Michael. Ihre Gesichtszüge wurden weich und ihr Körper wurde von diesem wundervollen Prickeln durchzogen. Plötzlich schreckte sie auf. Sie hatte sich eine Woche lang nicht ihre Beine rasiert. Das wäre dann also das nächste, was sie tun sollte, nachdem das Bier versorgt war. Mit Sicherheit würde sie es nicht mehr rechtzeitig zu der Verabredung mit Tom schaffen. Sollte sie ihm eine SMS schreiben, dass sie später käme? Dann fiel ihr ein, dass sie keine Nummer von ihm hatte. Wie konnte das nur passieren? Eine Schokoriegellänge später vibrierte ihre Tasche und gab kurz darauf ein unverkennbares Klingeln von sich. Hektisch riss Anna ihr Handy heraus, dass es ihr beinahe aus den Händen gelitten wäre. Einmal musste sie tatsächlich nachgreifen, sonst wäre es im hohen Bogen auf den Fliesen im Supermarkt gelandet.
„Ich schaff es nicht.“
„Wie, du schaffst es nicht?“
„Ich kann bis 23 Uhr nicht bei dir sein.“
„Das habe ich verstanden, ich bin schließlich nicht blöd. Aber warum nicht?“
„Eben rief mich ein Freund an, der will sich mit mir treffen. Wir gehen ins Kino, da werde ich nicht bis 23 Uhr bei dir sein können.“
„Na und. Dann gehst du eben nicht ins Kino.“
„Anna, hör schon auf und sei nicht albern. Kannst du nicht zu mir kommen? Das spart unglaublich Zeit.“
„Wie bitte?“
„Ist die Leitung so schlecht? Ich fragte ob ...“
„Das habe ich verstanden.“
„Was fragst du dann immer so bescheuert. Was ist los mit dir?“
„Nichts.“
„Na dann ist ja gut. Also, ich wohne ...“
„Ich werde nicht zu dir kommen.“
„Willst du mich denn nicht wieder sehen? Ich wollte dir doch was Großes zeigen.“
„Vergiss es. Entweder du bist um 23 Uhr bei mir oder eben nicht.“
„Au Mann, du bist vielleicht zickig. Immerhin gehst du auch vorher aus, da kann ich mich doch mit einem Freund treffen oder etwa nicht?“
„Klar.“
Jetzt waren aus den Schokoriegeln immerhin Kaugummis geworden.
„Na gut, ich mache dir ein Angebot. Ich komme später nach dem Kino zu dir, werde mich auch beeilen und mit den Jungs kein Bier mehr trinken gehen.“
„Wie unendlich großzügig von dir.“
„Hör mal, wenn du mir so kommst, dann brauche ich erst gar nicht zu dir zu fahren.“
„Tu was du nicht lassen kannst.“
„Anna, bitte, sei doch nicht immer so. Ich bin dann später bei dir. Ganz bestimmt. Darauf kannst du dich verlassen. Hab doch ein bisschen Verständnis für mich. Immerhin habe ich meine Freunde auch lange nicht gesehen.“
„Schon gut. Ich werde dann also auf dich warten.“
„Schatz, das wirst du nicht bereuen.“
Kapitel 1 1: Volltrottel
Plötzlich nahm er seine Augen von ihr. Hatte er ihr eben noch seine gesamte Aufmerksamkeit geschenkt, sah er sich nun suchend um. Dann endlich war der Blickkontakt hergestellt.
„Können wir bitte noch zwei Bier bekommen?“
Natürlich war dies keine Frage sondern eine Aufforderung schnellstmöglich für Nachschub zu sorgen, was die freundliche Bedienung sofort verstand und sich auf den Weg zum Tresen machte.
„Wir brauchen dringend mehr Alkohol bei dem, was du mir gerade erzählt hast.“
Tom sah Anna wieder direkt in ihre Augen und zwinkerte ihr zu. Was meinte er den nun schon wieder damit? Anna war in ihrem Bericht gerade an der Stelle angekommen, an der Michael ihr Bett und ihre Wohnung fluchtartig verlassen hatte, da sie nicht in der Lage gewesen war, ihm ein Bier anzubieten. Anna wusste nicht, aus welchem Grund sie Tom das alles anvertraute. Immerhin kannte sie ihn kaum. Wieder kam dieses Gefühl in ihr auf, als hätte sie einen langjährigen Freund endlich wieder getroffen und erzählte dem nun ihre Probleme.
Als sie um kurz nach acht abgehetzt in der Kneipe erschien, saß Tom bereits an einem Tisch nah dem Eingang, damit er sie nicht übersehen würde und sie ihn ebenfalls sofort sehen könnte. Ihm war, ebenso wie Anna, Unpünktlichkeit verhasst. Mit großem Aufhebens entschuldigte sich Anna für
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