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Der Problemmann (German Edition)

Der Problemmann (German Edition)

Titel: Der Problemmann (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sigrun Misselhorn
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musikalisch zu begleiten und forderten Anna zu allem Übel auf es ihnen gleichzutun und mitzusingen. Es blieb Anna nichts anderes übrig, als zu tun was ihre Eltern forderten, nur ihre Lippen zu bewegen wäre aufgefallen. Lustlos sprach Anna den Text des Liedes, was aus ihrem Mund kam hätte man nicht als singen bezeichnen können. Das störte ihre Eltern weniger. Ihre Mutter weinte und wischte sich wie gewohnt die Tränen von der Wange, bis ihr Taschentuch ganz nass wurde. Das spürte Anna, als ihre Mutter sie unmittelbar nach beenden des Gesanges, zum Glück reichte ihren Eltern ein Lied um in Stimmung zu kommen, an sich drückte und das Taschentuch gegen ihren Rücken presste. Geradezu angeekelt löste sich Anna schnell wieder von ihr und umarmte ihren Vater, dem das unangenehm war. Mit körperlicher Nähe konnte er noch nie umgehen. Schnell setze er sich in seinen Sessel, während Anna und ihre Mutter sich auf das Sofa platzierten. Im Wohnzimmer war es still, nur das leise quäken des Plattenspielers war zu hören. Ihre Eltern sahen es nicht ein Geld für Unterhaltungselektronik auszugeben, wenn das alte durchaus noch funktionstüchtig schien. Sie kannten den Unterschied zu einer vernünftig klingenden Stereoanlage nicht und er wäre ihnen nicht aufgefallen. Ohnehin hörten sie nie Musik. Einzig das alte Kofferradio in der Küche plärrte den ganzen Tag.
    „Dann wollen wir mal“, sagte ihr Vater und sah seine Frau an, die augenblicklich aufsprang und den Raum verließ.
    Anna wusste was als nächsten passierte, so verlief es seit sie denken konnte. Ihre Mutter würde mit Sekt aus der Küche zurückkommen, während ihr Vater kurz darauf den Schrank im Wohnzimmer öffnen würde, um die Geschenke daraus zu befreien. Da Anna über mangelnde finanzielle Mittel verfügte, bestanden ihre Eltern darauf, keine Geschenke von ihr anzunehmen, worüber Anna sehr dankbar war. Traditionell bekam sie einen Umschlag mit Geld. Ihre Eltern selbst beschenkten sich ebenfalls eher spärlich. Meist sparten sie ihr Geld und investierten dies in ihren nächsten Urlaub, was Anna als äußerst sinnvoll erachtete. Aus welchem Grund dieses Brimborium veranstaltet wurde, als sei das alles ein wichtiger Akt, der das gesamte Fest erst zu dem machte was es sein sollte, verstand Anna nicht. Wie gewohnt, und von Anna nicht anders erwartet, dauerte die Bescherung keine fünf Minuten. Der Sekt war noch nicht ausgetrunken, da wurden die Kerzen wieder gelöscht und Annas Mutter verschwand gefolgt von ihrem Mann in die Küche. Endlich würde es etwas zu Essen geben. Annas Magen machte Geräusche, als wollte er ihr damit signalisieren ihn unmittelbar zu füttern, sonst würde er sich endgültig aus dem Staub machen und seinen Dienst für immer einstellen, denn in letzter Zeit versorgte sie ihn eher sträflich. Was sich dank des Umschlages in ihren Händen für die nächsten Wochen ändern würde und Anna ohnehin darauf hoffte, in wenigen Minuten anständig versorgt zu werden und ihr Magen die nächsten Stunden damit zu tun haben würde Unmengen an ungesunden Lebensmitteln zu verdauen. Anna saß mit großer Vorfreude am Esstisch und konnte es kaum abwarten ihre Eltern aus der Küche beladen mit Platten von Braten und Schüsseln mit Knödeln und Rotkohl kommen zu sehen. Etwas war eigenartig. Es roch nicht wie Anna es gewohnt war. Das war ihr bereits beim betreten des Hauses aufgefallen. Normalerweise war die Luft geschwängert von fettem Bratenduft. Wie Nebelschwaden wabberte der durch das Haus und überzog alles mit seinem Aroma, was noch Tage danach in der Luft hing. Anna konnte nicht einmal den typischen Geruch des Rotkohls ausmachen. Endlich öffnete sich die Küchentür und ihre Mutter kam freudestrahlend heraus. In ihren Händen eine Schüssel, aus der nichts zu Dampfen schien. Ebenso verbreitete der Inhalt der Schüssel kein weihnachtliches Aroma. Mit einem Fragezeichen in ihrem Gesichtsausdruck, wartete Anna darauf, was ihre Eltern ihr anbieten würden. Ihr Vater folgte aus der Küche. Er hielt ebenfalls etwas in den Händen. Es war in der Tat eine Platte und Anna traute ihren Augen kaum. Das konnte nicht sein. Das durfte nicht sein. Das war doch kein Weihnachten. Unmöglich! Anna blickte sich um, ob sie tatsächlich im richtigen Haus war. Alles war wie immer. Der schrecklich geschmückte Baum rundete ein Bild einer biederen Inneneinrichtung ab. Sogar die Beleuchtung der Vitrinen hatte ihr Vater zur Feier des Tages angeschaltet, was Anna schon

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