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Der Professor - Wie ich Schwedens erfolgreichster Profiler wurde

Der Professor - Wie ich Schwedens erfolgreichster Profiler wurde

Titel: Der Professor - Wie ich Schwedens erfolgreichster Profiler wurde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leif GW Persson
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haben.
    Außerdem habe ich eine Dokumentation über die Morde am Stureplan geschrieben, einen Roman, der nicht von Verbrechen handelt, und eine Betrachtung über die schwedische Kriminalpolitik, die ich ebenfalls nicht veröffentlichen werde, weil ich Rücksicht auf mich selbst und meine Leser nehme. Eine derartige Stellungnahme gestaltet sich einfach. Man lässt das Buch einfach eine Weile liegen, man braucht es nicht einmal ein weiteres Mal lesen, weil man es bereits an dem Geruch erkennt, den es abgibt.
    Ich habe auch die Zeit gehabt, eine Pause von zwanzig Jahren als Romanautor einzulegen, und der einzige Grund für diese Pause war, dass ich in dieser Zeit keine Lust hatte, Romane zu schreiben. Es gab andere Dinge, über die ich lieber schrieb. Freies Schreiben, wenn man so will, das nichts mit meinen Forschungen zu tun hatte und oft von ganz anderen Dingen handelte als von Verbrechen. Ein freies Schreiben, das mir fast immer Ruhe, Vergnügen und Spaß beschert hat. Es hält mir sogar meine Angstzustände vom Leibe.
    Im Laufe dieser Jahre sind etliche Seiten zusammengekommen. Zusammengenommen ungefähr zwölftausend. Kurze Artikel, Glossen, Erzählungen … Drehbücher für Film und Fernsehen … dazu die etwa 20 Bücher, die nicht der Kriminologie zuzurechnen sind.
    Freies Schreiben ganz einfach, und sonderlich viel Zeit hat es mich nicht einmal gekostet. Im Durchschnitt fünf Seiten am Tag, 12 000 geteilt durch fünf gibt 2400 Tage, knapp sieben Jahre meines Lebens habe ich dem freien Schreiben gewidmet. Ich übertrage mein Dasein oft auf diese Art und Weise in Zahlen. Das schenkt mir Ruhe, zumindest eine gewisse, da es mir suggeriert, dass ich wenigstens meine Zeit im Griff habe, egal, wie chaotisch sich mein Leben im Übrigen gestaltet.
    Knappe sieben Jahre, das ist alles, und da ist noch genug Zeit für andere Dinge übrig geblieben. Beispielsweise für Forschung, eine einzigartig zeitraubende Tätigkeit, und das reicht durchaus als einzige Erklärung dafür, warum nur dreitausend Seiten in insgesamt vierzig Jahren zusammengekommen sind.
    Besser noch war die Zeit, die mir zur Verfügung stand, um zu lesen, was andere geschrieben haben, und dabei sogar den magischen Augenblick zu erleben, in dem man denkt: »Das hier hätte ich ja schreiben müssen!« Am allerbesten waren jene Male, als ich nicht einmal begreifen konnte, wie es ihm oder ihr überhaupt gelingen konnte, diese Worte zu finden.
    Wirklichkeit abgestürzt … Wirklichkeit geboren … Besser lässt sich das optimale Schreiben kaum zusammenfassen.
    Ich habe auch begonnen, kleine Zettel zu schreiben. Vor der Geijer-Affäre habe ich dieses Bedürfnis nicht. Ich bin Wissenschaftler, und diesen Teil meines Lebens organisiere ich mit Hilfe meines guten Gedächtnisses und eines normalen Terminkalenders.
    Nach Geijer werde ich auch noch Schriftsteller, verdiene bald eine Menge Geld, investiere und werde Unternehmer. Sicherheitshalber arbeite ich auch noch für die Regierungskanzlei als Sachverständiger für insgesamt drei verschiedene Justizminister. Dadurch wird mein Dasein bedeutend unüberschaubarer, da ich ständig diese verschiedenen Personae auseinanderhalten muss, damit sie nicht beginnen, miteinander zu streiten.
    Zu diesem Zeitpunkt beginne ich auf diesen Zetteln zu notieren, was zu tun ist, ehe ich beginnen kann, mein Leben richtig zu leben. Nicht nur Forschung betreiben, frei schreiben oder mich von der »Sehnsucht des Sommers bis zur Kälte des Winters« voranzulesen.
    Bald kann ich beginnen, wieder richtig zu leben. Sobald ich den letzten Punkt auf meiner To-do-Liste gestrichen habe, die im Augenblick mein Leben beherrscht.
    »Die Geschichte meines sozialen Aufstiegs schreiben.«

58.

Sommervertretung beim Expressen-Feuilleton
    Im Sommer 1980 arbeite ich als Vertretung in der Feuilletonredaktion des Expressen . Zu diesem Zeitpunkt erscheint mir dies als die bisher beste Arbeit meines Lebens. Ich lebe allein in dem Zwischenraum zwischen erster und zweiter Frau. Gut daran ist unter anderem, dass ich nicht dauernd dem Menschen, der mir im Leben am nächsten stehen sollte, etwas vorflunkern muss. Es steht mir frei zu treffen, wen ich will, und das tue ich auch. Außerdem habe ich den Schritt in eine neue Welt getan. Ich bin nicht nur Wissenschaftler wie in den letzten zehn Jahren, sondern ich bin auch Schriftsteller.
    Ich erinnere mich an meine Kollegen aus dieser Zeit. Dreißig Jahre später genügt allein ein Gedanke an sie, und schon bekomme

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