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Der Professor - Wie ich Schwedens erfolgreichster Profiler wurde

Der Professor - Wie ich Schwedens erfolgreichster Profiler wurde

Titel: Der Professor - Wie ich Schwedens erfolgreichster Profiler wurde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leif GW Persson
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nämlich der jeweilige Chefredakteur an und erzählt mir von Guillous Besuch und sagt, dass es ihm natürlich im Traum nicht einfallen würde, gegen den heiligen Quellenschutz zu verstoßen, und das hätte er auch Guillou mitgeteilt.
    Dann unterbreiten sie mir einen Vorschlag. Alle kommen mit demselben Angebot. Falls ich die »Wahrheit über die Geijer-Affäre« in ihrer Zeitung enthüllen wolle, würden sie mir dafür die Seite eins zur Verfügung stellen und mir bedeutend mehr Geld zahlen, als Guillou fordere. Ich lehne alle Angebote ab, und dass sich etwas ereignet haben muss, habe ich inzwischen begriffen.
    Außerdem werde ich immer stärker. Ich habe mich wieder unter Menschen gewagt. Ich habe meinen eigenen Ground Zero aufgesucht und mit eigenen Augen gesehen, was nach der Katastrophe noch übrig ist. Die Reichspolizeibehörde ist ein abgeschlossenes Kapitel, und es werden fast fünfzehn Jahre vergehen, bis ich dorthin zurückkehre. Aber das andere gibt es noch. Meine Frau, meine drei Kinder, meine richtigen Freunde, sogar unser neues Haus in Djursholm ist noch da. Ich habe meine Arbeit an der Universität. Endlich habe ich Zeit, meine Abhandlung zu beenden, die mir liegen geblieben ist.
    Ich habe bereits Angebote für einige Nebenjobs erhalten, und sogar meine Aufträge im Ausschuss für Sexualverbrechen und im Ausschuss für Prostitution sind mir erhalten geblieben. Außerdem habe ich meinen Romanerstling fertig geschrieben. Von dem Tag, an dem ich das erste Blatt Papier in die Walze meiner Schreibmaschine steckte, bis zur Fertigstellung sind nur sechs Wochen verstrichen. Die Schwierigkeiten dieses Auftrags scheinen also nicht überwältigend gewesen zu sein. Dass mein Verleger nicht so begeistert ist wie ich, erschüttert mich nicht sonderlich.
    Er hatte auf ein Lehrbuch in Kriminologie gehofft, regelmäßige Einkünfte, einen klassischen Longseller und einen immer größer werdenden Markt durch zunehmende Studentenzahlen. Romane stellen jedoch bestenfalls ein finanzielles Risiko dar. Fast alle Romane zeichnen sich dadurch aus, dass sie sich nicht verkaufen, und bei Anfängern ganz besonders. Die Ausnahme ist natürlich Ulf Lundell, aber ich ähnele ihm leider überhaupt nicht. Außerdem findet mein Verleger, dass »Grisfesten« (Das Fest der Schweine) ein sehr seltsamer Buchtitel ist. Jersilds »Die Schweinejagd« war schon schlimm genug, aber Jersild war immerhin bereits ein etablierter Autor, als er seinem Roman diesen Titel gab.
    Wir einigen uns im Namen der Müdigkeit, seine Müdigkeit, nicht meine, denn ich bin inzwischen sowohl stark als auch verschlagen, und es gelingt mir sogar, ihn dazu zu überreden, als erste Auflage fünf- statt viertausend Exemplare zu drucken und ihm einen vollkommen unrealistischen Vorschuss abzuluchsen. Nur wenige Monate später, als »Grisfesten« erscheint, sehen wir ein, wie unrecht wir beide hatten.
    »Grisfesten« ist nach wie vor dasjenige meiner Bücher, das sich am besten verkauft hat. Während der 33 Jahre, die seit seinem Erscheinen vergangen sind, ist es in über 20 verschiedenen Auflagen erschienen. Allein in Schweden wurden über eine Million Exemplare verkauft, und es ist immer noch lieferbar. Die Verfilmung »Der Mann aus Mallorca« von Bo Widerberg scheinen so gut wie alle in Schweden gesehen zu haben.
    Rache ist ein Gericht, das kalt genossen werden muss, sagen die Sizilianer, deren Lebensmotto das ist. Ich weiß es besser. Es ist nie falsch, ein Buch darüber zu schreiben, ehe man zu Tisch geht.
    Professor Wille Flügelmutter ist groß geworden. Er hat es sogar weiter gebracht als Nietzsche. Er hat gelernt, den Ratschlag Winston Churchills an seine Landsleute zu Beginn des großen Krieges, als es darum ging, von einem Tag zum nächsten zu überleben, zu beherzigen. Wir sind im Krieg, erklärt Churchill. Wir sind gute Menschen, unsere Gegner jedoch sind schlechte Menschen und drohen uns zu vernichten. Wenn wir sie besiegen wollen, müssen wir uns verhärten, wir müssen uns sogar auf unsere schlechtesten Seiten besinnen. Diesen Rat hat Wille Flügelmutter beherzigt, und seine Ohren stehen nicht mehr ab, nicht einmal mehr ein kleines bisschen.
    Inzwischen habe ich zehn Romane über Verbrechen geschrieben, von denen neun erschienen sind. Einer wird wohl nie erscheinen, weil er sich zu sehr an der Wirklichkeit orientiert. Wahrscheinlich würde er die Personen, um die es geht, umbringen, obwohl sie überhaupt nichts mit dem Verbrechen, um das es geht, zu tun

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