Der Professor - Wie ich Schwedens erfolgreichster Profiler wurde
folgendermaßen aussieht. Zu guter Letzt erkannte er, was hinsichtlich meiner Verwicklung in die Geijer-Affäre wahr und falsch war. Daraufhin rief er mich an und entschuldigte sich. Schließlich schrieb er einen längeren Artikel darüber, wie es sich verhielt, und bis dahin hatte ich ihm bereits verziehen.
Seither haben wir vier Bücher und Drehbücher für gut dreißig Stunden Fernsehkrimis zusammen geschrieben und eine Fernsehsendung gemeinsam bestritten. Wir haben einige Hundert Tage zusammen auf der Jagd verbracht und uns außerdem sehr oft in geselligem Rahmen getroffen, ohne zu jagen.
Seit gut zwanzig Jahren ist Jan einer meiner besten Freunde. Der Artikel, den er mir vor bald 35 Jahren am Telefon vorgelesen hat, ist schon fast ebenso lang Geschichte. Eine Geschichte, die für das, was dann folgt, keinen Belang hat, und auch Jan muss es ja wohl gestattet sein, die eine oder andere Kuh auszumalen.
Man sehe sich nur mich an.
VII.
Auf dem Weg,
Schriftsteller
57.
Ich wurde Schriftsteller, um mich zu rächen
Die Weihnachtsfeiertage nach der Geijer-Affäre verbringe ich hauptsächlich im Bett. Ich betrachte die Risse in der Decke. Sicherlich überlege ich mir, was jetzt werden soll. Bald werde ich gezwungen sein, mit meiner Familie umzuziehen, weil mich die Reichspolizeibehörde gefeuert hat und ich die Hypothek nicht mehr bedienen kann.
Am dritten Tag stehe ich auf. Ich habe beschlossen, einen Roman zu schreiben. Nicht etwa weil ich Schriftsteller werden möchte, sondern aus Rache. Ich will einen Roman über einen Justizminister schreiben, der bei Prostituierten aus und ein geht, und darüber, welche Risiken für die Sicherheit des Reiches solche Lausbubenstreiche mit sich bringen können. Falls das jemanden kränkt, der sich vielleicht sogar wiedererkennt, ist das nicht mein Problem. Es ist schließlich nicht meine Schuld, wenn sich irgendein armer Einäugiger daran stört, dass ich einen Roman über eine Nähnadel schreibe.
Ich begann, Romane zu schreiben, weil ich mich rächen wollte und bestenfalls sogar ein Sümmchen verdienen, und somit das Haus behalten, wohnen bleiben und dafür Sorge tragen, dass meine Familie jeden Tag Essen auf dem Tisch hatte und meine beiden Mädchen am Wochenende mit gebügelten Kleidern und Schleifen im Haar ausstaffiert werden konnten. Klingt das so merkwürdig?
Bereits in der ersten Januarwoche arbeite ich auf Hochtouren an meiner neuen Karriere als Romanautor, allerdings innerhalb des etwas zweifelhaften Genres Schlüsselroman. Ich lasse mir von meinem guten Freund Sven Melander helfen. Er motiviert mich nicht nur, sondern steht mir auch beim Schreiben bei. Das einzige Problem ist, dass er unterhaltender als ich schreibt und mir die ganze Zeit vorlesen will, was er gerade geschrieben hat. Trotzdem ist es ein angenehmes Gefühl, dass mir ein richtig guter Freund beisteht. Das gibt mir Ruhe.
Ich erhole mich langsam. Ich lebe, ich bin nicht nur stärker geworden, wie Nietzsche mir das versprochen hat. Ich bin auch noch gemein und rachsüchtig geworden, und dieses Mal werde ich selbst die Axt schwingen. Ich werde sie keinem Dilettanten mit zittriger Hand wie Peter Bratt überlassen.
Die Zeitungen sind nicht mehr hinter mir her. Alle wissen zwar, dass ich der Informant in der Geijer-Affäre bin, aber das hat wenigstens nicht in der Zeitung gestanden, was möglicherweise darauf hindeutet, dass die Sache komplizierter ist, als man anfänglich geglaubt hat.
Sogar Guillou hat seine fruchtlosen Versuche eingestellt, mich zu entlarven. Aftonbladet , die Zeitung, die ihn beauftragt hatte, wollte den Artikel nicht haben. Sie fanden ihn mit ein paar Tausend Kronen ab und schlugen ihm vor, den Text an eine andere Zeitung zu verkaufen. Chefredakteur Fredriksson soll ihm dazu sogar viel Glück gewünscht haben, Jan selbst hat es mir später erzählt. Sicher in einem Augenblick der Schwäche, der auch starke Männer heimsucht.
Trotz Fredrikssons Fürsorglichkeit hat der investigative Reporter Jan Guillou kein Glück. Expressen , dann Göteborgs-Posten , dann so gut wie alle anderen, die eventuell Papier, Druckerschwärze, ein paar Zeitungsspalten und ein immer kärglicheres Honorar zu bieten hätten, lehnen ab. Erst als ihm selbst das Inflight-Magazin der Scandinavian Airlines Upp & Ner (Hoch und runter) die kalte Schulter zeigt, bricht er seine selbstauferlegte Wanderung nach Golgatha ab.
Ich selbst kann seiner Spur mühelos folgen. Sobald man ihm die Tür weist, ruft mich
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