Der Professor - Wie ich Schwedens erfolgreichster Profiler wurde
sobald ich einschlafe und mich nicht mehr wehren kann.
Laut Mama bin ich oft krank. Ich bin erkältet und huste. Und sie ist noch schlimmer dran. Sie leidet fast die ganze Zeit an ihren ständigen Erkältungen und dem trockenen Husten, der einfach nicht aufhören will. Es muss ein Zusammenhang zwischen ihrem Leiden und meiner ständig laufenden Nase geben, und leider sind Erwachsene manchmal besonders empfänglich für die Krankheiten ihrer Kinder. Man nehme beispielsweise die normalen Kinderkrankheiten. Sollte Mama Windpocken, Scharlach, Masern oder Röteln bekommen, könnte sie sterben, obwohl ich nach ein paar Tagen wieder putzmunter rumrennen würde.
Mama hat sich bereits einen Termin bei ihrem Arzt geben lassen. Ich soll sie begleiten, damit er auch mir in den Hals schauen kann, obwohl ich schon seit Wochen keinen Husten mehr gehabt habe. Auch die Nase ist mir nicht gelaufen. Ich habe in der Tat kein einziges Mal gehustet.
Erst muss ich den Mund weit öffnen und die Zunge herausstrecken, während mir der Onkel Doktor ein flaches Stück Holz in den Hals schiebt. Dann drückt er unter meinem Kinn herum.
»Die Mandeln«, sagt er und nickt. »Ich glaube, das Beste wird sein, Leif die Mandeln rauszunehmen. Sie fühlen sich etwas geschwollen an. Etwas entzündet. Hat er in letzter Zeit viel gehustet?«
»Er hustet ständig«, antwortet Mama, obwohl ich weiß, dass das nicht wahr ist.
Als wir vom Doktor nach Hause gehen, geht es mir nicht so gut. Ich habe in der Tat Halsschmerzen. Dort, wo der Onkel Doktor gedrückt hat.
»Mama«, sage ich. »Ich will nicht, dass die Mandeln weggenommen werden. Das tut sicher wahnsinnig weh.«
»Stell dich nicht so an«, antwortet Mama. »Das spürt man überhaupt nicht. Du schläfst, während der Onkel Doktor das macht. Du spürst überhaupt nichts.«
Eine Woche später ist es so weit. Leider hat Mama in der Nacht ihre Galle gespürt. Sie kann mich also nicht begleiten, obwohl sie es versprochen hat. Aber das macht nichts. Papa nimmt sich frei, und wir fahren mit dem Auto zum Doktor. Ich darf vorne sitzen und muss so auch nicht mit Mama Bus und Straßenbahn fahren. Papa hält meine Hand, als wir die Praxis betreten, aber das Behandlungszimmer des Onkel Doktor muss er verlassen.
Ich muss alle Kleider ausziehen und ein weißes Nachthemd anziehen. Dann muss ich mich auf einen Stuhl setzen, der aussieht wie ein Zahnarztstuhl. Eine Krankenschwester hilft mir. Sie scheint nett zu sein, obwohl sie einen weißen Mundschutz trägt und man nur ihre Augen sehen kann.
»Sag Bescheid, wenn es zu fest ist«, sagt sie, als sie meine Arme und Beine mit Lederriemen festschnallt. Warum das, denke ich. Das machen sie bei der Zahnärztin nie, obwohl es bei ihr wahnsinnig wehtun kann.
Ich nicke nur und versuche an Papa zu denken. Er steht sicher vor der Tür, denke ich.
Dann kommt der Doktor rein. Er trägt ebenfalls einen weißen Mundschutz.
»Äther, Schwester«, sagt der Doktor. Dann nimmt er meinen Kopf und beugt ihn zurück.
»Tief einatmen und dann bis zehn zählen«, sagt er.
Dann hält mir die Schwester einen Lappen vor den Mund, und ich versuche den Kopf abzuwenden, aber das geht nicht. Mir ist klar, dass sie mich ersticken wollen und dass ich nicht schlafen soll, wie Mama mir das versprochen hat. Der starke Geruch brennt mir bereits wie Feuer in Nase und Hals. Viel stärker als Benzin, Diesel oder Chlor, wie im Kuhstall bei Großmutter auf dem Land.
Ich kämpfe darum, Luft zu bekommen. Mir wird schwarz vor Augen, in meinem Kopf beginnt es zu dröhnen, der Doktor fordert mich wieder dazu auf, bis zehn zu zählen, obwohl der Lärm in meinem Kopf so laut ist, dass ich kaum höre, was er sagt. Alles um mich herum dreht sich immer schneller, ich falle kopfüber ins Dunkel und höre auf zu zählen. Dann muss ich eingeschlafen sein, genau wie Mama mir das versprochen hat.
Ich erinnere mich, dass Papa mich zum Auto trägt. Ich sitze vorne, für den Fall, dass ich mich übergeben muss. Dann komme ich nach Hause, und Papa bringt mich ins Bett. Mama geht es besser. Sie ist aufgestanden, trägt allerdings einen Bademantel wie immer, wenn sie krank ist. Sie fragt, ob alles gut gegangen sei.
»Das wird schon wieder«, sagt Papa. »Das wird schon wieder.«
Ich erinnere mich, dass Papa zu Korv-Larsson fuhr, um Eis zu kaufen. Denn Eis kühle lindernd den Hals und mildere den Schmerz. Ich erinnere mich, dass er mir für die ganze Woche, bis ich wieder putzmunter sein würde, Eis versprach. Das
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