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Der Professor - Wie ich Schwedens erfolgreichster Profiler wurde

Der Professor - Wie ich Schwedens erfolgreichster Profiler wurde

Titel: Der Professor - Wie ich Schwedens erfolgreichster Profiler wurde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leif GW Persson
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geschadet hat, ist es viel einfacher, denn da geht es nur um zu viel Essen und zu viel Alkohol.
    Ich habe jedoch nie Drogen genommen. Ich habe zwar in meinen Jahren als Kriminologe das meiste, von Heroin und Kokain bis hin zu Haschisch und Marihuana, ausprobiert, ich habe Lösungsmittel inhaliert, getrocknete Fliegenpilze geraucht und Kopfschmerztabletten mit Bier gemischt, ein Ausdruck jugendlicher Experimentierfreude, während ich noch die höhere Schule besuchte. Aber ganz gleichgültig, was ich geschluckt, inhaliert oder sogar in meine Venen gespritzt habe, so hat das in mir kein Verlangen wachgerufen, nicht einmal die vorübergehende Lust, weiterzumachen oder es auch nur ein zweites Mal auszuprobieren. Entweder wurde ich schläfrig und geistesabwesend wie bei Cannabis, oder meine Gedanken überschlugen sich wie bei zentralstimulierenden Mitteln. Für mich war das ganz einfach nichts.
    Als Erwachsener habe ich im Rahmen meiner Arbeit als Kriminologe verschiedene Narkotika ausprobiert. Ich wollte mit Hilfe eigener Erfahrungen wissen, wovon ich sprach. Ich wollte mir diese Kenntnisse nicht einfach nur anlesen oder von anderen erzählen lassen. Alles andere wäre nachlässig gewesen, für jemanden wie mich fast schon ein Dienstvergehen.
    Spielsucht? Glücksspiel war auch nie mein Ding. Menschen wie ich überlassen ihr Leben nicht dem Zufall, und die wenigen Male, die ich spielte, habe ich im Übrigen immer Geld gewonnen. Zum Beispiel bei Pferderennen. Ich weiß zwar nichts über Pferde, aber einiges über Spieltheorie und Wahrscheinlichkeitsrechnung und darüber, dass einige Rennen vollkommen offen sind, obwohl wenige richtige Spieler das begriffen zu haben scheinen.
    Die in letzter Zeit über Sexsucht geführten Diskussionen lassen mich ebenfalls vollkommen kalt. Diese Sucht definiert sich doch wohl kaum einfach über die Zahl der Partner, die man im Laufe des Lebens hatte? Man muss mit dem Wort Sucht vorsichtig umgehen, und wenn man es auf diese Weise verwendet, so sind sowohl ich als auch viele der Frauen, mit denen ich zusammen war, sexsüchtig. Das Problem ist aber, dass mir keine der Frauen mit einem derartigen Hintergrund etwas zuleide getan hat, im Gegenteil. Sucht würde ja bedeuten, dass man seine Sexualität dazu gebrauchen würde, anderen oder sich selbst zu schaden. So muss es ja doch wohl sein.
    Dass diese Sucht vor allem eine große Zahl Sexpartner voraussetzt, stimmt natürlich auch nicht. Das Gegenteil ist sicher ebenso zutreffend. Viele der schlimmsten Sexualverbrecher, denen ich in meinem Berufsleben begegnet bin, gehören der letzteren Gruppe an. Nicht zur ersten. Und dass »mit Maßen« immer am besten sein soll, ist ebenfalls eine zweifelhafte Behauptung.
    Essen und Alkohol. Darum dreht sich mein Suchtverhalten im Wesentlichen. Ich esse zu viel. Ich muss zwar essen, um am Leben zu bleiben, aber ich esse noch bedeutend mehr. Wie gesagt nicht zuletzt, um mich zu trösten, und in der Regel schadet mir am meisten, was am besten schmeckt und mich am besten tröstet. Ich versuche gesund zu leben. Was mir meist eine Weile gelingt, und das erfreut mich so, dass ich umgehend in meine alten Gewohnheiten zurückfalle. Ich kämpfe weiter. Lebe mit dem Pendel, das weit ausschlägt.
    Mein größtes Problem ist der Alkohol. Ich bin Alkoholiker. Ich bin nicht einmal ein trockener Alkoholiker. Möglicherweise bin ich ein kontrollierter Dipsomane, ein periodischer Trinker, der in der ersten Jahreshälfte vollkommen nüchtern bleibt und dann in der zweiten viel zu viel trinkt. Abstinente Wochen sind etwas für Weichlinge, und in meinem Fall ist ein stärkeres Geschütz nötig.
    Den Grundstein für meinen Alkoholismus legte ich schon früh. Zum ersten Mal betrank ich mich mit vierzehn, und je älter ich wurde, desto öfter versuchte ich mich zu betrinken. Nach der Geijer-Affäre geschah das viel zu oft. Anfang der neunziger Jahre war es richtig schlimm, aber heute liegt das letzte Mal lange zurück.
    Den Tipp, wie ich mein Problem in den Griff kriegen könnte, erhielt ich von dem amerikanischen Schauspieler Dean Martin, der auf dem Höhepunkt seiner Karriere als der gemütliche Vorzeigealkoholiker der USA galt. In einem berühmten Fernsehinterview stellte man ihm die Frage, ob es stimme, dass er an allen Tagen des Jahres trinke? Er stritt dies ab. Er tränke an allen Tagen, nur nicht am Silvesterabend. Da sei er stocknüchtern. Ein Mann mit seinem Renomee würde nie an einem Abend trinken, an dem sämtliche

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