Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Professor - Wie ich Schwedens erfolgreichster Profiler wurde

Der Professor - Wie ich Schwedens erfolgreichster Profiler wurde

Titel: Der Professor - Wie ich Schwedens erfolgreichster Profiler wurde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leif GW Persson
Vom Netzwerk:
mein schwarzes Notizbuch. Obwohl mir Uffe und die anderen Freunde und sogar meine eigene Mama nach dem Besuch der Beamtin damit eine Woche lang in den Ohren liegen. Hast du die Nummer denn nie in dein schwarzes Buch geschrieben?
    Warum sage ich nichts? Nicht etwa, weil ich die Geschichte mit dem Notizbuch erfunden habe. Was diese Einzelheit angeht, bin ich mir meiner Sache sicher. Auch nicht, weil ich nicht alle meine Notizen preisgeben möchte, die ich gemacht habe. Nicht einmal die über den bösartigen alten Fors und den Schuster, der sich so allmählich zu Tode soff. Ich glaube, die Erklärung ist viel einfacher. Es war mein Notizbuch. Nur meines, und nicht einmal mein bester Freund Uffe durfte lesen, was ich in mein eigenes schwarzes Buch schrieb, obwohl er einmal sogar versuchte, mich niederzuringen, um mir das Buch abzunehmen.
    Ich wusste, was ich gesehen hatte, und ich hatte es so in meinem schwarzen Buch aufgeschrieben. So war es. So ist es. Anfang der fünfziger Jahre gab es einen bösen Onkel in Stockholm, der einen schwarzen Citroën mit dem Kennzeichen A 4210 besaß. Er arbeitete als Kriminalkommissar, und wenn er nicht mit seinem Auto herumfuhr, lockte er kleine Mädchen auf Speicher und zeigte ihnen seinen Pimmel. Aber mehr geschah nie. Alles endete in meinem Notizbuch.

14.

Der singende Detektiv
    In all den Jahren, die vergangen sind, habe ich nie an meiner Berufswahl gezweifelt, obwohl ich den Entschluss bereits als kleiner Junge fasste. Hingegen habe ich geringfügige Kursänderungen vorgenommen, die der Wirklichkeit geschuldet waren, in der ich mich gerade befand. Ich war natürlich auch den normalen Versuchungen ausgesetzt, die in Zusammenhängen wie diesem auftauchen.
    Im selben Jahr, in dem ich mit meinem ersten wirklichen Verbrechen konfrontiert werde – und es handelt sich also nicht darum, Scheiben einzuschlagen, im Tabakladen zu klauen, Äpfel zu stibitzen oder im Stadion oder im Tivoli Gröna Lund über den Zaun zu klettern, was nicht nur Sune tat –, feiert der Eishockeyspieler Gösta »Snoddas« Nordgren als Sänger in Lennart Hylands Radioprogramm »Karusellen« große Erfolge.
    Man schrieb das Jahr 1952, und Snoddas machte einen sehr großen Eindruck auf mich. Vielleicht ließ sich meine Rolle als Detektiv auch mit Singen verbinden? Vielleicht konnte ich ja ein singender Detektiv werden?
    Diese Idee entsteht mit überzeugender Klarheit, obwohl es fast vierzig Jahre dauern wird, bis ich Dennis Potters Serie im Fernsehen sehe.
    Ich will aber nicht nur Detektiv werden, sondern will wie Snoddas auch im Wald flanieren, angeln und Eishockey spielen, wenn ich nicht gerade Holz flöße und mit allen diesen Frauenzimmern Umgang pflege, die von »Nordingrå bis zum Wehr unten bei Berg« in meinen Armen weich wie Wachs werden, wie es in der »Flößerliebe« von Snoddas heißt. In Nordingrå war ich außerdem schon mal, als Papa, Mama und ich mit dem Auto die ganze Verwandtschaft in Norrland besucht haben.
    Obwohl ich nur sieben Jahre alt bin, habe ich schon eine vage Ahnung davon, was es heißt, zu Wachs in den Armen eines anderen Menschen zu werden. Es muss ungefähr dasselbe Gefühl sein wie damals, als ich richtig klein war und Großmutter, die Mutter meiner Mutter, Zimtschnecken backte und mich auf den Schoß nahm und wir darauf warteten, dass sich der gute Duft der Zimtschnecken in ihrer Küche auf dem Land ausbreitete.
    Ich drückte mich mit dem Kopf an sie.
    »Großmutter riecht gut«, sagte ich. »Großmutter riecht nach Zimtschnecken.«
    Ich wurde früh geprägt, was die Berufswahl betraf und ganz sicher auch in Bezug auf Frauen, wenn jetzt schon vom Duft von Großmutters Zimtschnecken die Rede ist. Ich gedenke mit diesem Thema noch zu warten. Es gibt später in dieser Erzählung bedeutend bessere Gelegenheiten, diese Dinge aufzugreifen.
    Als Kind war ich tiefer Gedanken und Gefühle fähig. Nur wenige Jahre später verwandelte ich mich in einen überintellektuellen und selbstbezogenen Teenager. Das liegt mehr an den Erwartungen meiner neuen Umgebung als an der Erziehung, die ich zu Hause genossen habe. Der Meisterdetektiv der Kindheit ist von anderen Vorbildern abgelöst worden. Jetzt stelle ich mir eine Zukunft als Gerichtsmediziner oder Strafverteidiger vor, vielleicht sogar als Privatdetektiv, unter der Voraussetzung, dass mir das ein ebenso privilegiertes Leben wie Harry Söderman, genannt »Revolver-Harry«, ermöglicht, den Stieg Trenter in seinen Kriminalromanen als Harry

Weitere Kostenlose Bücher