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Der Professor - Wie ich Schwedens erfolgreichster Profiler wurde

Der Professor - Wie ich Schwedens erfolgreichster Profiler wurde

Titel: Der Professor - Wie ich Schwedens erfolgreichster Profiler wurde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leif GW Persson
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wissenschaftlicher Detektiv prägte, ist eine andere Geschichte.
    Ein junger Meisterdetektiv zu sein, besaß einen großen Vorteil. Diese Rolle erforderte keine Spielkameraden. Im Gegenteil gab es vieles in meiner Umgebung, das vorzugsweise allein erforscht wurde. Beispielsweise der bösartige alte Fors, der im Nachbarhaus im Erdgeschoss wohnte und meist am Küchentisch saß, soff und in Zeitschriften mit nackten Frauen blätterte. Er war nicht einmal schlau genug, bei dieser Betätigung die Gardinen vorzuziehen.
    Oder der Schuster des Viertels, der seinen Laden stets verließ, nachdem meine Eltern und ich zu Abend gegessen hatten und ich so die Möglichkeit nutzen konnte, die frühe Abendrunde zu gehen und ihn auf seinem schwankenden Weg von der Werkstatt zum Bus zu beschatten.
    Natürlich hatte ich auch die für einen seinen Beruf ausübenden Detektiv notwendigen Hilfsmittel angeschafft. Ein schwarzes Notizbuch mit einem Bleistifthalter am Rücken des Einbands, einen ständig säuberlich gespitzten Bleistift und sicherheitshalber noch den Bleistiftspitzer in der Hosentasche.
    Außerdem natürlich ein Vergrößerungsglas, eine Flasche unsichtbare Tinte, ein Stempelkissen sowie einen richtigen Stempel mit dem Text POLIZEI . Schließlich Fingerabdruckpulver aus der Mine eines weichen Bleistifts verfertigt, die ich eigenhändig in Mamas Mörser so fein wie Schnupftabak zerstoßen hatte, und einen Fingerabdruckpinsel. Es war einer von den Pinseln, die Uffe und meine anderen Kameraden verwendeten, um mit Wasserfarbe herumzuschmieren, wenn wir Zeichenunterricht in der Schule hatten. Je dicker der Pinsel und je länger die Borsten, desto besser. Dass sogar erwachsene Detektive zu derselben Einsicht gelangt waren, verwunderte mich kein bisschen, als mir viel später dieser Umstand bewusst wurde. Weißes weiches Löschpapier, das ich im Tabakladen von Großvaters Geld gekauft hatte, mit dem ich die Abdrücke abnahm, die beim Einpinseln zum Vorschein gekommen waren.
    Am meisten benutzte ich jedoch mein schwarzes Notizbuch, das ich für die gewohnheitsmäßige äußere Fahndung, die den größten Teil meiner Tätigkeit als Detektiv in Anspruch nahm. Sie bestand darin, alle Autos aufzuschreiben, die auf dem Tegeluddsvägen vor dem Haus vorbeifuhren, in dem ich wohnte.
    Papa war mit einem Oberwachtmeister der Polizei in Gävle verwandt, und dieser hatte mir erklärt, wie alles hieß: Ermittlung, Verhör, kriminaltechnische Nachforschung, äußere und innere Fahndung. Ich kann das alles in- und auswendig und weiß, dass man bei der äußeren Fahndung erst eine gute Position einnehmen muss, »von der aus man sieht, ohne gesehen zu werden«. Das ist die »Grundregel für alle äußere Fahndung, die auf Personen, Örtlichkeiten und Fahrzeuge gerichtet ist«. Dann braucht man nur noch sein Notizbuch aus der Tasche zu ziehen und das Autokennzeichen, die Marke, die Farbe und möglichst auch noch das Baujahr aller Fahrzeuge, die vorbeifahren, zu notieren. Dasselbe gilt für die Personenbeschreibung aller Passanten: Größe, Körperhaltung, Alter, Geschlecht, Kleidung, Gesichtsform, Haar- und Augenfarbe und dann noch alles andere, angefangen mit dem, was sie auf dem Kopf tragen, bis hin zu den Schuhen.
    Besonders interessant waren natürlich kleinwüchsige Männer mit Menjoubärtchen und schwarzen spitzen Schuhen, Mückenjägern. Um es auf die Spitze zu treiben, würde ich sagen, dass ich damals ein glühender Anhänger der älteren kriminologischen Theorie war, die mit Nachdruck behauptete, dass sich Hunde nach dem Zustand ihres Fells beurteilen ließen.

13.

Der Meisterdetektiv wird mit der Wirklichkeit konfrontiert
    Das ist auch die unterschwellige Botschaft, die mir als junger Meisterdetektiv übermittelt wird, als ich zum ersten Mal mit der Wirklichkeit konfrontiert werde. Ein erwachsener Mann verhält sich nicht wie andere erwachsene Männer.
    Es ist Frühling, ich bin sieben Jahre alt, und an diesem Tag bin ich nicht in der Schule. Ich weiß nicht, warum ich zu Hause bin. Es ist kein Wochenende, sondern ein normaler Wochentag, und es vergehen noch einige Jahre, bis ich mit dem Schwänzen anfange. Also unklar, jedenfalls bin ich allein zu Hause in der Wohnung, und was ich dort tue, weiß ich auch nicht mehr. Wie dem auch sein mag, mir ist langweilig, und ich beschließe, nach draußen zu gehen und etwas äußere Fahndung zu betreiben.
    Ich stecke mein schwarzes Notizbuch in die Tasche, verlasse die Wohnung und habe die Tür eben

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