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Der Professor - Wie ich Schwedens erfolgreichster Profiler wurde

Der Professor - Wie ich Schwedens erfolgreichster Profiler wurde

Titel: Der Professor - Wie ich Schwedens erfolgreichster Profiler wurde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leif GW Persson
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wirft Papa aus irgendeinem Grund einen warnenden Blick zu. »Sie hat geschrien, und da ist er weggerannt. Leif hat ihn gesehen, als er die Treppe herunterrannte.«
    »Schade, dass ich nicht zu Hause war«, sagt Papa, augenscheinlich mehr zu sich selbst. »Ich hätte das Schwein totgeschlagen.«
    »Gustav, Gustav«, sagt Mama. »Pass auf, was du sagst. Da hat jemand ganz lange Ohren.«
    Ich weiß überhaupt nur, was sich auf dem Speicher zugetragen hat, weil alle Kinder des Viertels ihre Eltern belauscht haben, als von dieser Sache die Rede war. Damals hätte kein Erwachsener auch nur im Traum daran gedacht, einem Kind die näheren Umstände zu erklären, nicht einmal Sunes Mama, obwohl sie sonst ihrem Erstgeborenen das meiste erzählt. Aber das, was wir erlauschen, genügt, um uns die gesamte Geschichte zusammenzureimen. In der nächsten Woche bin ich wie selbstverständlich die Hauptperson meiner eigenen Bande. Ich bin der Einzige außer Sune, der die Wache unten am Frihamnen besucht hat, im Unterschied zu Sune jedoch in der ehrenwerten Rolle des Zeugen.
    Etwa eine Woche später besucht eine Polizeibeamtin Mama und mich. Sie ist bedeutend älter als Mama, trägt ihr Haar in einem Knoten und ist in Bluse, Wollpullover und einen Rock gekleidet, der auch, als sie sitzt, noch halb über die Wade reicht.
    Sie erzählt einleitend, dass sie bei der Kriminalpolizei auf Kungsholmen in der Stadt arbeitet. Ihre Aufgabe ist die Ermittlung von Verbrechen, die an Kindern verübt worden sind. Mit Kindern zu sprechen ist die selbstverständliche Aufgabe der weiblichen Mitarbeiter.
    »Mir wäre es recht, wenn du noch einmal erzählen könntest, was du gesehen hast, Leif«, sagt sie und nickt mir freundlich zu.
    Das dauert eine geraume Weile, da sie aufschreibt, was ich sage, und als wir fertig sind, legt sie ihren Block beiseite. Sie sieht mich prüfend an, und jetzt lächelt sie nicht mehr.
    »Du bist dir bei der Autonummer ganz sicher?«, fragt sie. »Dass es ein schwarzer Citroën mit der Nummer A 4210 war?«
    »Ja«, sage ich und nicke.
    »Aber wie hast du das nur sehen können, Leif? Du sagst ja selbst, dass er wahnsinnig schnell weggefahren ist. Wie hast du da die Nummer sehen können?«
    »Einfach so«, antworte ich. »Ich kenne auch alle Automarken. Hier im Haus gibt es auch einen Mann, der einen Cittra hat, also einen Citroën«, verdeutliche ich, da mir Papa erzählt hat, Frauenzimmer hätten keine Ahnung von Autos.
    »Ich verstehe nicht recht«, unterbricht Mama, und ihre Stimme klingt bereits scharf. »Ich kann versichern, dass der Junge ein ausgezeichnetes Gedächtnis hat. Lesen kann er auch.«
    »Es kann nicht sein, dass die Nummer fünf Zahlen hatte?«, fragt die Polizistin und sieht dabei aus irgendeinem Grund Mama Margit an, obwohl sie mir diese Frage stellt.
    »Wieso wollen Sie das wissen?«, fragt Mama.
    »Mittlerweile gibt es ja hier in Stockholm Autos mit fünf Ziffern. In den letzten Jahren sind ja so viele Autos dazugekommen. Alle neuen Wagen haben jetzt fünf Zahlen auf den Nummernschildern.«
    »Aber gibt es denn keinen schwarzen Citroën mit der Nummer, die er sagt, mit A 4210?«, fragt Mama, und dass sie bereits sauer wie Essig ist, sehe ich an ihren Augen.
    »Doch, so einen gibt es. Es gibt einen schwarzen Citroën mit dieser Nummer. Aber der kann es nicht sein.«
    »Und warum nicht?«
    »Er gehört einem meiner Kollegen«, sagt die Polizeibeamtin. »Er ist Kommissar hier in Stockholm und bestreitet mit Nachdruck, mit seinem Auto hier gewesen zu sein, als das Ganze geschah. Er war an seinem Arbeitsplatz in der Stadt, und mehrere seiner Kollegen können das bestätigen. In diesem Punkt besteht kein Zweifel.«
    »So, so«, schnaubt Mama. »Sieh mal einer an.«
    »Wie gesagt. Sowohl mein Chef als auch ich haben mit ihm und seinen Kollegen gesprochen. Er war an seinem Arbeitsplatz. Er hatte sein Auto nicht ausgeliehen, und es gibt also mehrere Kollegen, die seine Aussage bezeugen können.«
    Als sich die Polizeibeamtin wenig später verabschiedet, gibt sie Mama die Hand und verspricht, sich zu melden, falls sich etwas ergeben sollte. Mir gibt sie ebenfalls die Hand. Sie nickt mir zu, sieht traurig aus und entschuldigt sich mit den Augen, obwohl ich nur sieben Jahre alt bin und sie Polizeibeamtin ist und sogar älter als meine Mama.
    »Blödes Stück«, sagt Mama, sobald sie gegangen ist und Mama die Tür hinter ihr geschlossen hat.
    Aber das Merkwürdigste ist: Diese ganze Zeit rede ich mit niemandem über

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