Der Professor - Wie ich Schwedens erfolgreichster Profiler wurde
in den Tierpark Furuvik bei Gävle. Die Fahrt mit dem Bus dauert mehrere Stunden. In der Regel liegen die Ausflugsziele fußläufig von der Schule entfernt. Meist geht es in das Freilichtmuseum Skansen, manchmal in eines der Museen, die auf Djurgården oder Norra Djurgården liegen.
Unsere Mütter geben uns etwas zu essen mit, das wir in unseren Schultaschen mitnehmen. Butterbrote, einen Apfel, eine Orange oder eine Banane. Milch oder vielleicht sogar eine Limo für die ganz Glücklichen. Mein Proviant ist immer am leckersten. Mama kann besser kochen als jede andere Mama der Welt. Brote mit Kalbsbraten, Gurke und selbstgemachtem Schwarzen Johannisbeergelee und Frikadellen mit Senfsauce. Meine armen Klassenkameraden müssen sich mit Kalles Kaviar aus der Tube und Aufschnitt begnügen.
An diesem Tag, an dem Uffe der Held der ganzen Schule wird, gehen wir in den Skansen. Wir gehen in ordentlichen Zweierreihen, vorneweg die Lehrerin, hinter ihr alle Kinder. Mädchen neben Mädchen und Junge neben Junge. Die Mädchen halten sich an der Hand, was uns Jungen nicht im Traum einfallen würde, am allerwenigsten mit dem Freund, den man sich als Nebenmann ausgesucht hat.
Wir tragen Schulmützen, was zu dieser Zeit sehr ungewöhnlich ist. Kinder, die Volksschulen besuchen, tragen keine Schulmützen. Das ist den Jüngeren vorbehalten, die Privatschulen besuchen, oder älteren Schülern, die bereits auf einer höheren Schule sind. Wir, die Schüler der Gärdesskolan, sind jedoch keine gewöhnlichen Volksschüler. Wir sind was Besseres. Die meisten Eltern arbeiten im Büro, und beim Elternabend haben Lehrer und Eltern gemeinsam beschlossen, dass wir bei feierlichen Anlässen wie dem Schulabschluss oder einem Ausflug eine Schulmütze tragen sollen. Ordentliche Schirmmützen, für die Jungs aus dunkelblauem, für die Mädchen aus hellgrauem Samt. Über dem schwarzen Schirm prunkt das Wappen der Gärdesskolan aus »richtigem« Silber.
Allmählich erreichen wir den Bärengraben des Skansen. Alle Bären halten sich im Freien, in der Sonne auf. Die Jungen spielen, während sich ihre Eltern das schnappen, was wir ihnen von unserem Proviant zuwerfen. Das ist zwar verboten, aber wir tun es trotzdem, und ich verzichte zugunsten des größten Bären auf eine ganze Scheibe Kalbsbraten. Diese scheint ihm zu schmecken, er brüllt und schlägt mit seiner riesigen Tatze nach einem der Jungen, das versucht, ihm zuvorzukommen.
Während dieser Vorstellung lehnt sich Uffe zu weit über die Absperrung. Seine Mütze fällt in den Bärengraben. Papa Bär scheint die Schulmütze nicht zu gefallen. Er begnügt sich damit, an ihr zu schnuppern, aber dann beginnen zwei Bärenkinder, sich um die Mütze zu prügeln. Sie ziehen an ihr, verlieren dann aber plötzlich das Interesse und lassen sie fallen. Wir Kinder schreien und deuten auf die Mütze. Niemand lacht, und Uffe heult so sehr, dass die Tränen regelrecht spritzen. Er ist vollkommen untröstlich, und schließlich erbarmt sich einer der Tierpfleger. Er lockt die Bären weg, indem er einen Eimer mit Fleisch zu ihnen herabwirft, dann fischt er Uffes Mütze mit einer langen Stange mit einem Haken aus dem Bärengraben.
Uffe hört auf zu weinen, obwohl seine Mütze ganz furchtbar aussieht. Nass und schmutzig, der blaue Samt hat ein Loch, und der Schirm ist gebrochen. Aber Uffe ist froh. Er trocknet seine Tränen, wischt den schlimmsten Schmutz weg und setzt die Mütze wieder auf.
Wieder zu Hause versucht seine liebe Mama Valborg ihr Bestes. Sie flickt das Loch im Samt, klebt den gebrochenen Schirm und lässt sich von meinem Papa dabei helfen, das verbogene Wappen geradezubiegen. Das Einzige, wogegen nichts auszurichten ist, sind die deutlichen Abdrücke der Bärenzähne im Mützenschirm. Richtige Bärenzähne, und es gibt etliche Zeugen dafür, dass das wahr ist.
Bereits am nächsten Tag erscheint Uffe mit seiner Mütze mit den Abdrücken der Bärenzähne und muss immer wieder erzählen, was sich zugetragen hat, während die Zahl der bewundernden Schulkameraden immer weiter wächst. Obwohl es sich um einen ganz normalen Schultag handelt, der nicht im Mindesten feierlich ist.
Uffes großer Tag dauert die ganze Woche lang, bis die Lehrerin davon erfährt. Sicher hat eines der Mädchen getratscht. Die Lehrerin nimmt die Mütze in Beschlag, und Uffe bekommt einen Anpfiff. Er braucht jedoch keinen Brief an seine Mama Valborg mit nach Hause zu nehmen, und die Mütze bekommt er eine Woche vor Schulabschluss
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