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Der Professor - Wie ich Schwedens erfolgreichster Profiler wurde

Der Professor - Wie ich Schwedens erfolgreichster Profiler wurde

Titel: Der Professor - Wie ich Schwedens erfolgreichster Profiler wurde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leif GW Persson
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wieder zurück.
    So erinnere ich mich, aber an dieser Geschichte ist etwas seltsam. Ich erinnere mich in allen Einzelheiten an sie, und ich bin mir immer noch ganz sicher, dass sie sich ereignet hat, und zwar genau so, wie ich es eben erzählt habe. Ungefähr zehn Jahre später erwähne ich sie Uffe gegenüber, den ich zufällig getroffen habe, obwohl sich unsere Wege schon etliche Jahre zuvor getrennt haben. Wir sprechen über Erinnerungen aus der Zeit unserer Kindheit und nicht über unser Leben als fast erwachsene Männer.
    »Erinnerst du dich noch daran, wie du deine Schulmütze in den Bärengraben im Skansen hast fallen lassen?«
    Uffe ist vollkommen ratlos. Er hat keinerlei Erinnerung an diese Sache. Er erinnert sich auch nicht daran, je eine Schulmütze besessen zu haben.
    »Du musst mich mit jemandem verwechselt haben«, sagt er. »Ich habe keine Ahnung, wovon du redest.«

18.

Mama ist krank
    Mama ist oft krank. Das liegt daran, dass sie schon als Kind schwächlich war. Das hat Großvater erzählt. Oft wird sie von normalen Leiden wie Fieber, Erkältungen, Kopf- und Magenschmerzen heimgesucht, Dingen, die alle ereilen können, aber in Mamas Fall kann es schlimmer werden als bei uns anderen, so dass sie erst eine Erkältung bekommt, die in eine Lungenentzündung übergeht, die dazu führt, dass sie kaum noch Luft bekommt und monatelang husten muss. Oder noch schlimmer, sie hat Wasser in der Lunge, und das schlägt aufs Herz, so dass sie sterben könnte.
    Manchmal wird Mama richtig krank, und dann kann sie sich nicht um mich kümmern. Dann begleite ich Papa zur Arbeit, also meist kümmert sich jemand um mich, und nach einer Weile ist sie dann ja auch wieder gesund. Wenn es Mama richtig schlecht geht, dann bekommt sie meist Bauchschmerzen. Allerdings tut dann nicht der Magen weh, sondern eine andere Stelle, die Galle heißt. Mama bekommt richtige Gallenkoliken, denn so heißt das, und dann liegt sie im Bett im Schlafzimmer und stöhnt und weint, bis ihr Papa hilft und ihr ihre Medizin verabreicht.
    Mama hat im Badezimmer einen ganzen Schrank voller Medikamente, und die größten Tabletten, die viel größer sind als alle normalen Tabletten, die sie dauernd schluckt, sind die, die sie nimmt, wenn sie ihre Koliken bekommt. Diese Tabletten sind rot-weiß und länglich, werden auch als Zäpfchen bezeichnet, und das Seltsame ist, dass man sie in den Hintern steckt und nicht in den Mund.
    Manchmal muss Papa sie ins Krankenhaus fahren, und einige Male ist es so schlimm, dass der Krankenwagen kommt und sie abholt. Der ist weiß und hat große rote Kreuze auf den Seiten. Aber dann kehrt sie immer recht bald aus dem Krankenhaus zurück, und das, obwohl sie selten wieder ganz gesund geworden ist.
    Mama erzählt, dass es leider viele Ärzte gäbe, auf die man sich nicht verlassen könne. Deswegen hat sie auch ein dickes Buch gekauft, das »Ärztebuch für Familien« heißt und mit dem sie sich behelfen kann. Darin stehen alle Krankheiten, die es gibt, und dort steht auch, wo es einem wehtut, wenn man eine bestimmte Krankheit hat. Die unheimlichste Krankheit von allen heißt Krebs. Die frisst einen von innen auf, und das Abscheuliche an ihr ist, dass das nicht einmal wehtun muss, ehe es bereits zu spät ist. Dann stirbt man. Bekommt man Krebs, stirbt man immer.
    Das hat mir meine Mama selbst oft erzählt.
    »Ja du, Leif«, sagt Mama und tätschelt mir die Hand. »Wir können wirklich nur hoffen, dass Mama keinen Krebs hat, denn dann hast du bald keine Mama mehr.«
    Eines Tages, als ich nach dem Spielen wieder in die Wohnung komme, hat Mama eine Kolik erlitten, und da Papa bei der Arbeit ist, muss ich ihr helfen.
    Sie liegt auf dem Küchenfußboden und jammert genauso wie die Hündin von Onkel Evert, wenn sie Junge bekommt. Sie hat die Knie angezogen, fast bis ans Kinn, und als ich sie frage, wie es ihr geht, macht sie nur eine abwehrende Handbewegung.
    Ich renne ins Bad und hole das Glas mit den großen Zäpfchen. Dann sagt Mama zu mir, ich solle besser wieder rausgehen, damit sie in Ruhe ihre Medizin nehmen kann. Diese hilft offensichtlich, denn als ich nach einer Weile wieder zurückkomme, liegt sie auf ihrem Bett und schläft. Sicherheitshalber decke ich sie mit einer Decke zu, obwohl es Sommer und draußen warm ist.
    Einmal ist es richtig schlimm. Da kommt ein grauer Krankenwagen und holt sie ab. Uffes Mama hat ihn telefonisch verständigt.
    Ich frage, ob Mama jetzt sterben muss und ob sie deswegen einen Krankenwagen

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