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Der Professor - Wie ich Schwedens erfolgreichster Profiler wurde

Der Professor - Wie ich Schwedens erfolgreichster Profiler wurde

Titel: Der Professor - Wie ich Schwedens erfolgreichster Profiler wurde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leif GW Persson
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geschickt haben, der grau ist. Ungefähr wie damals, als der Papa von meinem Freund Robban verrückt wurde und sich von einem Balkon im sechsten Stock in die Tiefe stürzte. Er war sofort tot. Erst kam ein normaler weißer Krankenwagen, aber dann fuhr dieser wieder weg, und stattdessen kam ein anderer identischer Wagen, nur dieses Mal schwarz und ohne Kreuze, und holte ihn ab. Aber das sahen Uffe und ich nicht, weil die Polizisten uns wegscheuchten und uns sagten, wir sollten nach Hause gehen. Der Einzige, der davon erzählen konnte, war Sune, und ob er das mit eigenen Augen gesehen hatte, was er behauptete, oder von seiner Mama gehört hatte, darauf gingen wir anderen Freunde nicht ein.
    »Muss Mama jetzt sterben?«, frage ich, und das Herz schlägt mir bis zum Hals.
    »Nein, so schlimm ist es wirklich nicht«, sagt Valborg und umarmt mich tröstend. »Margit glaubte, sie hätte Gelbsucht, und daher haben sie sie zum Epidemiekrankenhaus gefahren. Aber so schlimm ist es vermutlich nicht. Du wirst schon sehen, bald ist sie wieder zu Hause.«
    Valborg behielt recht, obwohl sie nicht einmal Krankenschwester war, sondern nur die Mutter meines besten Freundes. Mama ist bereits am nächsten Tag wieder zu Hause, obwohl der Krankenwagen grau war. Nicht wie bei Robbans Papa, denn das war eine richtig traurige Geschichte, über die sogar mein Vater beim Essen spricht, obwohl beim Essen nicht geredet werden soll.
    »Das ist wirklich eine fürchterliche Sache«, sagt Papa. »Erst sitzt er mehrere Jahre in so einem Lager, in das die Nazis alle stecken, die sie nicht leiden können. Das hält er aus. Dann kommt er hierher und findet eine Frau und bekommt zwei Kinder. Und ausgerechnet kurz vor seinem Ärzteexamen springt er vom Balkon.«
    »Das ist richtig, richtig schlimm«, sagt Papa, aber scheinbar mehr zu sich selbst, und nickt.
    Mama sagt nichts. Sie begnügt sich mit einem Nicken.
    Während meiner Kindheit war Mama oft krank. Das war nicht ihre Schuld, sondern beruhte darauf, dass sie von Geburt an schwächlich war.

19.

Ich bekomme eine kleine Schwester
    Einige Monate vor meinem siebten Geburtstag bekomme ich eine kleine Schwester, Maud Anna Elisabeth, geboren am Tag der heiligen Anna, dem 9. Dezember.
    Ihre Geburt stellte keine Überraschung dar. Mama und Papa hatten mir rechtzeitig erzählt, dass ich einen kleinen Bruder oder eine kleine Schwester bekommen würde, was genau, würde sich recht bald zeigen. Das Kinderbett stand bereits im Schlafzimmer meiner Eltern, und auch alle anderen praktischen Vorbereitungen meiner Eltern sprachen ihre deutliche Sprache.
    Aus der Zeit, die wir zusammen aufwuchsen, fehlen mir jedoch fast jegliche Erinnerungen. Das ist gelinde gesagt seltsam, denn wir müssen uns in den ersten Jahren ihres Lebens mehrmals täglich begegnet sein, sicher einige tausend Mal, bis zu dem Tag, an dem ich Abitur mache und von zu Hause ausziehe.
    Die Erklärung ist vermutlich, dass mir meine Schwester nicht sonderlich wichtig war, ich hatte mir nicht einmal statt ihrer einen kleinen Bruder gewünscht.
    Die Sache ist einfach. Mir wäre es lieber gewesen, alles wäre so geblieben, wie ich es in meinem siebenjährigen Leben gehabt hatte. Das einzige Kind zu sein und das Leben so zu leben, wie ich es immer getan hatte, mit meinem Papa zusammen zu sein, nur mit meinem Papa, die Sommer bei Großmutter, meine Bücher, meine Freunde. Wozu brauchte ich da eine kleine Schwester?
    Ich glaube, dass das erklärt, warum meine ersten Erinnerungen an sie so dürftig sind. Ich erinnere mich nicht einmal daran, wie ich sie zum ersten Mal gesehen habe oder ob ich sie und Mama kurz nach der Geburt im Krankenhaus besucht habe, nicht an den Tag, an dem sie nach Hause in die kleine Wohnung im Tegeluddsvägen kam oder an den Tag ihrer Taufe. Die drei Erinnerungen, die ich besitze, sind leider keine schönen Erinnerungen, und sie beginnen mit Tag eins unserer gemeinsamen Zeit.
    Als Mama ihr zweites Kind bekam, bekam sie nicht nur Maud. Mehrere Monate vor der Niederkunft bekam sie Eiweiß im Blut, und als meine kleine Schwester auf der Welt war, kam es zu einer weiteren Komplikation: Milchstauung. Eine Zeitlang war es sogar so ernst, dass ihr Hausarzt glaubte, sie leide an einer Schwangerschaftsvergiftung. Dem war glücklicherweise nicht so, aber Mama war so krank, dass sie gezwungen war, in unsere Reservewohnung zu ziehen, die ein Stockwerk höher lag. Normalerweise wurde sie untervermietet, aber jetzt sah sich Mama gezwungen, dort zu

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