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Der Professor - Wie ich Schwedens erfolgreichster Profiler wurde

Der Professor - Wie ich Schwedens erfolgreichster Profiler wurde

Titel: Der Professor - Wie ich Schwedens erfolgreichster Profiler wurde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leif GW Persson
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sich eben bescheiden«, so fasste Papa Gustav die ganze Sache zusammen.
    Mittlerweile ist es Frühling, und ich gehe in die zweite Klasse. Wir haben Handarbeiten. Nicht nur die Mädchen der Klasse, sondern auch die Jungen, man frage mich nicht, warum, weil sich dies hier zu einer Zeit abspielt, zu der alle richtigen Jungs Werken haben und nicht im Traum daran denken würden, mit Nadel und Faden rumzumachen.
    Wie auch immer: Ich verbringe einen Monat damit, ein Kissen zu sticken. Das Kissen habe ich bekommen, ich erinnere mich nicht, von wem, und das Motiv dürfen wir frei wählen. Ich wähle ein Segelboot. Ein normales kleines Segelboot mit Rumpf, Mast, Großsegel und Fock auf einem blauen Meer unter einer gelben runden Sonne und gelben strichförmigen Sonnenstrahlen in der linken oberen Ecke. Daran, mich an einer fünfmastigen Brigg zu versuchen, denke ich nicht. Nichts leichter als das, und selbst der alte König Gustav V. hat laut unserer Lehrerin Kissen bestickt. Das hört man gerne, gerade auch im Hinblick darauf, was Papa erzählt. Der alte König hatte unzählige Kinder, nicht zuletzt jenen Sohn, der König war, als ich eingeschult werde. Es kann also nicht so schlimm sein, wie Papa behauptet hat.
    Einen Monat später sitze ich wie immer in meiner Bank. Das Kissen ist fertig, und ich lese ein gutes Buch, während meine Klassenkameraden zwischen ihren Buchstaben herumsuchen, Laute zusammensetzen und lesen, dass es eine Freude ist. Vermutlich denke ich gerade an etwas anderes, da ich mit Hilfe der Bleistiftspitze ein Segelboot auf meine Bank zeichne. Punkt um Punkt stoße ich den Stift in das weiche Holz. Es ist genau dasselbe Boot, das ich auf das Kissen gestickt habe, und als die Lehrerin in der Woche darauf mein Kunstwerk entdeckt, gibt es richtig Ärger.
    Ich habe die ganze Woche lang Nachsitzen, während meine Freunde bereits nach Hause gehen, und die Lehrerin unterzieht mich einem Verhör nach dem anderen. Sie holt die Lehrerin zu Hilfe, die sie bereits bemüht hat, als es um meine Lesefähigkeit ging.
    Ich entscheide mich dafür, alles abzustreiten. Ich habe ein Segelboot auf ein Kissen gestickt und nicht ein exakt gleiches auf meine Bank gemalt, und es dauert in der Tat bis Mitte der folgenden Woche, bis ich klein beigebe und gestehe. Heulen tue ich auch. Während dieser Zeit hat sich meine Lehrerin zwei Stunden jeden Nachmittag königlich mit mir amüsiert. Sie ist in dieser Beziehung nämlich nicht dumm. Das ist niemand und am allerwenigsten sie.
    Anschließend schreibt meine Lehrerin einen Brief und steckt ihn in einen Umschlag. Ich soll ihn meiner Mama geben, wenn ich nach Hause komme. Ich öffne vorsichtig das Kuvert und lese den Brief. Ich habe nicht die geringste Absicht, Mama Margit ihn ebenfalls lesen zu lassen. Leider lasse ich ihn in der Schultasche liegen, in der ihn Mama dann irgendwann einmal entdeckt, und nach einem Monat schlägt dann die Stunde der Wahrheit.
    Mama zeigt Papa den Brief.
    »Er betrifft den Jungen, für den wir keine Kosten scheuen«, sagt sie und nickt mit wütenden Augen in meine Richtung. Papa sieht einfach nur schwermütig aus.
    »Das ist doch nicht so tragisch«, sagt er. »Mit dem Hobel, etwas Sandpapier und Klarlack kann ich das schnell beheben.«
    Papa begleitet mich dann in die Schule, um mit der Lehrerin zu sprechen und dafür zu sorgen, dass ich mich entschuldige. Mama ist krank geworden und kann nicht. Die meiste Zeit schaut Papa auf meine Bank. Dann zieht er einen Schraubenzieher aus der Tasche, schraubt die Klappe ab und klemmt sie sich unter den Arm, als wir gehen.
    Im Zeugnis habe ich dann in Betragen und Ordnung die schlechtesten Noten, ein D, was für »tadelnswertes Betragen« steht, und ein C für »sehr schlechte Ordnung«. Selbst Sune hat je ein A in Betragen und Ordnung wie jeder, der nicht in die Erziehungsanstalt gehört. Selbst Jungs wie Sune, bis das Gegenteil bewiesen ist.
    Professor Wille Flügelmutter stürzt tief. Die Zeiten, in denen ich einen Preis und Ehre gewann, weil ich besser als alle anderen eine Kuh ausmalen konnte, kommen mir sehr fern vor. Meinem Freund Uffe geht es bedeutend besser. Im selben Jahr, in dem ich meine schlechten Noten in Ordnung und Betragen bekomme, wird Uffe der Held der Klasse, im Übrigen nicht nur der Klasse, sondern der ganzen Gärdesskola.

17.

Als Uffes Mütze in den Bärengraben im Skansen fiel
    Einige Male pro Jahr unternimmt die ganze Klasse einen Ausflug. Der längste Ausflug meiner Volksschulzeit führt

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