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Der Professor - Wie ich Schwedens erfolgreichster Profiler wurde

Der Professor - Wie ich Schwedens erfolgreichster Profiler wurde

Titel: Der Professor - Wie ich Schwedens erfolgreichster Profiler wurde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leif GW Persson
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nötig selbst ihr Leben, zu opfern, ganz gemäß dem Leben, das sie gewählt hatten, und bis zu seinem Ende.
    Das werde ich auch tun, denke ich, als ich mit klopfendem Herzen vor der Gedenktafel stehe, ohne einen Gedanken daran zu verschwenden, dass sowohl Hundeschlitten als auch Luftballons einer längst vergangenen Zeit angehören und dass man in der Zeit, in der ich lebe, einen Meisterdetektiv am Nordpol wohl nur selten benötigt.

25.

Lehrer, Erzieher, Vorbilder
    Lehrer, Erzieher, Vorbilder. Ein guter Lehrer zu sein heißt Wissen vermitteln zu können, aber vielleicht noch viel mehr, ein gutes Beispiel zu sein. Menschen haben auch unterschiedliche Bedürfnisse. »Unterricht bedeutet im Wesentlichen, die Begabten in Frieden zu lassen«, wie einer meiner praktisch veranlagten Kollegen es formulierte.
    In den ersten vier Jahren, in der Volksschule, hatte ich dieselbe Lehrerin in allen Fächern mit Ausnahme von Turnen und Werken für Jungen. In Turnen habe ich eine andere Lehrerin, jünger und hübscher als meine normale Lehrerin, und in Werken einen älteren, vor sich hin murmelnden Mann, der darauf besteht, in einem grauen Lagerkittel mit einem Zollstock in der Brusttasche herumzulaufen, ganz anders als Papa Gustav, denn verglichen mit ihm haben alle zwei linke Hände.
    Im Übrigen kann ich mich nicht sonderlich gut an meine Lehrer erinnern. Sie leben in den Schatten meines frühen Bewusstseins, im Gegensatz zu meiner ersten richtigen Lehrerin, denn an diese erinnere ich mich bis ins Detail, ich weiß sogar noch, wie sie aussah und wie sie sich kleidete. Wann immer ich will, kann ich ihr Bild in meinem Bewusstsein aufrufen. Einige Zeit lang tat ich das viel zu oft. Seit ich vor gut zwanzig Jahren »echter Professor« wurde, hat dieses Bedürfnis aus irgendeinem Grund aufgehört.
    Was meinen Lehrer in Werken betrifft, erinnere ich mich vor allem an seinen Unterricht. Wie wir die Rinde vom Birkenreisig zogen, um daraus Schneebesen zu binden. Wie wir normale Bretter hobelten, um daraus Schneidebretter herzustellen. Wie wir zu Weihnachten einen Laubsägewichtel herstellen, ihn auf einer Platte festschrauben und oben mit einem Kerzenhalter versehen. Zum Abschluss wurde alles noch rot angemalt. Man brauchte ihn nur noch in Weihnachtspapier einwickeln und mit einem Seidenband versehen, mit Lack versiegeln und »Frohe Weihnachten von Leif« oder vielleicht sogar einen Vers an den Beschenkten darauf schreiben.
    Mama bekam das Schneidebrett und den Schneebesen und sicher auch das eine oder andere Buttermesser, das ich verdrängt habe, und Papa bekam den Weihnachtswichtel. Er freute sich, nickte und wog ihn in der Hand.
    »Das mit der Laubsäge ist manchmal gar nicht so einfach«, sagte Papa. »Aber du scheinst das ja rauszuhaben.«
    In der höheren Schule bekomme ich plötzlich viele Lehrer in verschiedenen Fächern. Mehrere Lehrer unterrichten mich in Mathematik, Physik, Chemie, Schwedisch, Englisch, Deutsch, Geschichte, Religion, Geographie und Biologie und sicher auch Fächern, die ich vergessen habe. Außerdem habe ich einen Lehrer in Werken, einen Zeichenlehrer, einen Musiklehrer und einen Turnlehrer. Sicherlich fast ein Dutzend Lehrer unterschiedlicher Qualität, und diejenigen, die die tiefsten Spuren in meiner Erinnerung hinterlassen haben, sind die schlechtesten Wissensvermittler, Erzieher oder Vorbilder. Möglicherweise haben mich meine guten Lehrer und Vorbilder einfach in Ruhe gelassen.
    Das hier war zu der Zeit, als in der Schule die Prügelstrafe noch erlaubt war. Meine Lehrerin in der Volksschule zauste uns und gab uns Ohrfeigen. Das tat sie jeden Tag, und dieses Schicksal ereilte auch die Mädchen der Klasse. Meist begannen die Mädchen zu weinen, gelegentlich auch die eine oder andere Heulsuse unter den Jungen, aber dann musste man auf den Gang, um die anderen nicht zu stören. Dort konnte man dann den Rest der Stunde damit zubringen, seine Tränen abzuwischen und aufhören zu schniefen, und hatte man sich nicht bis zum Klingeln im Griff, musste man die Lehrerin zum Oberlehrer begleiten, einem gefürchteten Mann, der, was den erzieherischen Teil seiner Arbeit betraf, nicht zimperlich war.
    Mir pflegte die Lehrerin außerdem noch mit dem Lineal auf die Finger zu schlagen. Eine pädagogische Gunst, die mir als Einzigem zuteilwurde. Sicher nicht verwunderlich, da ich es schwarz auf weiß hatte, wie wichtig erzieherische Maßnahmen in meinem Fall waren. Geheult habe ich im Übrigen nur ein einziges Mal, und

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