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Der Professor - Wie ich Schwedens erfolgreichster Profiler wurde

Der Professor - Wie ich Schwedens erfolgreichster Profiler wurde

Titel: Der Professor - Wie ich Schwedens erfolgreichster Profiler wurde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leif GW Persson
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Innentasche, streicht »Askenstam« durch und schreibt statt dessen »Andersson« ins Klassenbuch. So steht es dann das ganze Schuljahr über da, und als wir in der dritten Klasse des Gymnasiums anfangen, hat Askenstam aufgehört. Ob er ganz mit der Schule aufhörte oder nur die Schule wechselte, weiß ich nicht.
    In dem Augenblick, in dem unser Lehrer seinen Namen durchstreicht, verliert er seine Ehre. Nicht nur bei mir, dem einzigen richtigen Arbeiterkind der Klasse, sondern bei allen. So etwas durfte man sich nicht einmal damals herausnehmen, ganz zu schweigen davon, dass man ihn dafür heute gefeuert hätte. Als Vorbild war er eine menschliche Katastrophe, und es ist schlimm, dass ich mich an ihn am besten erinnere.
    Ich hatte nämlich in meinen insgesamt acht Jahren als Schüler an der höheren Schule etliche ausgezeichnete Lehrer. Woran ich mich am besten erinnere, ist ihr Respekt vor uns als Individuen und dass sie uns fast nie aufgrund unserer Herkunft unterschiedlich behandelten. Kritik und Lob wurden im Wesentlichen nach Verdienst und ganz im Rahmen dessen verteilt, was man von einem anständigen Menschen an einem Ort, der uns zu gebildeteren und besseren Menschen machen sollte, erwarten konnte.
    Die alte Eliteschule Norra Real war mit Recht dafür bekannt, die besten Lehrer des Landes zu haben. Angesehene Akademiker, hervorragende Wissenschaftler, einige von ihnen Bildungsgiganten, sowohl Natur- als auch Geisteswissenschaftler, die außerdem noch Professoren und Dozenten an der Universität waren, denen es jedoch wichtig war, uns Knaben von der höheren Schule an ihrem Wissen teilhaben zu lassen.
    Sie sind alle Männer – mit Ausnahme einiger Sprachlehrerinnen –, aber das ist nicht einmal ihre Schuld, sondern das ergibt sich natürlich aus der Zeit, in der man damals lebte. An zwei von ihnen erinnere ich mich ganz besonders und aus sehr persönlichen Gründen, eine dieser Personen aus dem Kollegium ist sogar eine Frau. So allmählich wird sie auch die bekannteste aller Lehrkräfte, die mich unterrichteten.

26.

Die Sommer an der Westküste
    Das Haus auf dem Land liegt drei Kilometer von der Landstraße entfernt. Die Landstraße führt nach Norwegen, zur Grenze am Svinesund und zu der hohen Brücke über den Fjord. Bis dorthin sind es gut zehn Kilometer. Das Dorf, in dem das Haus liegt, heißt Hogdal. Dort gibt es eine weiße Kirche aus Stein, einen Dorfladen mit einer Zapfsäule für Benzin davor und etwa hundert Häuser und Höfe rundherum, in denen die Leute wohnen, die zu dieser Gegend gehören, Fischer und Bauern und ihre Frauen und Kinder. Außerdem gibt es ein halbes Dutzend Häuser, die Sommergäste übernommen haben. Eines von ihnen gehört inzwischen meinen Eltern.
    Zu unserem Haus führt ein unbefestigter Weg, der sich am Fjord entlang und zwischen den Felsen Bohusläns und den windgekrümmten Bäumen hindurchschlängelt. Insgesamt liegen drei Häuser mit je einem Kilometer Abstand voneinander an diesem Weg. Unser Haus liegt auf der Spitze einer Landzunge, und hier endet auch der Weg. Wenn ich den Weg entlangradele, dann befinde ich mich fast immer auf dem Weg zum Dorfladen. Das Haus heißt Apelviken. Das ist ein schöner Name. Die Postadresse lautet »Apelviken, Hogdal, Strömstad, Schweden«, und manchmal bekomme ich einen Brief von meinen Freunden, die in der Stadt geblieben sind oder den Sommer in ihren eigenen Sommerhäusern verbringen.
    Mein bester Freund Uffe beispielsweise verbringt seine Sommer immer in der Nähe von Visby, da seine Mutter aus Gotland stammt. Uffe besucht mich nie in unserem Haus in Hogdal. Die ersten Sommer tröste ich mich damit, dass er auf Gotland vermutlich genug zu tun hat, und als ich die Schule wechsele und aus Näw Jorkk wegziehe, trennen sich unsere Wege.
    In den folgenden fünfzig Jahren treffen wir uns etwa zehn Mal. Stets weil wir uns irgendwo zufällig begegnen. Zum letzten Mal geschah das vor zwanzig Jahren. So ist das einfach. So sieht das Leben aus, wenn man sich bewegt und nicht das ganze Leben am selben Ort verharrt. Uffe lebt seit langem in meinen Erinnerungen. Außerdem lebt er noch richtig, das habe ich nämlich kontrolliert. Ich bilde mir auch ein, dass sein Leben halbwegs erfreulich verläuft.
    Im Haus in Hogdal gibt es sogar ein Telefon. Das haben wir vom vorigen Besitzer übernommen, vom alten Corneliusson, der gute neunzig war, als er die Ruder einzog. So drückt Papa sich aus: »Er zog die Ruder ein.« Außerdem muss der Alte ziemlich zäh

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