Der Professor - Wie ich Schwedens erfolgreichster Profiler wurde
sieht also genauso aus wie zur Zeit des alten Corneliusson. Die von Hand geformten Dachziegel sind ebenfalls noch da, obwohl Papa das ganze Dach abgedeckt hat, um die Teerpappe zu ersetzen. Er hat alle kaputten Dachziegel, Regenrinnen und Fallrohre ersetzt.
Im Haus ist der große Unterschied deutlich zu sehen. Wir haben eine moderne Küche genau wie in der Wohnung in der Stadt, nur dass diese hier doppelt so groß ist. Es gibt einen neuen Gasherd, eine Spüle aus Edelstahl und fließendes warmes und kaltes Wasser. Ebenso sieht es in den vier weiteren Zimmern aus. Die Böden sind abgeschliffen und lackiert, Wände, Decken und Leisten sind frisch gestrichen. Alles, was alt, ramponiert und morsch war, ist ausgetauscht worden, und trotzdem sieht alles so aus wie vorher. Den alten Eisenofen im großen Zimmer hat Papa gereinigt und geschwärzt. Er steht mit seiner Ofenklappe mit einem Glasfenster funkelnd und schwarz glänzend in der Ecke. Wir heizen ein, wenn es regnet und kalt ist oder wenn wir es einfach besonders gemütlich haben wollen. Er steht beruhigend brummend in seiner Ecke. Das pochende rote Herz des Hauses. Das von Papa bereits im Vorjahr gesägte, gespaltene und getrocknete Birkenholz duftet. Es gibt Unmengen davon, und man kann einfach im Holzschuppen neues holen. Ordentliche Stapel an den Wänden, vom Fußboden bis zur Decke.
Die alten Nebengebäude sind abgerissen, alles, angefangen mit dem Schafstall über den Schweinestall, das Hühnerhaus, die Scheune, den Lagerschuppen, den Holzschuppen bis hin zum Trockenklosett. Das neue Nebengebäude ist jedoch im selben Rot, Faluröd, gestrichen, und an einem Ende gibt es ein neues Klo, komplett mit Herzchen in der Tür. Es gibt eine Halterung für die Klopapierrolle und einen Stapel »Das Beste« für Leute, die sich Zeit lassen und auch an etwas anderes denken wollen, wenn sie das Klo aufsuchen.
Als ich Papa frage, ob wir nicht ein normales Wasserklosett im Haus haben können so wie in der Wohnung in der Stadt, schüttelt er energisch den Kopf. Er legt sogar Hammer und Nägel beiseite, um mir in aller Ruhe erklären zu können, warum nicht. Man soll nie dort scheißen, wo man sitzt und isst, sagt Papa. Das gilt im Übrigen auch für Dinge, die nicht mit Trockenklosetts und normalen Toiletten zu tun haben, aber was genau er meint, darauf geht er nie ein. Dass man das in der Stadt trotzdem tut – dass man im Haus scheißt, obwohl man dort wohnt –, liegt daran, dass einem nichts anderes übrig bleibt. Ganz einfach eben.
Ich muss wahnsinnig lachen, als ich mir vorstelle, wie alle Bewohner des Hauses im Tegeluddsvägen ständig hinausrennen, um auf die Wiese vor dem Haus zu kacken und zu pinkeln.
»Das wäre was«, meint Papa und schüttelt den Kopf.
Ich verstehe genau, was er meint. Und im Winter wohnen wir ja ohnehin in der Stadt. Da hätte es mit Papas neu gebautem Klo vermutlich so seine Seiten, ganz egal, wie gut isoliert und komfortabel es ist.
Die Sommer zwischen acht und fünfzehn, die Sommer in Hogdal, die nie ein Ende nehmen. Die Sommer, die mich zu einem stark gläubigen Naturromantiker machen. Mein Glaube an die Natur und an alles, was sie zu bieten hat, gerät erst ins Wanken, als ich ein anderes Objekt für die Flamme gefunden habe, die in meinem Inneren brennt.
27.
Professor Wille Flügelmutter wird Naturromantiker
Papa fährt zu seiner Familie, um auf die Elchjagd zu gehen. Ich darf ihn begleiten und gehe zum ersten Mal auf die Jagd. Ich bin fünf Jahre alt und habe versprechen müssen, die ganze Zeit still zu sein, weil mich Papa sonst umgehend zu Tante Linnea und Onkel Einar bringt, wo wir schlafen, wenn wir uns nicht auf unserem Hochsitz im Wald befinden. Da ich den ganzen Tag lang mucksmäuschenstill bin, spricht meist Papa, und obwohl ich pst! sage, darf ich ihn immer wieder begleiten. Als wir einige Jahre später das Haus in Hogdal kaufen, habe ich mit meinem Vater bereits Waldvögel, Enten, Hasen, Füchse und Elche gejagt. Ich habe selbst sogar einen Eichelhäher und eine Amsel mit dem Luftgewehr geschossen, das mir Papa zu meinem siebten Geburtstag geschenkt hat.
In Hogdal kann ich dann auch allein jagen. Wenn Papa nicht auf dem Land ist und obwohl Sommer ist und man dann eigentlich gar nicht jagen darf, da alle Tiere kleine Kinder bekommen haben und man sie in Ruhe lassen soll. Das hat mir Papa schon sehr früh erklärt. Das braucht mich erst später zu kümmern, denke ich. Das sagt Großvater auch immer, wenn er etwas vorhat,
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