Der Professor - Wie ich Schwedens erfolgreichster Profiler wurde
ersten Woche zu etlichen Schlägereien unter den Preisrichtern führen. Keine bekommt zehn Punkte, mit neun Punkten ist auch keine dabei, wer hätte das auch hoffen wollen? Denn diese gibt es kaum einmal bei den Sonntagsmatineen im Tanzlokal Nalen, und wenn, dann kommt sie immer aus einem südlichen Vorort und fährt wirklich nicht in die Stadt, um Jungen aus der höheren Schule kennenzulernen.
Etwa ein Jahr später verliebe ich mich in ein Mädchen in meiner Schule. Meine erste große Liebe, obwohl ich, gemessen an den Maßstäben, die in meinem Freundeskreis gelten, bereits ein erfahrener junger Mann bin. Meine Klassenkameraden geben ihr eine Sieben, »Sieben mit Bedenken«. Ich selbst weiß es besser. Für mich ist sie eine Zehn-Punkte-Frau, obwohl es die ja eigentlich gar nicht gibt. Wenn jemand etwas anderes behauptet – und ich es höre –, läuft er größte Gefahr, Prügel zu beziehen. Ich bin siebzehn Jahre alt. Die Schönheit liegt in meinem Auge, und das hat sie schon immer getan, aber inzwischen macht es mir auch nichts mehr aus, meine Fäuste zu gebrauchen, und woher das plötzlich kommt, darüber habe ich nicht einmal nachgedacht.
34.
Spüler, Schmugglerkönig und Gustavs Jung
Meine Hormone bestimmen auch mein Arbeitsleben. Es ist nicht so, dass ich in den Sommerferien und auch in anderen Ferien arbeite, weil meine Eltern das von mir verlangen würden. Meine Mutter befürwortet es jedoch – es sei gut, dass ich eigenes Geld verdienen könne –, aber sie zwingt mich nicht dazu. Papa findet aus irgendeinem Grund, dass ich die Ferien auf dem Land verbringen sollte. Schließlich seien Sommerferien, ich könne mich erholen, fischen und im Meer schwimmen. Während der Schulzeit müsse ich ja so viel lernen. Da sei es angezeigt, sich zu erholen, wenn sich die Gelegenheit biete.
Dieses Mal höre ich nicht auf meinen Vater. Ich brauche nämlich Geld für Angelbedarf, Kleider, Vergnügungen und Mädchen. So einfach ist das. Es ist teuer, sich mit Mädchen zu treffen. Das erste Mal zahlte ich insgesamt zwanzig Kronen, nur um falsch herum auf einem Pferd zu landen. Und das war Ende der fünfziger Jahre ein Vermögen. Ich spreche somit aus Erfahrung, und dass ich aus der Sache, die ich eben erwähnt habe, nichts lernte, ist etwas ganz anderes.
In fünf der acht Jahre auf der höheren Schule arbeite ich in den Sommerferien, in fünf von sieben möglichen. Im ersten Sommer arbeite ich einen Monat, und während der beiden letzten arbeite ich während der ganzen Ferien. Zu dieser Zeit arbeite ich auch während der kürzeren Ferien, an Tagen, die man eigentlich im Freien verbringen soll und an Wochenenden. Manchmal schwänze ich sogar, um jobben zu können.
Während dieser Zeit habe ich viele verschiedene Jobs. Ich beginne im Alter von vierzehn in der Hotel- und Restaurantbranche. Dort arbeite ich drei Sommer lang, erst als Abräumer, dann als Spüler und schließlich als Pikkolo. Ich kümmere mich um das Gepäck der Hotelgäste, trage ihre Koffer, ganz einfach, und als ich nach dem dritten Sommer aufhöre, bin ich sogar zum Chef meiner drei Kollegen in der Kofferträgerbranche aufgestiegen und darf den Titel Hausmeister tragen. Ich höre übrigens auf, weil ich gefeuert werde, aber darüber gleich mehr.
Stattdessen fange ich auf der Baustelle an, bei Papa Gustav, und dort arbeite ich die letzten beiden Sommerferien. Ich bin »Gustavs Jung«, und Papa kümmert sich um alles Praktische, was die Anstellung betrifft, bereits einen Tag nachdem ich ihn gefragt habe. Kein Problem, solange man nur Gustavs Jung ist, denn eine bessere Empfehlung gibt es bei der Aktiengesellschaft Straßenverbesserungen nicht, bei der Papa seit über zwanzig Jahren arbeitet.
Der Ingenieur meiner Kindheit ist auch bei meinem neuen Job präsent. Genauso schlank, gut gekleidet und ordentlich wie vor zehn Jahren, als ich noch ein Kind war und meinen Vater zur Arbeit begleiten durfte. Jetzt begrüßt er mich und spricht mich mit dem Vornamen an. »Lass dir gesagt sein, dass du hier herzlich willkommen bist, Leif«, sagt er, lächelt freundlich und gibt mir die Hand. Wäre ja noch schöner, schließlich besuche ich das Gymnasium und mache bald Abitur, was zu dieser Zeit schon was heißen will. Papa heißt jedoch immer noch Persson, was etwas seltsam ist, da mich der Ingenieur gleichzeitig auch Gustavs Jung nennt, wenn er mit den anderen auf der Baustelle über mich spricht. Nicht ganz logisch, jedoch weiter nichts dabei, aber doch etwas,
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