Der Professor - Wie ich Schwedens erfolgreichster Profiler wurde
ich versteckt hatte, konnte ich schlimmstenfalls in die USA flüchten. Ich konnte in Bromma eine Maschine nehmen, falls es hart auf hart kam, und es mir in New York gut gehen lassen, sobald ich dort gelandet war. Unklare Signale aus der Welt der Erwachsenen, jugendlicher Übermut, vielleicht sowohl als auch. Wer kümmert sich um ein Schmuggelgesetz, wenn er sechzehn Jahre alt ist und plötzlich mehr Geld in der Tasche hat als alle anderen, die er kennt und mit denen er Umgang pflegt?
Die letzten beiden Sommer, als ich Gustavs Jung bin, sind die besten in meinem jungen Arbeitsleben. Im ersten Sommer bin ich überwiegend im Straßenbau beschäftigt. Unter vielem anderen asphaltieren Papa und ich die Auffahrt der amerikanischen Botschaft auf Djurgården. Wir leisten erstklassige Arbeit, der Akkord ist gut, und außerdem habe ich damit eine Geschichte, die ich einige Jahre später gerne meinen radikalen bourgeoisen Freunden an der Universität erzähle. Eine Geschichte, die für jemanden, der sich über die Bürgerkinder lustig machen will, kaum besser werden könnte, und wahr ist sie auch noch.
Der Arbeitersohn, der den amerikanischen Imperialisten den Weg ebnete, und mir selbst würde es nie einfallen, mir ein gestreiftes Maurerhemd anzuziehen, wenn ich eine Vorlesung besuche. Ein richtiger Mann zieht sich immer ordentlich an, und Einladungen zu Maskenbällen habe ich immer ausgeschlagen.
Der letzte Sommer ist der allerbeste. Papa arbeitet im Norden der Stadt. Er nagelt das neue Millionenprogramm zusammen, das die Wohnungsnot beseitigen soll, und ich lande in der Anlage der Firma im Hagaparken. Dort gibt es Schottermühle, Sandgrube, Müllkippe, Materiallager und Werkstätten. Eine riesige Anlage, die nur wenige hundert Meter vom Schloss Haga entfernt liegt. Erst arbeite ich an der Schottermühle. Ich weise die Lastwagen ein, die Felsbrocken bringen, die in die Mühle gekippt werden, um dort zu Schotter, Grobsand und Makadam verwandelt zu werden, die bei allen Straßenbaustellen, mit denen die Firma das meiste Geld verdient, Verwendung finden.
Nach einem Monat, als meine Kollegen im Juli ihren normalen Urlaub antreten, bleibe ich allein, um ein Auge auf die Anlagen zu haben und diverse kleine Arbeiten zu erledigen, die anfallen, obwohl Juli ist und Ferien sind. Jemand will eine Ladung Kies holen, ein anderer will eine Ladung Steine abladen. Bereits am ersten Tag, den ich in meinem Wachhäuschen zubringe, gerate ich erneut auf die Bahn des Verbrechens, und zwar nicht in Sachen Schnaps und Zigaretten, sondern anlässlich einer moralisch viel zweifelhafteren Verquickung aus Umweltverschmutzung und finanziellen Unregelmäßigkeiten.
Der erste Laster, der auftaucht, ist mit Abbruchabfall voll beladen, alten Kühlschränken, Badewannen, Waschbecken, Klosetts, kaputten Rohren und Elektrokabeln. So etwas darf auf der Kippe im Hagaparken nicht mehr abgeladen werden. Das ist inzwischen absolut verboten. Die Stadt hat neue, strengere Umweltschutzgesetze erlassen, und diese Abfälle müssen zu einer Kippe gebracht werden, die in Botkyrka, dreißig Kilometer südlich der Stadt, liegt. Dort ist es noch richtig ländlich, dort wohnen überwiegend Bauern, und dort ist es egal. Dorthin zu fahren ist natürlich für jeden Lastwagenfahrer undenkbar, der pro Tonne, die er wegschafft, bezahlt wird und der weiß, dass Zeit Geld ist.
Der Fahrer kurbelt die Seitenscheibe seines großen Scania-Vabis runter, streckt den Kopf heraus, lächelt freundlich und nickt.
»Wie sieht’s aus?«, sagt er. »Einen Klaren oder Geld?«
»Diesen Mist darfst du hier nicht abladen«, antworte ich. »Das musst du doch wissen!«
»Du bist neu hier, oder?«, meint er, schüttelt den Kopf, legt den Gang ein, fährt zur Kante der Kippe und leert die Kippermulde.
Auf dem Rückweg hält er an. Grinst, reicht mir eine Flasche Korn und fährt weiter. Er ist der Erste von etwa hundert, mit denen ich in diesem Monat, in dem ich für die Müllkippe verantwortlich bin, Geschäfte mache. Da ich den illegalen Handel mit Alkohol hinter mir gelassen habe, jeder Verbrecher mit Selbsterhaltungstrieb sieht zu, dass er nicht wieder in die alten Fußstapfen tritt, mache ich meinen Kunden recht bald klar, dass nur Bares zählt. Zwanzig Kronen, denn sonst lasse ich einfach über ihrem Kühler den Schlagbaum runter. Hat man andere Wünsche, als alte Kühlschränke und anderen Plunder, den man mitgeschleppt hat, loszuwerden, dann muss darüber gesondert verhandelt
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