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Der Professor - Wie ich Schwedens erfolgreichster Profiler wurde

Der Professor - Wie ich Schwedens erfolgreichster Profiler wurde

Titel: Der Professor - Wie ich Schwedens erfolgreichster Profiler wurde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leif GW Persson
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andere.
    Wenn ich einen Faktor nennen sollte, der mehr als jeder andere mein Leben beherrscht hat, und zwar über die Hälfte der Zeit, die ich hier auf Erden verbracht habe, dann sind das meine männlichen Hormone, und ein Grund dafür ist sicher mein vollkommen problemloses sexuelles Debüt. Ein großer Schritt im Leben jedes jungen Menschen, ein neuer, entscheidender Schritt und wie alle diese menschlichen Bewegungen von beachtlichen Vorbehalten und Hindernissen umgeben. Die einfachste Art, diese Hürde zu nehmen, ist sicher, vorher nicht zu viel darüber nachzudenken. Am einfachsten ist es, wenn etwas vollkommen Unerwartetes geschieht und dass die Situation, in die man gerät, alles bestimmt, ohne dass man überhaupt über sie nachdenken müsste. So war das in meinem Fall.
    Es ist Sommer. Im Herbst beginne ich die Oberstufe. Seit ein paar Jahren weiß ich mich von der Spannung in meinem Inneren zu befreien. Das habe ich im Physikunterricht gelernt. Ich arbeite im Hotel über die Straße, und an diesem Tag stehen mir zwei Schichten bevor. Ich muss den Gästen ihr Gepäck auf die Zimmer tragen. Draußen herrscht schwedischer Hochsommer, es ist warm, sehr warm. Ich lasse mir ein freies Zimmer geben, um ein paar Stunden zu schlafen, ehe es Zeit ist weiterzuarbeiten.
    Ich ziehe die Kleider aus, lege mich ins Bett, und mein ständiger Begleiter, die Latte, ist schon bereit. Sobald ich an sie denke, ist sie auch schon da. Hellhörig ist sie auch. Es genügen ein paar recht allgemeine Gedanken, dann stellt sie sich umgehend ein. Außerdem kann sie jederzeit auftauchen, ohne dass ich auch nur im Geringsten an sie gedacht hätte, und zwar auch zu den unpassendsten Gelegenheiten.
    Erst kümmere ich mich also um meine Latte. Sicherheitshalber zwei Mal. Das ist in weniger als zehn Minuten erledigt mit einer Erholungspause dazwischen. Anschließend schlafe ich sofort ein. Alles ist genau wie immer.
    Ich habe eine Kollegin, die im Hotel als Putzfrau arbeitet. Sie ist ein paar Jahre älter als ich, besucht ebenfalls die Schule und jobbt den Sommer über genau wie ich. Sie mag mich. Das lese ich in ihren Augen, wenn wir uns begegnen, und eine ihrer Kolleginnen hat es mir außerdem erzählt. Im Vertrauen, und ich habe versprochen, nichts zu sagen.
    Ich erwache davon, dass sie sich neben mich auf die Bettkante setzt. Sie hat ein Handtuch in kaltes Wasser getaucht und wischt mir den Schweiß von der Stirn. Es gibt unangenehmere Arten zu erwachen, und meine Latte hat sich bereits wieder eingestellt.
    »Hoppla«, sagt meine Kollegin. Lächelt und nickt mir zu. »Wenn du willst, kann ich dir helfen.«
    Ich sage nichts und nicke nur, und in diesem Augenblick weiß ich, dass sich eine andere Hand als meine um meinen ständigen Begleiter kümmern wird. Aber etwas Unerwartetes geschieht. Sie steht auf, zieht ihren Kittel ein Stück hoch, beugt sich vor, schiebt die Hände unter den Kittel und zieht den Slip aus. Einen weißen Baumwollslip. Dann schiebt sie ihren Rock bis zur Taille hoch und setzt sich breitbeinig auf mich, und ein paar Minuten später hat sie mein sexuelles Debüt für mich erledigt. Ihre Art und Weise beeinflusst mich sehr. Ich spreche dabei nicht von der Intensität des Orgasmus, den sie mir gerade beschert hat, sondern von der Tatsache, dass sie ein Problem für mich gelöst hat, das mein zukünftiges Verhalten Frauen gegenüber betrifft.
    Zusammen mit mir beginnen in der Oberstufe auch Mädchen, womit das Norra Real von einer fast hundertjährigen Tradition abweicht. Allerdings gibt es keine Mädchen in meiner Klasse, weil ich den naturwissenschaftlichen Zweig für Leute, die Ingenieur, Arzt oder möglicherweise Betriebswirtschaftler werden wollen, besuche, und mit solchen Betätigungen haben sich die zukünftigen Abiturientinnen nicht zu befassen. Sie besuchen den allgemeinbildenden Zweig, auf dem man Sprachen lernt und andere humanistische Fächer hat. Die Inschrift HÖHERE ALLGEMEINBILDENDE KNABENSCHULE steht jedoch noch etliche Jahre nach meinem Abitur an der Fassade.
    Ich erinnere mich noch an den Tag, an dem die ersten Mädchen das Norra Real betraten. Eine kleine, verschreckte Schar, vielleicht zwanzig Mädchen und junge Frauen, umgeben von Hunderten von Knaben, die sie anglotzen. Ich erinnere mich an die Beurteilung nach einer Zehnpunkteskala, die sofort unter jenen beginnt, die nicht an der Jagd nach einem Nobelpreis teilnehmen. Ich erinnere mich an die Diskussionen bei der Punktevergabe, die bereits in der

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