Der Professor - Wie ich Schwedens erfolgreichster Profiler wurde
woran man sich erinnert.
Ich bin Gustavs Jung, und im Nachhinein und fünfzig Jahre später ist das vermutlich der beste Titel, den ich mein ganzes Leben lang gehabt habe. Und ich muss nicht einmal erklären, warum.
In den kürzeren Ferien nehme ich andere Jobs an, ich springe irgendwo ein, um meine akuten finanziellen Probleme zu lindern. Ich arbeite im Hafen und als Gabelstaplerfahrer in der Brauerei Münchenbryggeriet auf Södermalm. Und sobald ich einen Führerschein habe, arbeite ich auch als Fahrer. Ich fahre Lebensmittel für Hemköp aus, das zu jener Zeit in Älvsjö, etwa zwanzig Kilometer südlich der Stadt liegt. Insgesamt habe ich in meiner Jugend sieben verschiedene Jobs.
Mein erster Sommerjob in dem Sommer, in dem ich vierzehn Jahre alt werde, ist wie gesagt im Studenthotellet Domus, das unserem Haus gegenüberliegt. Im Herbst, Winter und Frühjahr ist es ein Studentenheim, aber im Sommer fahren die Studenten nach Hause, und das Gebäude verwandelt sich in ein Hotel. Es ist nichts Besonderes. Die Gäste kommen aus den USA, England, Deutschland und Südeuropa. Sie treffen in der Regel mit dem Bus ein und sind nach Schweden gekommen, um »das Land der Mitternachtssonne« zu besuchen, und entstammen der Mittelschicht und der unteren Mittelschicht. Die Art zu reisen ist anders als heute, und die Reiseziele liegen allein deswegen näher. Reso, das gewerkschaftseigene Reisebüro, organisiert alles.
Während des ersten Sommers räume ich die Tische ab und spüle im Restaurant des Hotels. Erst räume ich für einen Stundenlohn von zwei Kronen und 25 Öre nur ab, werde dann aber in die Spülküche versetzt, und der Lohn steigt auf drei Kronen. Eine ordentliche Zulage zu einer Zeit, in der ein Kinobesuch oder ein Fußballspiel eine Krone kostet. In jenem Monat verdiene ich 150 Kronen. Dieses Einkommen muss ich, weil es so gering ist, nicht versteuern.
Die Hälfte darf ich selbst behalten, den Rest gebe ich Mama als Beitrag für meinen Unterhalt. 75 Kronen sind viel Geld. Ich verwende 40 Kronen zum Kauf einer neuen Rolle für meine Angel, und als Papa und ich uns ins Auto setzen, um zum Sommerhaus nach Hogdal zu fahren – jetzt haben wir beide Urlaub –, habe ich immer noch 35 Kronen in der Tasche. Mehr als jemals zuvor. Als wir in der Nähe von Örebro Rast machen, tanken und Kaffee trinken, lade ich Papa auf einen Kaffee und einen Kopenhagener ein. Ich selbst kaufe eine Coca Cola. Zum ersten Mal kann ich Papa einladen. Die gesamte Zeche beträgt eine Krone und 50 Öre, und ich bin, als wir weiterfahren, fast immer noch genauso reich.
Im Sommer darauf arbeite ich wieder im Hotel, aber jetzt trage ich die Koffer der Gäste, und da das Hotel, in dem ich arbeite, zu jener Zeit das größte in Stockholm ist, was Zimmer- und Bettenzahl betrifft, ist sehr viel zu tun. Ich arbeite als Pikkolo, aber da es sich um ein einfacheres Hotel handelt, bleibt mir das lächerliche Hütchen erspart, das meine Kollegen in den feineren Hotels tragen müssen.
Mein Grundlohn ist ungefähr derselbe wie als Spüler, aber ich bekomme oft Trinkgeld und einen zusätzlichen Akkordlohn, der davon abhängt, wie viele Koffer meine Kollegen und ich geschleppt haben.
Das Wichtigste ist jedoch, dass ich jetzt auch plötzlich Geld mit einer kriminellen Tätigkeit verdiene. Die Fahrer der Busse Richtung Norden ins Land der Mitternachtssonne schmuggeln beträchtliche Mengen Schnaps und Zigaretten. Zwischen dem Gepäck der etwa fünfzig Fahrgäste des Busses ist das leicht zu verstecken.
Eine Schachtel Zigaretten kostet damals in Schweden einige Kronen und eine Flasche Whisky im staatlichen Alkoholverkauf Systembolaget gut dreißig. Im übrigen Europa zahlt man nur ein Zehntel. Der Umfang meiner Geschäfte wächst rasch. Bereits in der ersten Woche kaufe ich zehn Stangen Zigaretten und ebenso viele Flaschen Schnaps. Kunden gibt es genügend, alle rauchen, alle saufen, und geht das zum halben Preis, so hat man etwas verdient. Plötzlich verdiene ich mehr als mein Papa, und jetzt gilt es wirklich, Stillschweigen zu bewahren, denn sonst lande ich im Knast, statt an die höhere Schule zurückzukehren.
Am Ende des dritten Sommers werde ich plötzlich gefeuert. Man hat entdeckt, was ich nebenher noch so treibe, aber das Hotel erstattet keine Anzeige. Als ich den Hoteldirektor frage, warum ich umgehend aufhören muss, erhalte ich keine klare Antwort. Da müsse ich schon selbst draufkommen, sagt er. Außerdem gehe es nicht um mich, sondern um den
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