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Der Professor - Wie ich Schwedens erfolgreichster Profiler wurde

Der Professor - Wie ich Schwedens erfolgreichster Profiler wurde

Titel: Der Professor - Wie ich Schwedens erfolgreichster Profiler wurde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leif GW Persson
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Misstrauen in ihren Augen bleibt jedoch, und kurz vor Weihnachten nimmt das Ganze plötzlich eine neue Wendung.
    Als ich einige Tage nach Weihnachten abends nach Hause komme, sitzt Mama im Wohnzimmer und sieht fern. Das Programm handelt von dem Zusammenhang physischer und psychischer Gesundheit. Der Gast im Studio ist offenbar Simons Papa. Der Reporter behandelt ihn mit der damals üblichen Hochachtung, Herr Professor vorne und hinten, und es wird noch eine Ewigkeit verstreichen, bis es die ersten Revolverblätter gibt. Meine Mutter wirkt jedoch nicht sonderlich begeistert. Mit scharfem Blick nickt sie Richtung Fernseher.
    »Ist das nicht der Vater deines Klassenkameraden? Der Papa von diesem Simon?«
    »Er ist mein Schulkamerad«, korrigiere ich sie. »Simon geht in die Parallelklasse, hat allerdings dieselben Fächer.«
    »Juden«, schnaubt Mama. »Was haben denn die hier zu suchen?«
    Bevor ich einschlafe, beschließe ich, die Schraube noch etwas weiter anzuziehen, und in der ersten Woche des zweiten Halbjahrs schreite ich zur Tat.
    Neue Seite des Tagebuchs. Ganz oben das Datum. Jetzt werden wir sehen, wie viel kalten Stahl die kleine Mama verträgt, denke ich, ehe ich zu schreiben beginne.
    War zum Abendessen bei Simon. Nach dem Essen fragte sein Vater, ob er unter vier Augen mit mir sprechen könne. Fragte mich, wie es Mama gehe. Ich erzählte, Mama scheine es besser zu gehen. Besser als im Herbst zumindest. Dann fragte er, ob Mama sich vielleicht manchmal seltsam benehme. Ob sie in letzter Zeit abwesend gewirkt habe, schwer erreichbar. Ich begriff nicht, was er meinte, und das sagte ich ihm auch. Dann verhielt er sich ausgesprochen seltsam. Saß da und nickte einfach nur. Dann fragte er, ob Mama versucht hätte, meine Schwester oder mich zu verletzen. Ob sie uns ihre Medikamente verabreichen würde oder solche Dinge. Die Stimmung wurde plötzlich unheimlich. Ich sagte die Wahrheit. Dass uns unsere Mutter abgesehen von Kopfschmerztabletten nie irgendwelche Tabletten gegeben hätte. Mehr wurde nicht gesagt. Worauf will er hinaus?
    Das Misstrauen in Mamas Augen hat sich in Wachsamkeit, wenn nicht gar Angst verwandelt. Ihre Augen verraten, dass sie auf der Hut und beunruhigt ist. Inzwischen behält sie alle Krankheiten für sich, jedenfalls spricht sie mit mir nicht mehr darüber. Sie scheint auch bedeutend gesünder geworden zu sein. So geht es weiter, bis ich von zu Hause ausziehe. Dass ich sie zutiefst verletzt habe, lese ich in ihren Augen. Das lässt mich kalt. Ich habe es ihr einfach heimgezahlt. Zugleich habe ich bewiesen, dass man durch Lüge zur Wahrheit vordringen kann, und nachdem ich ausgezogen bin, versuche ich, Mama und ihre Krankheiten aus meinen Gedanken zu verbannen. Ich rede mir ein, dass dies alles nicht mehr mein Problem ist, sondern das von Papa und meiner Schwester. In diesem Punkt bekomme ich leider recht.
    Es vergehen von meinem Auszug zu Hause bis zum Tode meiner Mutter im Alter von 92 Jahren fast fünfzig Jahre. In dieser Zeit begegne ich ihr etwa hundert Mal, meist weil sie nun einmal da ist, wenn ich meinen Papa besuche, weil meine Frauen finden, dass ich mich um sie kümmern muss, sie sei schließlich meine Mutter, oder weil meine Kinder ihre Großmutter sehen wollen.
    Als mein Vater stirbt, rufe ich sie am Tag nach der Beerdigung an und erkläre ihr, sie sei, was mich beträfe, jetzt ein abgeschlossenes Kapitel und dass ich davon Abstand nähme, sie wegen Vertragsbruch zu verklagen, weil es nie zu ihrem baldigen Ableben gekommen sei, das sie mir zeit meines Lebens in Aussicht gestellt habe, dass ich nicht mehr mit ihr sprechen wolle, ganz zu schweigen davon, sie noch einmal zu treffen, solange sie lebe. Dieses Versprechen halte ich, obwohl sie noch acht Jahre lebt, nachdem mein Vater gestorben ist.
    Bei unserer letzten Begegnung liegt sie im Sarg. Meine kleine Schwester ist am Boden zerstört und weint während der ganzen Beerdigung. Ich bin kristallklar im Kopf und vollkommen ungerührt. Ich empfinde überhaupt nichts, es ist, als stünde ich neben mir. Nur die Hülle, die mich umgibt, sitzt auf der Bank in der Kirche, und wie es zu einem derartigen Abschied zwischen meiner Mutter und mir kommen konnte, das erzähle ich später. Die Sache ist so unbegreiflich traurig, dass ich mich im Augenblick nicht mehr damit auseinandersetzen möchte.
    Im Moment beschließe ich mich in andere Erinnerungen zu flüchten. In die Erinnerung an meinen Vater, der immer die Branntweinflasche auf den

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