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Der Professor - Wie ich Schwedens erfolgreichster Profiler wurde

Der Professor - Wie ich Schwedens erfolgreichster Profiler wurde

Titel: Der Professor - Wie ich Schwedens erfolgreichster Profiler wurde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leif GW Persson
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vermietet haben. Guter Lohn, gutes Hotel und mehr Smørrebrød, Bier und Branntwein, als wir runterkriegen würden.
    Kein Problem. Worauf warten wir noch? Wir füllen unsere Taschen mit ebenso viel Werkzeug wie mein Vater, wenn er zur Arbeit geht, und schon am Tag darauf sind wir damit beschäftigt, das Karussell aufzustellen.
    Das ist eine Arbeit, die ihren Mann fordert. Allein die Achse, um die sich alles dreht, wiegt ein paar hundert Kilo. Aber wir sind so stark wie zwei zahme Bären, und die Arbeit ist noch am selben Abend erledigt, noch ehe die Sonne über der dänischen Hauptstadt untergeht. Es ist erhebend, aus ein paar Kisten vollkommen unbegreiflicher Teile, die kreuz und quer durcheinanderliegen, mit eigenen Händen etwas zusammenzusetzen, das sowohl funktioniert als auch eine Freude fürs Auge ist. Das ist Glück, Gustavs Glück, und ich verstehe jetzt, was meinen Vater im Grunde antreibt.
    Jetzt müssen wir unser Werk nur noch Probe laufen lassen und so einstellen, dass die Karussellfahrer froh und zufrieden sind, und jetzt beginnt der richtige Ernst. Das Problem besteht darin, dass unsere Kunden zwischen drei und sechs Jahre alt sind und dass noch ein paar Tage verstreichen, bis das reguläre Karussellpersonal zur Stelle ist.
    Es handelt sich um ein ganz normales Karussell, etwa zwanzig Pferde und ein Holzschiff mit Kommandobrücke. Die Geschäftsidee ist einfach und versteht sich von selbst. Ein Kind auf jedem Pferd, zwei auf der Kommandobrücke, den Motor anwerfen, die Kleinen zwei Minuten lang kreisen lassen, und zwar nicht zu schnell, damit sich nicht zu viele übergeben müssen, dafür sorgen, dass niemand runterfällt und zwischen die Bodenplatte, Einfassung und Antriebsachse gerät, gemächlich und angenehm abbremsen, die kleinen Wichte von den Pferden heben und durch neue ersetzen. Eine Krone pro Fahrt und Kind, fünfzehn Fahrten pro Stunde, und das ergibt eine beeindruckende Menge Einkronenmünzen. Insbesondere zu einer Zeit, als die Krone zehnmal so viel wert ist wie heute. Fahrkarten haben wir wegrationalisiert. Ricke kümmert sich um das Mechanische, wirft das Grammofon an, und aus den Lautsprechern dringt nette Kirmesmusik. Ich hebe die Kinder hoch und sehe zu, dass sie nach ihren Umdrehungen noch leben.
    Das Problem sind jedoch diese kleinen dänischen Kinder. Sie sind nicht wie schwedische Kinder. Nicht einmal wie Sune, wenn er am schlimmsten war. Diese Kinder sind klein und rund, glänzen wie Havarti-Käse und sind glatt und schwer zu greifen. Sie halten ihre Einkronenmünzen in ihren verschwitzten kleinen Händen und weigern sich, sie auszuhändigen, wenn man sie ihnen nicht mit Gewalt abnimmt. Wie auch immer das zugehen soll, da ihre Mütter sie aus wenigen Metern Entfernung mit Argusaugen bewachen, damit niemand ihren kleinen Lieblingen etwas zuleide tut.
    Das ist aber gar nicht das eigentliche Problem. Das entsteht erst, wenn man das Seil am Eingang des Karussells entfernt.
    »Mama, Mama, ich will mit dem Schiff fahren«, rufen sämtliche Kinder und rennen so schnell dorthin, wie ihre knubbeligen Beine sie nur tragen können.
    So beginnt es immer. Ein Haufen Kinder, die sortiert werden müssen, etliche sind bereits in Schlägereien verwickelt, jemand hat sich übergeben, ein anderer hat sich in die Hosen gemacht. Man muss sie trennen, alle auf ein Pferd setzen, den Sune der Gruppe auf die Kommandobrücke stellen, ihnen ihr Geld abnehmen und diejenigen mit akuteren Problemen ihren Müttern zurückgeben.
    Kinder sind fantastisch. Insbesondere dänische Kinder. Jedes Mal, wenn ich auf Kastrup lande, habe ich ihren Willkommensruf in den Ohren:
    »Mor, mor, jej vil rejse i skibet.«

39.

Fürs Leben lernen
    Recht wenige Erinnerungen an meine Kindheit und Jugend handeln von der Schule. Anfänglich ist es sehr einfach. In der Volksschule und in der Unter- und Mittelstufe des Gymnasiums bin ich Klassenbester, genau genommen auch Schulbester, und daran verschwende ich keinen Gedanken. Da ist weiter nichts dabei. In der Oberstufe wird alles plötzlich bedeutend komplizierter, weil meine Hormone alles durcheinanderbringen. Gleichzeitig weiß ich aber auch, dass das ein vorübergehendes Problem ist. Mir bleibt meine soziale Mobilität zu betreiben und einen neuen Ort zu finden, an dem ich ein besseres Leben führen kann.
    In meiner Familie gibt es keine intellektuellen Traditionen. Der Verwandte, der es in dieser Beziehung, als ich das Abitur ablege, am weitesten gebracht hat, ist

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