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Der Professor - Wie ich Schwedens erfolgreichster Profiler wurde

Der Professor - Wie ich Schwedens erfolgreichster Profiler wurde

Titel: Der Professor - Wie ich Schwedens erfolgreichster Profiler wurde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leif GW Persson
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Leben zusammen mit Ricke und das bedeutend kompliziertere Leben zusammen mit ihr.
    Wie dem auch sei, so müssen wir, mein bester Freund und ich, uns in gewissen Zusammenhängen recht anständig benommen haben. Als ich gut dreißig Jahre später mit meiner zweiten Frau in unser altes Stammlokal zurückkehre, überschlägt sich der Wirt beinahe, als er uns begrüßt. Herr Professor und Frau Professor vorn und hinten.
    Zu Rickes und meiner Zeit war er noch Pikkolo, also ist auch er gesellschaftlich aufgestiegen. Er führt uns zu meinem alten Tisch. Ich stelle fest, dass er gealtert ist, seit er Ricke und mich bedient hat, aber sein Erinnerungsvermögen scheint trotz der Branche, in der er tätig ist, nicht sonderlich gelitten zu haben. Das ist erfreulich und praktisch, nicht zuletzt für den wohlhabenden Sack, in den ich mich inzwischen verwandelt habe.
    Zu Rickes und meiner Zeit bin ich das pure Gegenteil. Am besten ist es im Sommer, wenn wir draußen in den Schären auf dem Steg sitzen, unsere braun gebrannten Zehen in die Sonne halten und über den Sinn des Lebens diskutieren und zwischen unseren Versuchen, die großen Fragen zu lösen, ein paar Gläser kühlendes Whisky Soda trinken. Wenn im Vergnügungspark Gröna Lund gute Konzerte stattfinden, fahren wir in die Stadt, sitzen im Orchestergraben vorne vor der Bühne und baden unsere Seelen in den Klängen der Beatles und Elton Johns. Hingegen bleibt es uns verwehrt, die Rolling Stones zu hören. Die sind nämlich beim Verlassen des Flugzeugs vollkommen high, und als sie in die Künstlerloge des Gröna Lund getragen werden, bleibt nichts anderes übrig, als den Auftritt des Abends abzusagen.
    Ricke und ich sind uns rührend einig. Diese drogensüchtigen Musiker sind eine betrübliche Erscheinung. Dass diese Leute immer so versacken müssen.
    An einem Abend geht es dann auch wirklich fast ganz den Bach runter, obwohl der Star des Abends, ein sehr bekannter schwedischer Troubadour, weder was geraucht noch Tabletten eingeworfen oder was gespritzt hat. Er hat sich wie immer an seinen schwedischen Branntwein gehalten, und an diesem Abend hat er ihm so zugesprochen, dass er in den Orchestergraben abstürzt, als er beim Betreten der Bühne und bei der Begrüßung des Publikums das Mikrofonstativ mit der Hand verfehlt. Stattdessen fällt er Ricke auf den Schoß, und wäre er nicht so volltrunken gewesen, dann hätte die Sache richtig schlimm enden können.
    Ricke und ich sind uns rührend einig. Es ist nicht nur traurig, es ist empörend. Wenn er uns nun auf den Kopf gefallen wäre! Wir hätten sterben können.
    Auf diese Weise verbringen wir unser Leben, ich beende das Gymnasium, und Ricke müht sich weiterhin mit Scheibenhanteln, Hanteln und den großen Fragen ab. Und auch dieses Leben hat ein Ende. Nach meiner kurzen Zeit beim Militär haben wir den Berg der Jugend bereits erklommen, und nun bleibt uns nur noch der besonnene Rückzug in das normale Leben, das für alle erwachsenen und verantwortungsvollen Menschen vorgesehen ist.
    Selbst wir kapieren das, denn in dieser Hinsicht sind wir nicht begriffsstutzig. Wir heiraten ungefähr gleichzeitig und bekommen Kinder. Ich studiere und versuche meine wachsende Familie zu versorgen. Ricke hat den großen Fragen den Rücken gekehrt und eine Arbeit im Familienunternehmen angenommen. Er reist in der Welt herum und testet neue Fahrgeschäfte, nach deren Genuss sich Tivoli-Besucher übergeben müssen, sobald sie wieder festen Boden unter den Füßen haben. Kein Testpilot könnte geeigneter sein als mein Freund Ricke, seine körperliche Verfassung ist ausgezeichnet, seit vier Generationen ist seine Familie schon in der Schaustellerbranche, die übliche Dritte-Generation-Problematik liegt also bereits hinter ihm. Die Devise lautet einfach drauflos, und Ricke weiß, welche Hebel dabei zu betätigen sind.
    Nach einigen Jahren verliert sich der Kontakt. Wir gehen verschiedener Wege, so ist das nun einmal, wenn man umtriebig ist. Übrig sind die Erinnerungen an den Sturm und Drang der sechziger Jahre. Eine Erinnerung begleitet mich ständig: das unglaubliche Glücksgefühl, ein Kinderkarussell aufbauen zu dürfen, und die unglaubliche Anstrengung, sich mit all den kleinen Kindern auseinandersetzen zu müssen, die es dann benutzen wollen.
    Im Jahr nachdem ich mich dem Militär entwunden habe, fragt mich Ricke, ob ich ihn nach Kopenhagen begleiten möchte, um dort ein Kinderkarussell aufzubauen, das seine Eltern an das dortige Tivoli

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