Der Professor
Freunde.«
»Sicher«, sagte Terri. »Ich nehme ihn mit.«
»Dazu brauchen Sie einen Durchsuchungsbefehl.«
»Tatsächlich?«
Wolfe zögerte. »Ich hol ihn. Er ist in meinem Zimmer.«
»Wir kommen mit.«
Sie folgten Wolfe durch die Küche. Die alte Frau fragte: »Kann ich jetzt stricken? Was sind das für Freunde von dir?« Er funkelte seine Mutter wütend an und öffnete die Tür zu seinem Schlafzimmer. Adrian sah ein paar Arbeitskleider herumliegen. Ein paar zerfledderte Sex-Magazine, ein paar Bücher und einen kleinen Schreibtisch mit einem Laptop. Wolfe ging hinüber, stöpselte ihn aus und überreichte ihn Terri. »Wann krieg ich ihn zurück?«
»In ein, zwei Tagen. Wie lautet Ihr Passwort?«
Wolfe zögerte.
»Wie lautet Ihr Passwort?«
»Candyman«, antwortete er.
Terri nahm den Apparat. »Alles klar«, sagte sie. »Wir machen Fortschritte.«
Als sie sich den Computer unter den Arm klemmte, dachte Adrian:
Den hat er viel zu schnell freiwillig herausgerückt.
Das leuchtete ihm nicht ein. Dennoch drehte er sich rasch einmal im Kreis und versuchte so viel wie möglich davon mitzubekommen, was das Zimmer über den Mann sagte, der es bewohnte. Er wünschte sich, die Titel auf den Büchern lesen zu können. Er schätzte, dass es auch irgendwo eine Schublade mit DVD s gab. Doch der Raum mutete spartanisch leer an. Ein Einzelbett, eine Kommode, der Schreibtisch und ein Holzstuhl. Wenig,
das noch weniger preisgab.
Allerdings sagte ihm ein Gefühl, dass er doch etwas verriet. Als er sich gerade der Ermittlerin und dem Exhibitionisten anschließen wollte, hörte er ein Flüstern.
Ersatz.
Der Gedanke entfiel ihm so schnell, wie er gekommen war. Er drehte sich um, doch es war niemand da. Er verstand das Wort nicht, doch während er den anderen beiden zur Tür hinaus folgte, machte es ihm immer noch zu schaffen.
Der alte Professor und die Polizistin schwiegen während der Fahrt.
Sie hatte den Laptop auf den Rücksitz gepackt. Sie wusste, dass er kein Beweismaterial im eigentlichen Sinne darstellte und dass es vermutlich reine Zeitverschwendung war, die Dateien zu überfliegen. Die Beziehung zwischen Scott West und dem Straftäter bereitete ihr zwar Unbehagen, doch sie sah bis jetzt keinen Hinweis darauf, dass es mehr als reiner Zufall war. Sie wusste, dass nicht alles, was Mark Wolfe zu ihr gesagt hatte, der Wahrheit entsprach, doch ihre Antennen hatten keine Lügen aufgefangen, die sie in die eine oder andere Richtung führten. Sie trommelte mit den Fingern auf dem Lenkrad, während sie in der Dunkelheit zum Haus des alten Mannes fuhr.
Er war auffallend still. »Was haben Sie?«, fragte sie unvermittelt.
Er schien in irgendwelchen Erinnerungen oder Gedanken festzuhängen, bevor er antwortete. »Jennifer«, sagte er leise. »Wie stehen die Chancen, dass wir sie finden, Detective?«
»Nicht gut«, antwortete sie. »Es ist in unserer Gesellschaft nicht so schwer zu verschwinden, wie die meisten von uns glauben. Oder auch, jemanden verschwinden zu lassen.«
Adrian schien darüber nachzudenken. »Glauben Sie, dass Sie etwas auf diesem Laptop finden –«
Sie fiel ihm ins Wort. »Nein.«
Er drehte sich halb zu ihr um, als verlangte die Antwort nach einer Erläuterung. Sie tat ihm den Gefallen. »Es werden einige beunruhigende Dinge im Spiel sein. Vielleicht die übliche Pornographie. Ich würde mich nicht wundern, wenn er auch in irgendeiner Datei Kinderpornos hätte. Vielleicht auch noch irgendwas anderes, das darauf schließen lässt, dass der gute Dr. West mit seiner Therapie nicht ganz so erfolgreich ist, wie er vermutlich glaubt. Aber etwas über Jennifer? Was sollte es da für eine Verbindung geben? Nein, ich glaube, nicht. Ich werde nachsehen, aber ich bin nicht optimistisch.«
Adrian nickte langsam. »Ich fand die ganze Begegnung aufschlussreich«, sagte er. Seine Stimme war kaum mehr als ein Flüstern. »Ich habe noch nie mit einem solchen Mann gesprochen. Es war sehr erhellend.«
»Haben Sie irgendetwas gehört, was uns weiterhelfen könnte?«, fragte Terri eher aus Höflichkeit, denn sie glaubte nicht, dass er tatsächlich irgendetwas Wichtiges mitbekommen haben könnte.
»Machen Ermittler das so?«, fragte Adrian zurück. »Verarbeiten sie Informationen so schnell?«
Sie lachte. »Das hier ist kein Hörsaal, Professor Thomas. Manchmal bleibt nicht viel Zeit, und man muss verdammt schnell Antworten finden. Bei der Mordkommission spricht man von den entscheidenden ersten achtundvierzig
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