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Der Professor

Titel: Der Professor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Katzenbach
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einen Blick zu seiner Mutter hinüber, die es sich in ihrem Sessel vor dem Fernseher bequem gemacht hatte, als wären Adrian und die Polizistin sowie ihr Sohn gar nicht im Zimmer. Sie griff nach der Fernbedienung. »Mutter!«, sagte er. »Nicht jetzt. Geh in die Küche.«
    »Aber es fängt an«, protestierte sie.
    »Bald, noch nicht.«
    Die Frau stand widerwillig auf und verließ den Raum. Adrian hörte, wie sie sich in der Küche zu schaffen machte. Es folgte das Klirren eines Glases im Spülstein, ein frustrierter Aufschrei, der in eine Sturzflut von Flüchen überging. Der Sohn blickte missmutig in die Richtung, doch als ahnte sie seine Reaktion, rief die Mutter: »Es war ein Missgeschick. Ich mach’s weg.«
    »Verdammt«, sagte Wolfe. »
Weiter nichts,
am laufenden Meter. Missgeschicke.«
    Er drehte sich um und sah Terri Collins wütend an. »Sie sehen ja selbst, wie schwer das hier ist, sie ist krank, und ich muss …« Er sprach nicht weiter. Er begriff, dass die Schwierigkeiten des Zusammenlebens mit einem Menschen in den Fängen einer solchen Krankheit Terri nicht im Mindesten interessierten.
    »Ihre Therapie«, sagte sie in schneidendem Ton.
    »Ich gehe einmal die Woche«, antwortete Mark Wolfe mürrisch. »Ich mache Fortschritte. Sagt der Doc.«
    »Sagen Sie mir, was Sie darunter verstehen«, hakte Terri nach.
    Wolfe wirkte unentschlossen. »Fortschritt ist Fortschritt«, sagte er.
    »Können wir das ein bisschen genauer haben, Mark?«, fragte Terri.
Entwaffnend,
dachte Adrian,
ihn mit dem Vornamen anzureden
.
    »Also«, sagte Wolfe, »ich weiß nicht, was …«
    Terri starrte ihn an – ein unmissverständlicher Polizistenblick, der ihm sagte: Das kannst du besser, mein Junge.
    Adrian sah sich durchaus an seine eigene Miene gegenüber vielversprechenden Studenten erinnert, die seine Erwartungen enttäuschten.
    »Er hilft mir, meine Wunschvorstellungen zu zügeln«, sagte Wolfe.
    Wunschvorstellungen war, wie Adrian fand, ein schwaches Wort für
Begierden
.
    »Und wie?«
    »Wir reden.«
    »Wie war noch mal der Name Ihres Arztes?«
    »Den hab ich Ihnen nicht genannt.«
    »Wieso nicht?«
    Wolfe zuckte die Achseln. »Ich fahr zu ihm in die Stadt. Wollen Sie seine Telefonnummer und Anschrift?«
    »Nein«, antwortete Terri. »Die hab ich bereits.«
    Adrian hörte aufmerksam zu. Kognitive Verhaltenstherapie. Aversionstherapie. Reality-Therapie. ACT -Therapie. Zwölf-Schritte-Programme.
    Er war mit der ganzen Bandbreite der Behandlungsansätze ebenso vertraut wie mit der geringen Wahrscheinlichkeit, dass sie bei einer Paraphilie wie Exhibitionismus etwas ausrichten konnten. Er hätte gerne gewusst, wie ein New-Age-Therapeut vom Schlage eines Scott West jemanden mit einem uralten Leiden behandelte.
    »Wo genau finden Ihre Gespräche mit Dr. West statt?«
    »In seiner Praxis.«
    »Auch schon mal woanders?«
    Der Triebtäter machte den Fehler, ein wenig zu lange zu zögern. »Nein.«
    Terri schwieg. Strenger Blick. »Also, noch einmal … Haben Sie sich je woanders …«
    »Einmal hat er mich im Wagen mitgenommen.«
    »Wohin?«
    »Er hat gesagt, das gehöre zur Therapie. Er hat gesagt, es sei wirklich wichtig für mich, mir selber zu beweisen, dass ich mich unter Kontrolle …«
    »Wohin ist er mit Ihnen gefahren?«
    Wolfe wich ihrem Blick aus. »Er ist mit mir an ein paar Schulen vorbeigefahren.«
    »An welchen Schulen?«
    »An der Highschool. Einer Grundschule zwei Straßen weiter. Ich kann mich nicht an den Namen erinnern.«
    »Sie erinnern sich nicht?«
    Wieder zögerte Wolfe. »An der Kennedy«, sagte er.
    »Nicht Wildwood School oder Fort River Elementary?«
    »Nein«, sagte Wolfe wütend. »Nicht an denen.«
    Terri Collins zögerte wieder. »Aber Sie kennen die Namen, und ich wette, Sie kennen auch die Adressen.«
    Wolfe wandte das Gesicht ab. Er sagte nichts, da sich die Antwort von selbst verstand.
    Adrian schätzte, dass er auch genau im Kopf hatte, wann die Schüler eintrafen, wann sie gingen, wann sie in der Pause auf den Schulhof strömten.
    Die Polizistin machte sich ein paar Notizen, bevor sie die nächste Frage stellte.
    »Sie sind also an den Schulen vorbeigefahren. Haben Sie angehalten?«
    »Nein.«
    Adrian wusste, dass dies gelogen war.
    »Sie wurden wegen Freiheitsberaubung verurteilt …«, fing Terri an, doch der Sexualstraftäter unterbrach sie.
    »Hören Sie, ich hab dieses Mädchen per Anhalter mitgenommen. Weiter nichts. Ich hab sie nicht angerührt …«
    »Zu einer Spritztour mit

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