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Der Professor

Titel: Der Professor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Katzenbach
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offenem Hosenlatz.« Wolfe sah sie nur finster an und sagte nichts. »Waren Sie schon mal bei Ihrem Doktor zu Hause?«
    Die Frage schien den Mann zu überraschen. »Nein!«, platzte er heraus.
    »Sie wissen, wo er wohnt?«
    »Nein.«
    »Haben Sie seine Familie mal getroffen?«
    »Nein, das gehört nicht zur Therapie.«
    »Erzählen Sie mir, worüber Sie sprechen.«
    »Er fragt mich, was ich denke und empfinde, wenn ich … diese Kinder sehe …« Er holte tief Luft. »Er will, dass ich über alles rede, was mir durch den Kopf geht. Ich sag ihm die Wahrheit. Es ist schwer, aber ich lerne, mich zu beherrschen. Ich muss nicht …« Wieder unterbrach er sich.
    Adrian war geradezu hypnotisiert von der Art, wie Terri dem Mann auf den Zahn fühlte, ohne zu verraten, was sie herausfinden wollte. Doch als er Wolfes letzte Antwort hörte, regte sich etwas in einem hinteren Winkel seines Kopfes. Er versuchte, sich an seine eigenen Experimente zu erinnern, an seine klinischen Studien im Labor. Impulse, dachte er. Eine Versuchsperson hatte eine Reihe normaler Reaktionen auf eine Situation, bis ein weiterer Impuls hinzukam und die Kontrolle über diese Impulse beeinträchtigte, ja, manchmal zunichtemachte.
    Wenn im Kino der Böse mit gezücktem Messer aus dem Dunkel springt, schreien wir. Wenn ein Wagen auf nasser Fahrbahn ins Schleudern kommt, nehmen Herzfrequenz, Drüsentätigkeit, Gehirnströme zu, während wir mit der Panik kämpfen. Und geraten außer Kontrolle.
Er fragte sich, ob seine Frau Angst gehabt hatte, als sie den Wagen gegen die Eiche setzte.
Nein,
dachte er,
sie war erleichtert, weil sie tat, was sie ihrer Meinung nach wollte
. Adrian legte den Kopf schief und horchte auf Cassies Stimme, doch sie meldete sich nicht. Etwas anderes dagegen schon.
    Er hatte das Gefühl, als legte sich eine Hand auf seine Schulter, damit er sich umdrehte und hinsah. Der Griff wurde fester, als sei es dringend. Doch er starrte nur weiter auf den Exhibitionisten. Man brauchte ihm nur die Alltagsrealität von Schulkindern vor Augen zu führen, um bei ihm bestimmte Phantasien auszulösen. Andere Menschen sehen Kinder beim Spielen. Mark Wolfe sah in ihnen Objekte der Begierde. Adrian hätte ihn in diesem Moment lieber gehasst als verstanden.
Hass ist viel leichter.
    »Hören Sie, Detective, es läuft schon viel besser mit mir. Dr. West hat mir wirklich geholfen. Vielleicht glauben Sie mir nicht, aber es stimmt. Sie können ihn ja fragen.«
    Terri nickte. »Das werde ich tun. Ihnen ist schon klar, dass selbst diese Fahrten mit Ihrem Therapeuten an den Schulen vorbei gegen Ihre Bewährungsauflagen verstoßen?«
    »Er hat gesagt, das täten sie nicht. Er hat gesagt, mein Bewährungshelfer sei damit einverstanden. Und wir haben nicht angehalten.«
    Terri nickte wieder.
Das nimmt sie ihm nicht ab,
registrierte Adrian.
Und da liegt sie richtig.
    »Na schön, ich werde das überprüfen. Wir sind dann hier fertig.« Sie klappte ihr Notizbuch zu und machte Adrian Zeichen, blieb jedoch abrupt stehen und fragte in strengem Ton: »Wo ist Jennifer Riggins?«
    Mark Wolfe schien verwirrt zu sein. »Wer?«
    »Jennifer Riggins. Wo ist sie?«
    »Ich kenne keine …«
    »Wenn Sie mich anlügen, wandern Sie zurück in den Knast.«
    »Ich habe den Namen noch nie gehört.«
    Terri zückte erneut ihr Notizbuch und schrieb etwas hinein. »Sie wissen, dass es eine schwere Straftat ist, einen Polizisten anzulügen?«
    »Ich sag die Wahrheit, ich hab keine Ahnung, von wem Sie reden.«
    Adrian konnte Wolfe einiges vom Gesicht ablesen.
Bemerkenswert,
dachte er,
wie er Wahrheit und Lüge verquickt
.
    »Ich denke, ich komme bald wieder, damit wir uns weiter unterhalten können«, sagte Terri. »Sie haben keine Pläne, zu verreisen, oder?« Das war nicht wirklich als Frage gemeint. Es war ein Befehl. Sie wandte sich an Adrian. »Also, Professor Thomas, wir sind hier für heute fertig.«
    Adrian hätte hundert Fragen gehabt, doch ihm fiel keine ein. Er machte einen Schritt, hatte aber plötzlich das Gefühl, als flüsterte ihm jemand etwas ins Ohr.
Brian. Es konnte nur Brian sein.
Er blieb stehen. »Haben Sie einen Computer?«, platzte er heraus.
    Terri machte an der Tür halt. Eine gute Frage, dachte sie. »Sagen Sie es ihm, Mark. Haben Sie einen Computer?«
    Mark Wolfe nickte.
    »Wozu verwenden Sie Ihren Computer?«
    »Nichts weiter. Für E-Mails und die Sportergebnisse.«
    »Wer emailt Ihnen denn?«
    »Ich kenn ein paar Leute. Ich hab ein paar

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