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Der Professor

Titel: Der Professor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Katzenbach
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Aussage, kein Vorschlag.«
    »Professor, ich glaube, Sie haben mich gut verstanden.«
    »Nun, Mister Wolfe, wollen Sie mir dann nicht näher erläutern, was Sie unter
fair
verstehen?«
    Wolfe zögerte. Er grinste. Er machte ein Gesicht, das an die alte Version der Grinsekatze erinnerte, die sich in nichts auflöste und auf der Leinwand nur dieses irritierende, zähnefletschende Lächeln hinterließ. Adrian erinnerte sich, wie er mit Tommy
Alice im Wunderland
gesehen und danach seinem kleinen Sohn stundenlang erklärt hatte, wieso die Wahrscheinlichkeit, dass er durch einen Kaninchenbau in eine Welt hinunterfällt, in der eine rote Königin den Leuten vor dem Gerichtsurteil die Köpfe abschlägt, gering war. Als sein Sohn noch sehr klein war, machten ihm Phantasiegeschichten Angst und nicht die Realität. Er konnte wie gebannt eine Sendung über Angriffe von Haien in Kalifornien oder von hungrigen Löwen in der Serengeti sehen. Wasserpfeifen rauchende Raupen dagegen bewirkten, dass er sich im Dunkeln hin und her warf und schrie, statt zu schlafen.
    »Audie, schweif nicht ab!«
Brian wachte streng über ihm.
    »Wissen Sie, Professor, ich bin mir nicht ganz sicher. Was meinen Sie, wie viel meine Zeit wert ist?«
    »Also, nennen Sie selber einen Preis. Den doppelten Stundenlohn von Ihrer Arbeit im Baumarkt.«
    »Aber es geht um spezialisierte Arbeit. Hochspezialisierte Arbeit. Da wäre schon ein …«, er zögerte, »… Bonus angebracht.«
    »Mister Wolfe, Sie wollen bei mir abkassieren, geht’s also etwas genauer?«
    »Gut«, sagte Brian. »Das macht ihn sicher sauer.«
Sein toter Bruder, dachte Adrian, hatte viel mehr Ahnung von Kriminalpsychologie, als er je für möglich gehalten hatte.
    »Na ja«, überlegte Wolfe, »was ist es Ihnen denn wert?«
    »Erfolg ist unschätzbar, Mister Wolfe. Unschätzbar. Andererseits bin ich nicht bereit, Sie für einen Fehlschlag zu bezahlen.«
    »Nennen Sie einen Preis«, wiederholte Wolfe. »Ich will wissen, wie sehr ich mich ins Zeug legen soll.«
    »Egal, was für eine Zahl ich Ihnen nenne, werden Sie später hingehen und sie beliebig ändern. Wenn ich tausend, zehntausend oder eine Million sage und Sie haben was für mich, werden Sie es verdoppeln und verdreifachen. Etwa nicht?«
    Wolfe wandte sich einen Moment ab. Adrian wusste, dass er gepunktet hatte. Er konnte nicht fassen, dass er wegen Jennifers Verschwinden beinharte Verhandlungen führte. Es überraschte ihn. »Wissen Sie, was, Mister Wolfe, wir setzen eine Belohnung aus. So was wie diese altmodischen Handzettel im Western,
GESUCHT
 –
TOT ODER LEBENDIG
. Sagen wir, zwanzigtausend Dollar. Das ist eine stattliche Summe. Wenn Sie Informationen beschaffen, die zu ihrer Entdeckung und Heimkehr führen – also,
wenn
 –, dann zahle ich Ihnen zwanzigtausend Dollar. Helfen Sie mir dabei, Jennifer zu retten, machen Sie einen Haufen Geld. Bringt Ihre Suche nichts, bekommen Sie auch nichts. Das ist Ihr finanzieller Anreiz. Ich kann mir nicht denken, dass ich es an Ihrer Stelle mit diesen armseligen Erpressungsversuchen bei ihrer Familie oder sonst wem versuchen würde, da die Polizei dafür wohl weniger Verständnis haben wird als ich und Sie wieder im Gefängnis landen. Bei mir ist das was anderes, ich bin ein bisschen verrückt«, Adrian lächelte so wie der Bösewicht auf der Bühne, »und deshalb erlaube ich Ihnen, mich um ein bisschen Geld zu erpressen.«
    »Wie kann ich Ihnen trauen?«, fragte Wolfe.
    Adrian brach in schallendes Gelächter aus. »Diese Frage, Mister Wolfe«, sagte er mit dem ganzen Nachdruck eines selbstgewissen Redners am Katheder, »müsste wohl eher ich Ihnen stellen.«
    Wolfe schien konsterniert.
    »Sie sind in solchen Dingen nicht besonders gut, nicht wahr, Mister Wolfe?«
    »Worin? In Bezug auf Computer und Websurfen finden Sie erst mal einen Experten wie mich …«
    »Nein, ich meine, als Krimineller.«
    Wolfe schüttelte den Kopf und drehte sich wieder zu seinem Laptop um. »Ich bin kein Krimineller. War ich noch nie.«
    »Das können wir ein andermal diskutieren.«
    »Es ist kein Verbrechen, Professor. Meine Vorlieben. Das ist einfach nur …« Er sprach nicht weiter, auch wenn Adrian nicht sagen konnte, ob er vielleicht nur merkte, wie albern er klang. »Also gut, Professor. Solange da zwischen uns Klarheit herrscht – zwanzig Riesen.«
    Adrian rechnete mit einer weiteren Drohgebärde nach dem Motto
Falls Sie nicht bezahlen, werde ich
 …, doch er konnte nicht recht einschätzen, wozu

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