Der Professor
mich nie verstanden. Keine Ahnung, aber es kommt mir so vor, als hätten sie mir von Anfang an die Schuld an seinem Tod gegeben. Doch das ist nie so weit eskaliert, dass es …«
Terri registrierte, dass Mary Riggins ihren verstorbenen Mann nicht beim Namen nannte.
David.
Es war eine Kleinigkeit, doch es kam ihr merkwürdig vor.
Sie holte tief Luft und fuhr fort: »Ich brauche vielleicht noch die Namen mit Anschrift.«
An diesem Punkt zögerte Terri. Sie hatte ein paar Dinge gehört, die darauf hindeuteten, dass die Familie ein möglicher Grund für Jennifers Verschwinden sein könnte, doch die genügten vielleicht nicht. Sie fragte: »Und Lösegeld? Ich nehme an, es hat sich niemand mit einer Geldforderung bei Ihnen gemeldet?«
Mary Riggins schüttelte den Kopf. »Wir haben nicht viel … ich meine, das sind doch gewöhnlich die Söhne und Töchter von Geschäftsleuten. Oder Politikern. Oder jemandem, der im Geld schwimmt, oder?«
»Vielleicht.« Terri hörte die Erschöpfung in ihrer eigenen Stimme. Und fand das unprofessionell.
»Sexualstraftäter«, wiederholte Scott ärgerlich. »Wie viele davon leben hier in der weiteren Umgebung?«
»Ein paar. Ich werde mir eine Liste beschaffen. Sie wissen schon, dass die Gefahr, Jennifer könnte von irgendeinem unbekannten Kriminellen – einem Serienmörder oder Vergewaltiger – einfach so von der Straße weg entführt worden sein, gegen null geht? Diese willkürlichen Übergriffe gehören wirklich eher ins Fernsehen oder ins Kino …«
»Aber sie kommen vor«, warf Scott ein.
»Sie passieren ab und zu.«
»Selbst in dieser Gegend«, beharrte er.
»Ja, selbst in dieser Gegend«, erwiderte Terri.
Scott sah sie selbstgefällig an. Es gab eine Menge Gründe, den Mann nicht zu mögen. Der Gedanke, er könnte ihnen auch nur im Geringsten eine Hilfe sein, schien ihr absurd.
»Sicher werden auch schon mal Studentinnen von der Universität vermisst«, hakte er nach.
»Ja. Das sind Mädchen mit einem Alkohol- oder Drogenproblem. Oder mit Liebeskummer oder anderen emotionalen Krisen. Aber ausnahmslos …«
»Was ist mit diesem Mädchen nur eine Stadt weiter, deren Leiche sie sechs Jahre nach ihrem Verschwinden im Wald gefunden haben?«
»Der Fall ist mir bekannt. Ebenso wie der vorbestrafte Triebtäter, den sie zwei Bundesstaaten weiter festgenommen haben und der den Mord an ihr gestanden hat. Meines Wissens hatten wir in unserem Zuständigkeitsbereich noch nie einen vergleichbaren Fall.«
»Ihres Wissens«, warf Scott ein.
»Ja, unseres Wissens.«
»Aber, Detective, bitte hören Sie sich an, was Professor Thomas zu sagen hat«, meldete sich Mary zu Wort.
Terri wandte sich wieder dem alten Mann zu. Er starrte ins Leere, als wäre er nicht ganz da. Sie hatte den Eindruck, als liege ein grauer Nebelschleier hinter seinen Augen. Das gab ihr zu denken. »Erzählen Sie mir bitte noch einmal, was Sie gesehen haben«, sagte sie. »Und lassen Sie nichts aus.«
Also erzählte ihr Adrian von dem entschlossenen Ausdruck in Jennifers Gesicht. Von dem Lieferwagen, der aus dem Nichts auftauchte und so langsam fuhr, als ob er sie verfolgte. Er beschrieb, so gut er konnte, die Frau am Steuer und den Mann, der aus seinem Blickfeld verschwand. Er erklärte, wie der Wagen nach einer kurzen Pause plötzlich mit quietschenden Reifen davongebraust war. Zuletzt erzählte er ihr von der rosa Kappe, die an der Straße liegen geblieben war und ihn schließlich in Jennifers Straße und zu ihrem Haus geführt hatte. Er setzte alles daran, sich kurz und bündig auszudrücken, damit es nüchtern und sachdienlich klang. Er brachte keine der Schlussfolgerungen zum Ausdruck, die ihm die Geister seiner Frau oder seines Bruders nahelegten; das überließ er der Polizistin.
Je mehr er sagte, desto verzweifelter schien die Mutter zu werden und desto aufgebrachter ihr Freund. Die Kommissarin dagegen wirkte mit jedem Wort, das sie hörte, ruhiger. Adrian vermutete, dass ihr Verhalten dem der professionellen Pokerspieler glich, die er gelegentlich im Fernsehen verfolgte: Sie ließ sich nicht in die Karten sehen.
Als er fertig war, beobachtete er, wie sie den Kopf senkte und die Notizen durchging, die sie sich gemacht hatte. In dem Moment hörte er ein Flüstern. »Ich glaube, du hast sie nicht ganz überzeugt«, sagte Brian. Adrian drehte sich nicht sofort zu ihm um, sondern richtete den Blick auf die Ermittlerin. »Sie denkt drüber nach, das ist gut. Aber sie glaubt es einfach nicht. Noch
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