Der Professor
inne.
Terri Collins nickte. »Danke«, sagte sie. »Das war wirklich hilfreich. Ich komme auf Sie zurück, sobald ich mit meiner Arbeit ein wenig weiter bin.«
»Sie ist gut«, sagte Brian. Er beugte sich so weit herüber, dass er fast Adrians Schulter berührte, und er klang aufgeregt. »Sie ist wirklich gut. Aber sie nimmt dich immer noch nicht für voll, Audie.«
Bevor Adrian etwas sagen konnte, meldete sich Scott zu Wort. »Was gedenken Sie als Nächstes zu tun, Detective?« Er sprach in dem forschen Ton, der besagte:
Wir wollen Ergebnisse sehen,
für den seine Patienten vermutlich gutes Geld bezahlten.
»Zunächst mal werde ich sehen, ob ich irgendetwas über das verdächtige Fahrzeug herausbekomme, das Professor Thomas beschreibt. Das ist etwas Konkretes, an dem ich arbeiten kann. Außerdem werde ich auf Staaten- und auf Bundesebene die Verbrecherdatenbanken nach ähnlichen Entführungen absuchen. Bis dahin geben Sie mir bitte Bescheid, falls sich jemand bei Ihnen meldet.«
»Wollen Sie nicht das FBI einschalten? Wollen Sie an unseren Leitungen keine Fangschaltung installieren?«
»Das ist noch ein wenig verfrüht. Wir müssten zunächst wissen, dass jemand versuchen will, Lösegeld zu erpressen. Aber ich spreche gleich im Revier mit meinem Chef und schneide das Thema an.«
»Ich denke, Mary und ich sollten dabei sein«, schmollte Scott.
»Wenn Sie wünschen.«
»Haben Sie schon mal einen Entführungsfall bearbeitet, Detective?«
Terri zögerte. Sie hatte nicht vor, diese Frage ehrlich zu beantworten, denn dann hätte sie nein sagen müssen. Das hätte die Sache nur noch schlimmer gemacht, nach den Dienstvorschriften für einen Polizisten ein schwerer Fehler.
»Ich denke, ich sollte mitkommen, Detective, und sehen, wie der Chief reagiert …« Er drehte sich zu Mary um. »Und du solltest hierbleiben. Das Telefon im Auge behalten. Dafür sorgen, dass dir nichts Ungewöhnliches entgeht.« Mary schluchzte nur zur Antwort, schien jedoch ihr Einverständnis zu signalisieren.
Adrian erkannte, dass in den Augen sowohl von Scott als auch der Polizistin seine eigene Rolle hiermit beendet war. Er hörte, wie Brian neben ihm unruhig wurde. »Hab ich dir’s nicht gesagt?«, murmelte er leise. »Dieses Arschloch von einem Lover hält dich für irgend so einen alten Trottel, der zufällig etwas Wichtiges gesehen hat, und die Polizistin denkt, sie hätte bereits alles gehört, was du ihr zu sagen hast. Typisch.«
»Und was soll ich jetzt machen?«, fragte Adrian. Zumindest glaubte er, das zu fragen. Er war beruhigt, als er Brian antworten hörte.
»Alles und nichts«, sagte sein toter Bruder. »Ist ja nicht so, dass jetzt alles nur an dir hängt, Audie. Auch wenn das die Sache irgendwie trifft. Aber keine Sorge. Ich hab da ein paar Ideen …«
Adrian nickte zur Antwort. Er sah sich nach seiner Jacke um. Er war sich ziemlich sicher, dass er sie auf dem Sofa liegen gelassen, vielleicht aber auch über eine Stuhllehne gehängt hatte, nachdem er sie beim Betreten des Hauses ausgezogen hatte. Er sah sich um, bevor er merkte, dass er sie noch trug.
13
A drian hatte einen großen Teil seiner akademischen Laufbahn mit dem Studium der Angst verbracht. Auf dieses Thema war er vor fast fünfzig Jahren gestoßen, als er auf dem Heimweg von seinem ersten Collegesemester nach Hause flog. Fasziniert hatte er die Reaktionen der anderen Passagiere beobachtet, als das Flugzeug durch ein schwarzes Gewitter schaukelte und schlingerte – so fasziniert, dass er darüber seine eigene Angst vergaß.
Gebete. Schreie. Weiße Fingerknöchel und Schluchzen. Als die Maschine einmal so dramatisch absackte, dass es einem den Magen zusammenzog und das Dröhnen der Triebwerke sämtliche Schreie übertönte, hatte er in die Runde geblickt und sich vorgestellt, er sei die einzige aufmerksame Ratte in einem furchterregenden Labyrinth.
Als Professor hatte er zahllose Experimente in Laboreinrichtungen durchgeführt und versucht, Wahrnehmungsfaktoren auszumachen, die vorhersehbare Gehirnreaktionen auslösten. Sehtests. Hörtests. Fühltests. Einen Teil seiner Forschungsgelder bezog er aus staatlichen Zuschüssen – nur dürftig getarnten Rüstungsausgaben –, da das Militär grundsätzlich daran interessiert war, Soldaten das Fürchten auszutreiben. Und so war Adrian während seiner gesamten Lehrtätigkeit zwischen Übungsräumen, Vorlesungen und langen Abenden in einem Labor hin und her geeilt und hatte mit seinen Assistenten klinische
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