Der Profi - The Cleaner
Arschloch, das zu glauben schien, seine Position bei der Regierung mache ihn zu etwas Besserem als den »überflüssigen Plebs«, mit dem zu arbeiten er gezwungen war.
Dann war da das Problem Peter. Wenn er auf die falsche Bahn geraten war, tappte Quinn vielleicht wieder in eine Falle. Es kam daher nicht in Frage, Burroughs vorher anzurufen und ein Treffen zu vereinbaren.
Doch das ging in Ordnung. Es gab immer andere Wege um ein Problem herum.
Weit nach Mitternacht ließ Quinn den Wagen in einer Parkgarage in der Innenstadt von Frankfurt stehen. Er hielt ein Taxi an, das ihn in ein Hotel in der Nähe des Flughafens brachte. Bevor er sein Zimmer aufsuchte, benutzte er das rund um die Uhr geöffnete Business-Center im Erdgeschoss, um sich seine E-Mails anzusehen.
Er loggte sich in seine Hauptdatei ein. In der Box war nur eine Nachricht. Es gab zwei Anhänge, beides jpegs.
Seine Augen wurden schmal, und er presste die Zähne zusammen.
Es war ein Bild von Nate. Er saß gefesselt auf einem Metallstuhl, sein Gesicht war verschwollen, die Augen halb offen. Auf seinen Knien lag eine Ausgabe des International Herald von heute Morgen. Eine alte Technik, aber noch immer wirksam. Es sagte aus, dass Nate an diesem Morgen noch gelebt hatte.
Er hatte Angst vor dem, was ihm das zweite Bild vielleicht enthüllen würde, wusste jedoch, dass er es ansehen musste, und machte es auf. Es war ein Bild von Garrett. Doch anders als Nate schien der Junge unverletzt. Das Foto zeigte Garrett im Profil; er saß auf einem Teppichboden und starrte auf einen großen Bildschirm, auf dem ein Zeichentrickfilm lief. Quinn kannte das Zimmer nicht, in dem das Kind sich befand. Die Aufnahme war keinesfalls in Orlandos Wohnung gemacht worden. Es sah überhaupt nicht nach Vietnam aus.
Hinter Garrett war ein Fenster, die Vorhänge aufgezogen. Durch dieses Fenster konnte Quinn ein anderes Haus in der Nähe sehen. Das Dach des Nachbarhauses war schneebedeckt. Und dann sah man den Himmel. Schwer, grau und bewölkt. Hätte Quinn raten müssen, er hätte auf ein Stück deutschen Himmels getippt.
Aber vielleicht wollte der Absender, dass er das dachte. Ein Bild zu fälschen war heutzutage einfach. Gib einem halbwegs tüchtigen Computerkünstler eine Kopie von der Photoshop-Software, und er konnte Garett fast überallhin versetzen.
Natürlich war die Kulisse nicht wichtig. Es war die Botschaft, die das Bild von Garrett und das von Nate vermitteln sollte: »Spiel nicht mit uns.«
Sollte das Bild nicht gefälscht sein, wäre es immer möglich, dass jemand den Ort lokalisieren konnte. Die Chance war gering, aber es lohnte sich, sie nachzuprüfen. Quinn öffnete eine neue Nachricht, die an das Bild angehängt war, dann schrieb er:
Ja, das ist eine neue Bitte. Brauche Ort von Foto. J. Q.
Er schickte die Nachricht an den Maulwurf, dann lud er jedes Bild auf den Memory Stick.
Er nahm einen Acht-Uhr-Flug nach Brüssel. Das war der leichte Teil. An Burroughs heranzukommen war schwieriger und eine Herausforderung. Quinn brauchte eine Art Mittelsmann, jemanden, dem Burroughs vertrauen konnte; und wenn er ihm schon nicht vertraute, sollte er wenigstens nicht vermuten, dass derjenige ungewöhnliche Dinge tat. Quinn kannte den Mann, der ihm helfen konnte.
Kenneth Murrays Wohnung zu finden war nicht schwierig. Er musste nur auf einem Computer in einem Internetcafé ein bisschen den Hacker spielen und war schon in der Personalabteilung der NATO, wo er sich Murrays Adresse herausholte.
Quinn machte die Wohnung ausfindig und fand dann ein ruhiges Café, wo er sich gemächlich ein Mittagessen einverleibte. Da er seine Pistole in Berlin gelassen hatte, verbrachte er am Nachmittag eine Stunde damit, sich bei einem seiner hiesigen Kontakte eine Schusswaffe zu besorgen. Als er wieder bewaffnet war, gab es für ihn nichts mehr zu tun. Also nahm er ein Taxi zu Murrays Wohnung, schloss auf und ging hinein.
Es sah so aus, als lebte Murray wieder allein. Seine zweite Ehefrau, eine Flämin namens Ingeborg, hatte ihn vor ein paar Jahren verlassen. Bald danach war eine türkische Sekretärin eingezogen, die bei der NATO arbeitete. Doch auch von ihr war keine Spur mehr vorhanden.
Die Wohnung hatte ohne Zweifel etwas von einem Junggesellen. Das Wohnzimmer wurde von einem großen Fernseher beherrscht. Murray liebte Sport, soweit Quinn sich erinnerte. Amerikanische Sportarten, vor allem Football und Baseball. An den anderen Wänden gab es Regale und Bücherschränke. Andenken
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