Der Profi - The Cleaner
Küche und nahm die Weinflasche aus dem Kühlschrank. Aus einem Hängeschrank holte er ein Weinglas und trug es mit der Flasche ins Wohnzimmer. Er setzte sich wieder in den Sessel, in dem er gesessen hatte, als Murray gekommen war, und schenkte großzügig ein.
»Hier«, sagte er und reichte Murray das Glas. »Ein guter Wein. Ich habe auch etwas davon getrunken.«
Murray nahm das Glas. Ohne das geringste Zögern setzte er es an den Mund und trank einen herzhaften Schluck.
»Geht’s besser?«, fragte Quinn.
Murray nickte leicht. »Wollen Sie mir jetzt endlich sagen, was Sie wollen?«
»Einfach nur reden.«
»Das ist alles?«
»Hängt von unserem Gespräch ab.«
Murray trank noch einmal. »Sind Sie hier, um mich zu töten?«
»Ich töte niemand. Es sei denn, ich muss.« Quinn legte den Kopf schief. »Gibt es einen Grund, warum ich es tun müsste?«
Murray schüttelte heftig den Kopf. »Nein.«
»Dann ist es ja okay. Sie brauchen sich keine Sorgen zu machen.«
Murray entspannte sich ein wenig mehr. »Wissen Sie«, sagte er, noch immer mit einem Unterton von Nervosität, »Sie haben mir eben eine Scheißangst eingejagt.«
Quinn schwieg.
»Ich meine, ich habe gedacht, Sie seien ein Einbrecher oder so.«
Quinn sagte noch immer nichts.
»Ich bin froh, dass Sie keiner sind.
»Darüber bin ich auch froh.«
»Also.« Murray lächelte schwach. »Was brauchen Sie?«
»Ich suche jemand.«
»Wen?«
»Jemand, der bei der NATO arbeitet. Wahrscheinlich erst seit kurzer Zeit.«
»Wie heißt er?«
»Burroughs.«
»Mark Burroughs?«, fragte Murray und bekam große Augen.
»Dann kennen Sie ihn also?«
»Ich kann Ihnen nicht helfen«, sagte Murray hastig.
»Das enttäuscht mich.«
»Burroughs steckt hier in ganz großen Sachen drin. Er ist unantastbar. Ich konnte mich bisher von ihm fernhalten und möchte daran wirklich nichts ändern.«
Quinn beugte sich vor, das Gesicht ganz dicht vor Murrays Gesicht. »Und ich habe gehofft, ich kann über den kleinen Zwischenfall in Lissabon, von dem Sie mir erzählt haben, weiterhin Schweigen bewahren.«
Murray zuckte sichtbar zurück.
»Werden Sie mir helfen oder nicht?«
Murray schloss die Augen. »Verdammt noch mal, Quinn. Warum mussten Sie sich ausgerechnet mich aussuchen?«
Quinn lächelte. »Weil ich wusste, dass ich auf Sie zählen kann.«
Nach mehreren Telefonanrufen erfuhr Murray, dass Burroughs im Duquois , einem kleinen Nobelrestaurant im Zentrum, zu Abend aß. »Hier«, sagte er, nachdem er die Adresse des Restaurants notiert hatte, und reichte Quinn den Zettel. »Ich wünsche gute Unterhaltung.«
»Ich denke, dass Sie vielleicht etwas missverstanden haben, Ken«, sagte Quinn. »Sie kommen natürlich mit.«
»Nein, auf keinen Fall«, sagte Murray.
Quinn lächelte. »Doch, doch. Sie kommen mit.«
29
Ein Taxi brachte Quinn eine halbe Stunde später in eine Nebenstraße vom Duquois und setzte ihn dort ab. Er inspizierte zwei Straßenzüge im Quadrat um das Restaurant herum, um sich zu überzeugen, dass niemand auf ihn wartete. Alles schien ruhig zu sein. Die Luft war rein.
Im Restaurant führte man ihn zu einem Tisch in der Nähe des Eingangs. Er bestellte ein Glas Mineralwasser und gefüllte Champignons als Vorspeise. Sich nach Burroughs umzuschauen war nicht nötig. Quinn hatte ihn sofort gesehen, als er hereinkam.
Der Spion saß fast ganz hinten in der entgegengesetzten Ecke. Quinn stellte fest, dass sich Burroughs’ Geschmack im Hinblick auf seine Begleitungen nicht geändert hatte. Noch immer mochte er sie groß, mochte er sie blond und stark zurechtgemacht. Er mochte sie auch jung. Sein heutiges Date war nicht älter als vierundzwanzig, mindestens ein Vierteljahrhundert jünger als er. Er selbst hatte sich auch nicht verändert. Das Haar über seinem unnatürlich braunen Gesicht war kohlrabenschwarz gefärbt. Wie gewöhnlich trug er einen teuren, von einem europäischen Schneider gearbeiteten Anzug.
Er und seine Begleitung schienen fast am Ende ihres Hauptgangs angelangt zu sein. Eine Bedienung trat an ihren Tisch und räumte ein paar Schüsseln ab. Gleich darauf brachte der Weinkellner eine ungeöffnete Flasche Wein. Er zeigte sie Burroughs, der zufrieden nickte. Während der Weinkellner die Flasche öffnete, unterhielt Burroughs sich weiter mit der Frau.
Quinn wandte sich ab, als er hörte, dass die Eingangstür des Restaurants geöffnet wurde. Es war Murray. Er blieb nervös stehen und wartete darauf, dass man ihm half. Er wollte sich
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