Der Profi
leistest einen Bombenjob als großer biznessman . Viktor ist stolz auf dich!«
Gagarin hatte sich ins Gespräch gemischt. Schließlich sollte niemand vergessen, wer zurzeit das Sagen hatte. Vermutlich war die Erwähnung von Viktors Name direkt gegen Timo gerichtet gewesen. Jedenfalls kräuselte der vor leicht pikiert die Lippen. Wie auch immer.
Dann fragte Gagarin:
»Und wie läuft es mit Beton?«
Der Galizier antwortete mit zerknirschter Miene:
»Schlecht, Michail, ganz schlecht! Verkaufen keine Wohnungen, produzieren keinen Zement. Ich habe viele Leute auf Straße gesetzt, russische Brüder … suchen Lebensunterhalt jetzt in der Gosse. Aber Drogen laufen gut …« Er schloss die Augen und hielt mir die Handflächen entgegen. »Menschen müssen Probleme vergessen, da !«
Dann stießen alle auf die Zukunftsaussichten der Geschäfte an, die die Weltfinanzkrise und die Probleme der Menschen ihnen versprachen. Ich stürzte mein Bier hinunter. In solchen Situationen bekam ich immer einen Riesendurst. Timo nippte vorsichtig an einem Wodka, den er selbst mitgebracht hatte. Die brigadir , die am Ende des Raums saßen, tranken nicht einen einzigen Tropfen Alkohol. Ein klares Anzeichen dafür, was ihre Bosse vom Ausgang des Treffens erwarteten. Einige Kellner betraten den Raum und brachten uns den ersten Gang: eine Schüssel mit Borschtsch .
»Wie geht’s Viktor …?«, wollte der Galizier wissen, während er sich eine Serviette um den fetten Hals knotete.
Einige Blicke schweiften in Timos Richtung.
»Ist traurig, weil er Familie nicht besuchen kann und auch nicht Freunde …«, antwortete Gagarin voll Kummer in der Stimme. »Er richtet euch allen Grüße aus. Weiß Viktor, dass du in Barcelona Probleme hast?«, erkundigte sich Gagarin bei einem kleinwüchsigen Mann mit Halbglatze.
Der Katalane verdrehte die Augen und stürzte sein Glas Wodka in einem Zug hinunter. Er vertrieb sich die Zeit mit einem Messer mit Perlmuttgriff, mit dem er den Dreck unter seinen Fingernägeln hervorkratzte.
» Nyet , nyet … keine große Sache! Leute von uns festgenommen, aber Anwälte erledigen Angelegenheit, und Leute kommen wieder frei. In vierundzwanzig Stunden alles vorbei!«
»Was ist denn passiert?«, fragte Gagarin.
Der katalanische vor gab deutlich zu erkennen, dass ihm die Frage unangenehm war.
»Keine große Sache …«, entgegnete er. »Haben letzte Woche wegen V-Mann von Polizei Ladung Koks verloren. Aber wir haben Mann schon gefunden. Wird nicht mehr stören …«
Er hatte winzige intelligente Augen. Wie eine Natter, die einer Maus auflauert. Dann legte er das Messer aus der Hand und tauschte es gegen einen Löffel ein, den er mit hochtrabender Gebärde durch die Luft schwenkte.
»Gut, gut«, sagte Gagarin beschwichtigend. »Viktor möchte einfach immer wissen, wie Sachen laufen.«
Dann schlürfte er geräuschvoll seine Suppe. Ich verspeiste mein Gericht, schenkte mir Rotwein ein und zündete mir eine Zigarette an. Ich stieß eine Rauchschwade aus und schloss die Augen. Unterdessen ging, von Gagarins beharrlichen Fragen angetrieben, die Unterhaltung am Tisch weiter. Interne Informationen wurden selbstverständlich ausgelassen: Sie vertrauten weder mir (noch Timo). Und sie taten gut daran, uns nicht zu vertrauen. Schließlich ergriff Gagarin nach einem ungewöhnlich langen Schweigen erneut das Wort:
»Dann hören wir mal, was Lucca Corsini zu sagen hat. Boris Iwanowitsch hat ihn geschickt.«
Ich öffnete die Augen, überrascht, dass wir noch immer am Leben waren.
»Da ich annehme, dass ihr euch in der Situation genauso unwohl fühlt wie ich, will ich’s kurz machen! Wir haben bereits drei von euren Kameraden verloren. Und einer von euch wird der Nächste sein …«
»Einer von uns?«, fragte der Dandy aufgeregt. Er war ein Mann mit perfekten Gesichtszügen und einer Muskulatur wie aus dem Fitnesshandbuch. Seine Augen waren leicht geschminkt. Bevor er weitersprach, strich er sich das Haar zurecht. »Aber außer uns gibt es doch noch mehr vory in Spanien?«
»Stimmt. Aber kein vory , außer den hier anwesenden, besitzt eine direkte Verbindung zu Moscow Hotel Investments .«
» MHI …? Was hat das mit den Morden zu tun?«
Die Frage kam von Timo.
»Die Antwort darauf kenne ich selbst noch nicht. Aber ich werde sie bald herausfinden. Allerdings gibt es eine direkte Beziehung zu Zagonek, Tamaew und Tschernekow: Alle drei waren Gesellschafter von MHI Spain . Ihr und Viktor seid die anderen Aktionäre, die noch
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