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Der Profi

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Titel: Der Profi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fernando S. Llobera
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Mafia für Schutzgelderpressung. Die Folgerung daraus konnte bedeuten: Zagonek erpresste den Besitzer des Pink Palace und gab einen Teil des Schutzgeldes anschließend weiter an Rasputin . Im Gegenzug sah dieser großzügig über die Machenschaften der Russenmafia hinweg.
    Ein Polizist, der in die Angelegenheit verstrickt war? Wie bedauerlich! Zusammen mit dem restlichen Red Bull schluckte ich noch schnell zwei Tabletten gegen Magenbrennen hinunter.

Anschließend verließ ich Mister Spocks Apartment. Um meinen Mund von dem Geschmack von zu viel Tabak und Energy-Drinks zu befreien, steckte ich mir einen Kaugummi in den Mund. Inzwischen war ich von den Kippen völlig abhängig geworden: Ich musste unbedingt wieder mit dem Rauchen aufhören! Vielleicht wenn ich zurück auf meiner Pazifikinsel war …
    Danach rief ich Michail Gagarin an und bat ihn, eine skhodka , sprich ein Treffen aller Mafiosi für mich zu organisieren: Ich wollte alle noch am Leben befindlichen Gesellschafter von MHI Spain versammeln, und zwar bereits am nächsten Tag. Es war mir völlig egal, wo sie sich gerade aufhielten oder welche persönlichen Angelegenheiten sie deswegen aufzuschieben hatten. Es stellte sich heraus, dass Timofeew zufällig ein paar Tage in Madrid war und mich, wie er selbst sagte, ohnehin sehen wollte. Der »Galizier« hatte eine angeblich nicht aufschiebbare Verabredung zu einem Mittagessen in Vigo. Aber ich konnte ihn, als er mich schließlich anrief, davon überzeugen, nach Madrid zu kommen. Andernfalls flöge das verdammte Meeresfrüchte-Restaurant, in dem er zu Mittag speiste, mit Mann und Maus in die Luft! Ich befahl ihm, sich in den erstbesten Flieger zu setzen. Den Dandy musste ich offensichtlich direkt aus den Armen einer atemberaubenden Blondine nach Madrid beordern. Der katalanische vor erfand einen ganzen Sack voll Ausreden, die ihm jedoch nichts nützten: Am Ende tat auch er, was ich befahl, und sagte seine Teilnahme zu.
    Das Mafiatreffen würde in einem privaten Saal in Viktor Stonowitschs Restaurant an der Plaza de la Paja stattfinden.
    Ich verbrachte die restliche Nacht mit einer halben Flasche Laphroaig in meiner Wohnung. Bevor ich mich ins Bett legte, ließ ich an den Fenstern, die auf die Plaza de Oriente gingen, die Scheibengardinen herunter. Von wie vielen Typen war ich wohl umzingelt? Wahrscheinlich waren inzwischen mehr Leute hinter mir her, als Touristen durch Madrids Bars streiften. Auf sie alle stieß ich an. Aber selbst so schaffte ich es nicht, volle acht Stunden zu schlafen. Als ich am nächsten Tag das Haus verließ, um Viktors Restaurant aufzusuchen, wo die skhodka stattfinden sollte, erwartete mich, halb auf dem Gehsteig geparkt, ein riesiger Audi A8 mit verdunkelten Schei ben. Die Madrider Stadtpolizei fühlte sich durch den Wagen nicht im Geringsten gestört. Wahrscheinlich dachten sie, es handele sich um den Dienstwagen irgendeines berühmten Politikers, der gerade irgendwo zu Mittag aß oder Eintrittskarten für die Oper besorgte. Die Hände in den Hosentaschen vergraben, näherte ich mich dem Wagen. Die Hintertür ging auf, ich stieg ein.
    Wladimir Matewosoritsch Timofeew war wesentlich älter, als er aussah. Und er verfügte über viel weniger Klasse, als er selbst glaubte. Er war ganz in Schwarz ge kleidet. Sein Haar trug er glatt zurückgestrichen, die Augen versteckte er hinter den dunklen Gläsern einer Sonnenbrille Marke Vuarnet , wie sie amerikanische Cops gerne in Kinofilmen benutzen. Ein Brillant von wenigstens einem Karat funkelte an seinem rechten Ohr.
    »Grüße an Boris Iwanowitsch«, sagte er mit überraschend melodischer Stimme.
    Ich nickte leicht mit dem Kopf. Dann erteilte er dem Chauffeur Anweisung, loszufahren und uns zu Viktors Restaurant zu bringen. Die Limousine gab, als sie in den dichten Mittagsverkehr eintauchte, keinen Laut von sich. Die Klimaanlage des Wagens hielt die Temperatur konstant auf 19 Grad. Für meine Begriffe ein bisschen kühl.
    »Tod von Kamerad ist immer unangenehme Sache …«
    »Angenehm ist es nicht«, unterstrich ich seine Bemerkung.
    »Kommst du mit Ermittlungen gut voran?«
    »Es geht so.«
    Er zog seine Mundwinkel nach unten, wodurch er seine Anerkennung mir gegenüber zum Ausdruck bringen wollte.
    »Dratschew ist tot!«, sagte er mit rhetorischer Geste.
    »So ist es.«
    »Rumänen nicht schuld«, verkündete er, als im Fenster auf seiner Seite gerade der Madrider Königspalast vorbeizog. »Brezneanu nicht lebensmüde …«
    Zögernd stimmte

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