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Der Profi

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Titel: Der Profi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fernando S. Llobera
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mittelalterlichen Fassaden der Madrider Altstadt wider. Eine Frau schrie erschrocken auf, mehrere Touristen zückten eilig ihre Kameras, eine Gruppe Jugendlicher kam herbeigerannt. Ich stand wie angewurzelt vor der Tür des Restaurants.
    Niemand stieg aus dem Wagen – es war völlig unmöglich, dass jemand den Feuerwirbel und die anschließende Druckwelle überlebt hatte. Der Wagen war Wladimir Timofeews Audi gewesen. Da war nichts mehr zu machen. Also bog ich nach rechts ab und verschwand hinter der nächsten Straßenecke.

Clara arbeitete bereits seit zehn Stunden ohne Unterlass, sie war wirklich ein unermüdlicher Großcomputer. Cruz dagegen merkte, wie ihre Augenlider bleischwer wurden. Sie hatte schon vor einer Weile ihre Kontaktlinsen gegen eine Hornbrille mit moderner schwarzer Fassung eingetauscht, weil ihre Augen unter der trockenen und vollklimatisierten Atmosphäre im Saal litten. Valls streckte sich von Zeit zu Zeit und schlürfte von seinem Kaffee, der genauso gut oder schlecht schmeckte wie in jedem anderen Madrider Kommissariat.
    Sie waren inzwischen zum Buchstaben »S« gekommen. Dort stießen sie auf José Luis Sanabria, einen Tierarzt aus Illescas in der Provinz Toledo. Obwohl es schon spät in der Nacht war, riefen sie ihn an.
    »Verflucht, was ist los?«, schimpfte eine verschlafene Stimme am anderen Ende der Leitung. »Was wollen Sie denn um diese Uhrzeit? Es ist zwei Uhr nachts! Die Tierklinik hat heute keinen Notdienst.«
    »Señor Sanabria?«
    »Am Apparat. Ich sagte Ihnen doch, wir haben heute keine Nachtbereitschaft!«
    »Ich rufe Sie auch nicht wegen eines kranken Hundes an, Señor Sanabria. Mein Name ist Hilfskommissarin Navarro von der Kriminalpolizei in Madrid.«
    »Ach, du Scheiße!«
    »Tut mir leid, wenn ich Sie geweckt habe, aber es geht um eine Angelegenheit von höchster Brisanz. Wir ermitteln in einem Mordfall …«
    Die Hilfskommissarin machte eine rhetorische Pause, damit Señor Sanabria die Nachricht verdauen konnte.
    »Du dicke Kack… Entschuldigen Sie, ich meinte: du liebe Güte!«
    »Ich rufe im Zusammenhang mit einer Reise an, die Sie vor kurzem nach Palma de Mallorca unternommen haben.«
    »Hören Sie, Sie denken doch nicht etwa, dass ich … Was? Mallorca? Wann soll ich da gewesen sein?«
    Cruz nannte ihm das exakte Datum.
    »Völlig unmöglich«, entgegnete Sanabria.
    »Wie bitte?«
    »Da war ich nicht auf Mallorca. Das können mehrere Personen bezeugen!«
    »Wir haben eine Kopie des elektronischen Tickets, das Sie gekauft haben, Señor Sanabria. Wenn Sie mir eine Minute Ihrer Zeit schenken, sage ich Ihnen die Flugnummer und Ihren Sitzplatz. Außerdem haben wir Ihre Unterschrift auf der Rechnung des Wagens, den Sie bei AVIS gemietet haben.«
    »Tut mir leid, Inspektorin, da täuschen Sie sich.«
    »Hilfskommissarin!«
    »Entschuldigen Sie – Hilfskommissarin! Aber ich bin schon seit zwei Jahren nicht mehr auf den Balearen gewesen. Es muss sich um eine Verwechslung handeln.«
    »Könnte das jemand bestätigen?«
    »Ja, natürlich. Meine Frau und … warten Sie. An welchem Tag soll das gewesen sein?«
    »Sie sind am ersten Freitag dieses Monats nach Palma geflogen, also vor genau dreizehn Tagen. Am darauffolgenden Montag sind Sie zurückgekehrt.«
    »Nein, das kann nicht sein. An diesem Wochenende habe ich in der Tierklinik Dienst geschoben. In der Nacht von Samstag auf Sonntag war eine Kundin hier, die ihren Goldfisch einschläfern lassen wollte, weil er ihr inzwischen zu alt geworden war. Verstehen Sie? Eine Spritze und ab auf den Tierfriedhof. Die Rechnung hab ich noch. Außerdem bin ich mir sicher, die Dame wird bezeugen, dass ich hier war.«
    »Können Sie mir den Namen der Kundin geben?«
    »Die Angaben habe ich in der Klinik. Wie wäre es morgen?«
    »Kein Problem, Señor Sanabria. Ich ruf Sie gleich morgen früh an. Auf jeden Fall werden wir zwei Beamte vorbeischicken, um Ihre Aussage aufzunehmen.«
    »Ach, du Schei…! Entschuldigen Sie, Sie machen mich ganz nervös. Was ist denn überhaupt passiert?«
    »Nichts, was Ihnen Sorgen bereiten müsste. Erlauben Sie mir zum Schluss noch eine Frage: Was haben Sie mit dem Goldfisch gemacht?«
    Der Mann zögerte einen Moment.
    »Ich habe ihr versprochen, mich um ihn zu kümmern. Dann hab ich ihn im Klo runtergespült. Das ist doch keine Straftat, oder?«
    »Nein, Señor Sanabria, natürlich nicht. Andere Frage: Haben Sie in letzter Zeit Ihren Personalausweis verloren?«
    »Ja! Und ich habe auf dem Kommissariat deshalb

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