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Der Profi

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Titel: Der Profi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fernando S. Llobera
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den Kunden repräsentierte (ein gewisser Lucca Corsini), mit dem sie dringend Details bezüglich des Kaufprojekts besprechen mussten. Fuad fügte sich dem Befehl seines Vorgesetzten widerstandslos. Die nächsten fünfzehn Minuten war er hin- und hergerissen zwischen dem Wunsch, sich von den Reizen des Mädchens verführen zu lassen, ihm die ganze Wahrheit über Pink Palace anzuvertrauen, und der Anweisung seines Chefs, absolutes Stillschweigen zu bewahren. Im ersteren Fall besäßen er und Barbara endlich ein gemeinsames Geheimnis, etwas, was sich durch komplizenhafte Blicke über ihre jeweiligen Schreibtische hinweg teilen ließ. Er würde sie mit Anrufen nach Arbeitsschluss und bei geheimen Treffen zum Kaffee auf dem Laufenden halten … Es war die Gelegenheit schlechthin, jeden Tag mit ihr Mittag essen zu gehen! Am Ende überwog jedoch sein Pflichtgefühl gegenüber Zabaleta. Wäre Fuad nicht so vollends von Barbara betört gewesen, hätte er möglicherweise den Braten gerochen. Aber er hatte nur Augen für ihre verführerischen Lippen und fragte sich nicht einen Moment, warum sie so scharf darauf war, die ganze Wahrheit über das Projekt zu erfahren.
    Also ließ er sich von ihr zur Ausstellung einladen und bezahlte das Mittagessen für beide.
    Sie verließen das Restaurant, Fuad drückte Barbara schnell zwei schüchterne Küsse auf die Wangen; dann stieg er, als schwebte er im siebten Himmel, ins nächste Taxi: Er hatte mit der attraktivsten Frau, die ihm im Leben begegnet war, zu Mittag gegessen und war mit ihr zu einem zweiten Treffen verabredet! Wenn er ihr die ganze Wahrheit über sich erzählen würde, ihr seine versteckten Qualitäten bewies, könnte er sie vielleicht davon überzeugen, dass … Nein! Alles Quatsch! Einer wie er würde niemals eine Frau wie sie erobern. Obwohl, vielleicht …
    Als Fuad durch die Schwingtür des Hotels Intercontinental Castellana ging, hallten seine Tritte auf dem polierten Granitboden wider. In der hintersten Ecke der Cafeteria erkannte er Zabaleta und einen anderen Mann. Letzterer war hochgewachsen und wirkte nicht unbedingt wie ein Experte aus der Unternehmens- und Finanzwelt. Er trug weder Krawatte noch den typischen dunkelblauen Zweireiher, der bei Brown & McCombie zum Standard gehörte. Ein Hemd, sportliches Sakko und dunkle Hose. Aber alles Markenware. So was trug man im Unternehmen nur freitags, zum sogenannten Casual Friday. Dann warf Fuad einen Blick auf die Uhr des Mannes: Sie war teuer und massiv. Marcial hatte ihm einmal gesagt, dass man an der Uhr und an den Schuhen erkennt, ob jemand Geld hat oder nicht.
    Zabaleta bedeutete Fuad, neben ihnen Platz zu nehmen, und streckte ihm die Hand entgegen.
    »Señor Corsini«, begann Zabaleta, »ich habe die Ehre, Ihnen Fuad Gómez vorzustellen, einen unserer fähigsten Mitarbeiter. Wie ich schon sagte, ist er der Mann, der das Projekt leitet.«
    »Angenehm.«
    »Ganz meinerseits«, antwortete Fuad.
    »Wie geht’s mit der Arbeit voran?«
    Fuad zögerte ein wenig, er warf dem Vorstandsvorsitzenden einen Blick von der Seite zu.
    »Nun ja, es fehlen noch immer zahlreiche Eckdaten, aber ich bin mit den vorbereitenden Studien schon vorangekommen …«
    Ich hob die Augenbrauen und ließ ihn reden.
    Fuad räusperte sich: »Tja, diese Art von Unternehmensübernahmen gestalten sich komplizierter, als man glaubt, sie brauchen ihre Zeit …«
    Da fuhr Zabaleta dazwischen: »Natürlich sind sie kompliziert, aber genau das ist ja schließlich unsere Spezialität.«
    Fuad setzte eine Schreckensmiene auf.
    »Ja, ja, selbstverständlich!«, versetzte der Marokkaner nervös. »In ein paar Wochen habe ich die gesamten Unterlagen zusammen, die die spanische Gesetzgebung für eine Fusion von dieser Größenordnung verlangt. In solchen Fällen richtet Brown & McCombie gemeinsam mit dem Kunden eine Arbeitsgruppe ein, die sich regelmäßig trifft. Wenn Sie möchten, können wir jetzt gleich ein Kick-off-Meeting ansetzen, in dem wir …«
    »Sehr gut!«, unterbrach ich ihn. »Aber zuerst müssen Sie uns Ihre Arbeit abliefern.«
    »Ah … Ja natürlich!«
    »Wissen Sie«, sagte ich, indem ich mich ein wenig zu Fuad hinüberbeugte. »Für die kommende Woche ist eine wichtige Versammlung der Käufergruppe Moscow Hotel Investments angesetzt. Dort brauchen sie sämtliche Informationen. Die Fristen müssen eingehalten werden!«
    Fuad sah erneut zu Zabaleta. Aber sein Chef war mit seinen Gedanken ganz woanders. Fuad versuchte seine Aufmerksamkeit zu

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