Der Profi
hättest es zumindest verdient, Fuad. Du hast Seniorqualitäten! Aber warum bist du so ernst?«
»Bin ich doch gar nicht …«, stammelte Fuad, von Barbaras Sex-Appeal verwirrt. »Zabaleta hat mich bloß darum gebeten, ihn bei einem neuen Projekt zu unterstützen. Na ja, um die Wahrheit zu sagen: bei den vorbereitenden Studien zu einem Projekt. Es geht um den Kauf … einer Immobilie. Aber zu niemandem ein Wort, hörst du … Mein Arbeitsplatz steht auf dem Spiel! Don Eleuterio hat mich um größte Diskretion gebeten. Er leitet das Projekt höchstpersönlich!«
Barbara machte eine Bewegung, als würde sie ihren Mund mit einem Reißverschluss verschließen.
»Also gut, dann lass uns endlich bestellen. Ich komm schon fast um vor Hunger!«
Sie wählten ein Gericht von der Speisekarte und gaben dem Ober ein Zeichen.
»Ich arbeite jetzt seit vier Jahren bei Brown & McCombie «, sagte Barbara. »Seit meinem Studium an der Uni. Das ist zwar noch nicht besonders lange, aber ich kenne das Unternehmen einigermaßen. Es heißt, dass die Geschäfte in letzter Zeit nicht besonders gut laufen …«
»Das hab ich auch gehört.«
»Und dabei schuften wir den ganzen Tag in der Firma. Findest du nicht, dass es langsam an der Zeit wäre, dass wir … dass ich erfahre, was wirklich abgeht?«
»Ja … stimmt«, gab Fuad zögernd zu.
»Ein geheimes Projekt im Unternehmen?«, fuhr sie fort. »Fuad, du weißt, wir sind Kollegen, also falls ich dir irgendwie helfen kann, lass es mich wissen.«
Doch Fuad wollte sich mit Barbara eigentlich nur über ihr Leben, ihre Kindheit, ihre Freundinnen und ihre Strandurlaube unterhalten. Das war die Strategie, die er sich vorher mit Marcial überlegt hatte. Jetzt schien es keine Möglichkeit mehr zu geben, das Gespräch in diese Richtung zu lenken. Ihr das Geheimnis des Pink Palace verraten …? Ihm blieb keine andere Wahl, als ihr Rede und Antwort zu stehen.
»Ach, diese Geschichte ist gar nicht so spektakulär, wie sie scheint: ein paar Ausländer, die um jeden Preis ein paar Buden kaufen wollen.«
Barbara schwieg einige Sekunden.
»Ein paar Buden?«
»Na ja, sagen wir besser … Hotels.«
»Was für Hotels denn?«
»Die kennst du sicher nicht!«
Barbara schloss halb die Augen:
»Und die Käufer?«
»Ein russisches Unternehmen. Ich hatte den Namen noch nie gehört.«
»Vielleicht bereiten sie einen Börsengang vor? Es wäre der erste in diesem Jahr. Das wäre natürlich spektakulär.«
Fuad winkte ab:
»Das glaub ich nicht. Das ist kein Unternehmen, das Investoren anziehen könnte … oder ein besonderes Gewicht besitzt …«
Fuads Satz blieb unbeendet, während Barbara sich ein Glas Wasser an die Lippen führte. Ihre perfekten Gesichtszüge erstarrten, dann sah sie Fuad argwöhnisch an.
»Es handelt sich doch nicht etwa um ein … zwielichtiges Geschäft? Ich weiß, dass es im vergangenen Jahr mehrere Geschäftsoperationen gab, bei denen die Steuerbehörde außen vor gelassen wurde. Es ist doch nichts Illegales, oder?«
Sie hatte ins Schwarze getroffen. Fuad war inzwischen zu derselben Überlegung gelangt. Aber um was genau handelte sich dabei? Schwarzgeld? Vertuschung anderer, noch undurchsichtigerer Geschäfte? Steckte etwa die Mafia dahinter? Lag nicht die gesamte Prostitution in den Händen der Mafia? Noch dazu waren die Käufer Russen! Sein Mund trocknete schlagartig aus.
»Keine Ahnung. Heute Nachmittag werde ich ein bisschen im Internet recherchieren. Mal sehen, was ich finde.«
Barbara legte ihre Hand auf die seine.
»Du sagst mir Bescheid, ja?«
Dann näherte sie sich ihm mit dem verführerischsten Geflüster, das der Marokkaner je in seinem Leben gehört hatte, und sagte:
»Übermorgen Abend stellt meine Schwester in einer kleinen Galerie in der Nähe von Atocha ihre Bilder aus. Es ist zwar nicht das Thyssen-Museum, aber wir sind mächtig stolz auf sie. Ich möchte dich gerne dazu einladen.«
»Du bist ja wahnsinnig geworden! Und Seine Kön … ich meine, Alejandro?«
Barbara schien wütend zu werden:
»Ich hab dir schon mal gesagt, dass ich nicht mit ihm zusammen bin. Wir sind bloß Freunde. Aber gut, falls es dich beruhigt: Er ist auf einer Geschäftsreise. In Barcelona auf Kundenbesuch, drei Tage …«
Später, als der Nachtisch eintraf, bekam Fuad einen Anruf von Eleuterio Zabaleta. Er wollte sich dringend mit Fuad an der Rezeption des Hotels Intercontinental Cas tellana treffen, und zwar um Punkt sechs. Der Grund war eine Unterredung mit einem Mann, der
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