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Der Profi

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Titel: Der Profi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fernando S. Llobera
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immer etwas Verwerfliches gewesen, und die Nachrichten, die man ständig im Fernsehen sah, von Frauen, die in sklavenähnlichen Verhältnissen lebten oder gewaltsam festgehalten wurden, waren für ihn nur ein weiteres Argument dafür, dass sein Vater Recht hatte: Der Besuch eines Bordells war eine schwere Sünde gegen Allah und brachte einen direkt ins Fegefeuer der Hölle!
    Als ich zum letzten Mal in einem Bordell war, kam ich mit einem großen Schrecken davon. Es geschah in Kolumbien, in einem Club, wo eine Stange vom zweiten Stock in die Bar hinabführte, ähnlich den Stangen, an denen die Feuerwehrleute nach unten rutschen. Was die Mädchen um die Stange herum boten, war perfekte Akrobatik. Zu viele Gläser Whiskey und ein erfolgreich be endeter Auftrag veranlassten mich, eines von ihnen da rum zu bitten, mir zu zeigen, wie man aus fünf Meter Höhe an dem Metallrohr hinunterglitt. Inmitten der Vorführung betraten Mitglieder der kolumbianischen Streitkräfte, bis an die Zähne mit Sturmgewehren und Handgranaten bewaffnet, den Club. Wenn man schon in einer gefährlichen Stadt Patrouille schieben muss, dann tut man das besser im Schutze eines Bordells … Da konnte ich die Jungs bestens verstehen! Niemand möchte sein Leben für einen mickrigen Sold verlieren. Doch leider trafen sie in diesem Bordell auf eine Versammlung von Drogenbaronen, die gerade eine rauschende Party feierten. Die Soldaten wurden nervös, oder die Drogenmafia hatte an diesem Abend vergessen, ihnen ihre Bestechungsgelder zu zahlen. Jedenfalls endete die Party in einer wilden Schießerei. Insgesamt waren zwei Tote und mehrere Verletzte zu beklagen. Ein Soldat wurde von einer fehlerhaften Handgranate zerrissen, die er am Gürtel trug. Just in dem Moment, als ich aus der Höhe gerutscht kam, durchbohrten mehrere Granatsplitter mein Bein. Aber trotzdem hatte ich Glück: Wäre ich oben an meinem Platz geblieben, wäre ich heute tot. In den Zeitungen des nächsten Tages stand über den Vorfall nicht eine einzige Zeile. Aber so war Kolumbien eben.
    Fuad arbeitete den ganzen Nachmittag wie ein Besessener und reicherte die Unterlagen noch zusätzlich mit Informationen aus dem Internet an, bis er mit dem Ergebnis zufrieden war. Am nächsten Morgen würde er zum Handelsregister gehen und sich nach den offiziellen Zahlen der Vereinigung spanischer Hostess-Clubs erkundigen.
    Bevor er das Büro verließ, wollte er noch etwas über den Käufer Moscow Hotel Investments herausfinden. Dafür besuchte er eine Website, die Auskunft über Firmen- und Unternehmensdaten erteilte. Gegen eine geringe Monatsgebühr konnte man als registriertes Mitglied jede Art von Handelsinformationen, juristische Vorfälle und das Geschäftsprofil jedes in Spanien registrierten Unternehmens mit erstaunlicher Detailgenauigkeit einsehen: Informationen des Handelsregisters, Firmenkapital, wichtige Eckdaten der Firma, Namen des Vorstands, Geschäftsführer, Sekretäre und alle anderen Posten. Fuad fand heraus, dass Moscow Hotel Investments eine Gesellschaft mit Sitz in Moskau war, die über eine Filiale in Spanien verfügte, an der sie mit sechzig Prozent beteiligt war; damit besaß sie unter anderem reguläre Konten in Spanien. Das Unternehmen hatte acht Gesellschafter. (Die vory hätten ihre Beteiligungen auch hinter Scheingesellschaften in Steuerparadiesen oder mit unsichtbaren Strohmännern tarnen können, doch offenbar gingen sie davon aus, dass dies bei einem völlig legalen und registrierten Unternehmen wie Moscow Hotel Investme nts nicht nötig war.)
    Um halb elf in der Nacht hatte Fuad die Liste mit allen Gesellschaftern und Führungskräften von MHI Spain fertiggestellt. Sein Magen knurrte. Er zog sich aus einem der Automaten ein Sandwich und eine Cola. Dann gab er jeden einzelnen der acht Namen bei Google ein.
    Eine halbe Stunde später wusste Fuad über die wahre Identität seiner Kunden Bescheid. Er ging auf die Toilette und musste sich übergeben.
    Zur selben Zeit, als Fuad sich auf der Toilette von Brown & McCombie übergab, stieg ich aus einem Taxi, das mich an der Hausnummer 50 der Calle Atocha absetzte. Mein Treffen mit Moraguer! Auf dem blauen Neonschild über dem Eingang stand in großen Lettern PLANET SEX . Auf der doppelten Glastür prangte auf rotem Untergrund jeweils ein riesiges schwarzes »X«. Beim Betreten des Ladens sprangen einem auf der rechten Seite zuerst die Regale voller DVD s ins Auge, linkerhand ein Portier in einer Kontrollkabine, der einen

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