Der Profi
Wahrheit. War das Geld erst einmal in Moskau angelangt und in Boris Iwanowitschs gigantische Finanzmaschinerie eingeschleust, half auch das beste Fahndungssystem nichts mehr.
»Für uns kommt es vor allem auf eins an: die richtige Verpackung«, bemerkte ich.
Dann suchten wir gemeinsam auf der Weinkarte einen hiesigen Wein aus in der Hoffnung, damit ins Schwarze zu treffen.
Ich war mit der Erwartung zum Abendessen erschienen, dass die CIA versuchen würde, den Preis zu drücken. Doch wenn ich es mir recht überlege, waren fünf Millionen für die amerikanische Regierung Peanuts . Die Einkünfte aus Presse und Vermarktung nach der Publikation der Nachricht waren unendlich viel höher als die mickrige Summe, die Boris Iwanowitsch für die irakische Geisel verlangte. Bevor er antwortete, wartete der Agent, bis der Kellner wieder verschwunden war.
»Ein Hartschalenkoffer Marke Samsonite, dunkel-grau, richtig?«
»Tadellos«, bemerkte ich. »Kleben Sie am besten noch ein Namensschild außen drauf. Ich möchte wie ein stinknormaler Tourist wirken!« Dann stellte ich ihm die Überraschungsfrage: »Übrigens, wie geht’s Eddy Deleo eigentlich?«
Ich war mir sicher, dass die Leute von der CIA , als sie erfahren hatten, dass ich die Verhandlungen führen würde, ihren Mann in Moskau, Eddy Deleo, über mich ausgefragt hatten. Die amerikanischen Agenten unterhalten zahlreiche Kontakte mit meinem Boss Boris Iwanowitsch Tertschenko mit dem gemeinsamen Ziel, die arabische Mafia auf dem Balkan zu kontrollieren. Sie kennen Boris bestens. Aber heute hatten sie es zum ersten Mal mit mir zu tun. Eddy hatte ihnen meinen Lebenslauf mit Sicherheit bis ins kleinste Detail geschildert.
»Er geht nach dem Sommer in Rente«, antwortete der CIA -Agent. »Ein ruhiges Landhäuschen in Maine an der Küste. Wahrscheinlich will er sich dort dem Angeln widmen.«
Dann traf endlich unser Essen ein: würziges Lamm-Kebab mit Kümmel und Joghurt, Pilaf -Reis mit Zwiebeln, in Butter gebratene Paprika- und Tomatenscheiben. Dazu gefüllte Auberginen.
Anschließend fragte der Agent: »Ich sterbe vor Neugier zu erfahren, was Sie vorhaben … Wir werden Ihnen jedenfalls keine Schwierigkeiten bereiten. Abmachung ist Abmachung! Aber die türkische Spionageabwehr ist ganz aus dem Häuschen, dass sie die Festnahme des Irakers nicht für sich verbuchen kann. Am meisten stört sie, dass der Punkt an die Russen geht. Das wird Ihre Beziehungen mit den Türken nicht gerade verbessern. Übrigens, die Landesgrenzen werden streng kontrolliert. Ich schätze mal, Sie haben einen Evakuierungsplan?«
»Wir fliegen mit Turkish Airlines, Businessclass !«
»Ich liebe Ihren Sinn für Humor, Mister Corsini. Wo soll eigentlich die Übergabe stattfinden?«
Bevor ich antwortete, füllte ich unsere Gläser mit Wein und tunkte ein Stück Fladenbrot in die Joghurtsoße.
»Kennen Sie den Großen Basar?«
Der Agent zog die Augenbrauen hoch.
»In der Keseciler-Caddesi-Straße auf dem Großen Basar gibt es einen Laden namens Derwisch . Morgen Vormittag, Punkt elf. Ich vertraue darauf, dass uns keine unangenehmen Überraschungen erwarten. Die CIA würde sich damit keinen Gefallen erweisen. Falls bei der Übergabe was schiefläuft, wäre Boris Iwanowitsch tief betroffen! Jedwede Panne bei der Operation könnte direkte negative Auswirkungen auf seine Zusammenarbeit mit den Amerikanern im Mittleren Osten und in Südosteuropa haben, vergessen Sie das nicht.«
Nebenbei gesagt: Auch ich wäre tief betroffen gewesen, wenn etwas schiefgelaufen wäre. Vor allem wenn ich deswegen in einem türkischen Gefängnis gelandet wäre.
Wie ich bereits erwähnt habe, arbeiten der US -Geheimdienst und die Russenmafia häufig zusammen. Selbst im Fegefeuer braucht es Verbündete! Aktuell versuchen wir gemeinsam die Ausbreitung der arabischen Mafia zu verhindern.
Der Amerikaner wischte sich eine Spur Soße vom Kinn und nickte zustimmend.
»Um Versuchungen vorzubeugen … oder anders ausgedrückt, um sicherzustellen, dass Ihre Diskretion und Verschwiegenheit gegenüber dem türkischen Geheimdienst garantiert sind, haben wir bereits unsere Vorkehrungen getroffen. Sollte irgendwas faul sein oder mich nervös machen, können Sie davon ausgehen, dass Rafi Abd Al-Latif Tilfah Al-Tikriti nicht lebendig aus dem Basar herauskommt.«
Diesmal bluffte ich nicht.
»Wir benutzen dieselben Spielregeln, Mister Corsini«, antwortete der CIA -Mann. »Diese … Übergabe ist für uns wichtig und das Ergebnis
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