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Der Profi

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Titel: Der Profi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fernando S. Llobera
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enger Zusammenarbeit zwischen Ihren und meinen Bossen. Wir werden Ihnen sicher keine Probleme bereiten, obwohl mir ein ruhigerer Ort für den Tauschhandel lieber gewesen wäre.«
    »Mir nicht«, versicherte ich. »Ich liebe Menschenansammlungen!«
    Dann überreichte ich ihm den Koffer des Irakers mit den CD s und den übrigen Dokumenten. »Hier, nehmen Sie das als ein Zeichen unseres guten Willens!«
    Kurz bevor wir zu Ende gegessen hatten, warnte er mich nochmals: Sollte sich das Tauschobjekt nicht in einwandfreiem Zustand befinden, würden die Amerikaner den Handel als gegenstandslos betrachten. »Worauf Sie sich verlassen können …«, beruhigte ich ihn.
    Der Große Basar wimmelte vormittags um Viertel vor elf nur so von Menschen. Vor allem Touristen und Händler, die betuchte Ausländer anlockten und sie zum Feilschen animierten. Wir betraten das Gelände über den Gewürzmarkt. Bekir fungierte als Fremdenführer, Rafi war unser Faustpfand, und ich bildete das Schlusslicht der Gruppe. Immer tiefer drangen wir in das Labyrinth der Pfade und Gässchen des Großen Basars vor. Juri und »Stalin«, meine ossetischen Kameraden, hatte ich vorsorglich in Bekirs Wohnung zurückgelassen. Ihr zotteliges, ungepflegtes Äußeres hätte nur die Aufmerksamkeit der Basar-Wächter erregt, die am Eingang standen. Bekir kannte den Weg durch den Basar wie seine Westentasche. Er stapfte entschlossenen Schrittes voran, Rafi spielte wieder einmal die Memme, und ich sah mich genötigt, ihn unterzuhaken, damit wir nicht zurückblieben.
    Wir schlängelten uns an Hunderten von Ständen vorbei, die das »Blaue Auge« als Amulett in allen Größen anboten, daneben türkische Süßwaren, Kupferleuchter, Wasserpfeifen, Wandteppiche, Läufer, verschiedenste Sorten Kaffee, Kräuter und Gewürze. Im Eiltempo durchquerten wir die Halicilar-Caddesi-Straße, wo uns mehrere Händler sofort ein halbes Dutzend Halstücher aufschwatzen wollten. Schließlich erreichten wir unser Ziel. Der Derwisch ist kein besonders großer Laden, und man kann dort außer Accessoires fürs Badezimmer und Seifenprodukten auch Kleidungsstücke erwerben, die hier unter dem Label »klassische Mode« laufen, auch wenn sie an jedem anderen Ort der Welt als »Secondhandware« verkauft würden.
    Vor dem Laden stand mein Mann von der CIA in Begleitung eines muskulösen Gehilfen, der so tat, als würde er in den Objekten und Produkten stöbern, die überall in Regalen und auf Tischen herumlagen. Er schien sich besonders für Lederjacken, kunterbunte Gürtel und Schmuckstücke verschiedenster Art zu interessieren.
    Wir gingen ohne große Umschweife aufeinander zu. Der Amerikaner überreichte mir den grauen Samsonite Koffer. Da es nicht ratsam war, diesen inmitten der Menschenmenge zu öffnen – angesichts einer solchen Anhäufung von Banknoten wären wir wohl niemals lebendig aus dem Basar herausgekommen, jedenfalls nicht, ohne vorher mehrere Tonnen Teppiche erstanden zu haben –, begaben wir uns mit der Erlaubnis Abdullahs, des Laden besitzers und Freundes von Bekir, in die hinteren Ge schäftsräume. Ein rascher Blick bestätigte mir, dass sich der versprochene Geldbetrag im Koffer befand. Natürlich hatte ich keine Zeit, die Banknoten im Einzelnen nachzuzählen, aber eine kurze Schätzung meines in solchen Dingen erfahrenen Auges führte zu einem zufriedenstellenden Ergebnis.
    »Einverstanden«, schlug ich den Handel ein. Der Agent der CIA besiegelte unser Geschäft mit einer seiner typischen Kopfbewegungen, strich sich den Anzug glatt und befahl seinem Gehilfen, sich um die Geisel zu kümmern. Rafi starrte auf den Boden (ohne Zweifel eine Folge der Beruhigungsmittel, die ich ihm in den Frühstückstee gemischt hatte, damit er nicht auf dumme Gedanken kam).
    Dann sagte ich: »Einen Moment …« Die Amis drehten sich noch einmal um.
    Ich klärte sie über die Sprengstoffladung auf, die ich dem Araber an die Genitalien geklebt hatte. Beide rissen überrascht die Augen auf. Zum ersten Mal sah ich den Agenten der CIA herzlich auflachen. Ich sagte, dass ich bei der geringsten Schwierigkeit den Zünder auslösen würde, was aus einem Abstand von bis zu fünfhundert Metern möglich war. Anschließend könnten sie die Fetzen von Rafis Körper in einem Umkreis von einem Kilometer aufsammeln. Ich warnte sie, dass einer unserer Mitarbeiter ihnen folgen würde – für den Fall, dass sie vorhatten, dem Iraker den Sprengstoff zu entfernen, bevor ich den Basar verlassen hatte. Unser Mann

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